Geklaut aus dem Play, was nach unserem ersten Treffen hier anschließt
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Ich hatte June noch verabschiedet und sie um ein Versprechen gebeten. Dann war ich, nur mit einem Handtuch bekleidet und mit Sachen und der Schüssel bepackt auf dem Weg in mein Zimmer. Ich hörte schon von weitem, dass Hersh vom Bett sprang. Er hatte mich sicher schon um einiges früher wahr genommen. Ein leises Schmunzeln huschte über meine Lippen, als ich schon dabei war, die Türklinke mit meinem Ellenbogen herunter zu drücken. Hersh machte einen Schritt zurück und stand dennoch genau vor mir, als ich das Zimmer betrat. "Musst du mal?" fragte ich, aber eigentlich war mir klar, dass auch er Hunger hatte. Zum Glück waren da noch Reste vom Hasen, die ich getrocknet hatte. Für den Fall der Fälle, denn von meiner Suppe wollte ich ihm nichts abgeben. Notfalls...hätte ich aber auch das getan. "Vielleicht haben sie ja Hundefutter hier... Aber das würde dir wohl eh nicht mehr schmecken. Wenn alles gut geht, gehen wir morgen jagen, okay?". Ich strich ihm über den Kopf und holte die Hasenreste aus meinem Rucksack, um sie ihm hinzuwerfen.
Nicht mehr viel, fast nur Knochen. Ein Seufzen war das nächste, was neben Hershells Kaugeräuschen den Raum erfüllte. Ich legte kurz den Kopf in den Nacken und rieb meine Augen. Fuck....was war das für ein Tag? Meine dreckigen Sachen hatte ich fallen lassen, als ich mich schon mit der Schüssel aufs Bett setzte. Für einen langen Augenblick starrte ich darauf und musste automatisch an June denken, die mir die Schüssel eben noch gebracht hatte. Sie war wirklich hier... Und es schien, als sei alles verziehen, das uns damals unseren letzten Moment versaut hatte. Und doch... war da dieses Drücken, welchem ich ungern näher nachgehen würde. Ich wollte es weder deuten, noch irgendwie oder irgendwann darüber nachdenken. Dabei wusste ich, dass mein Verstand es schon lange tat, im Hintergrund, nur wollte er seine Erkenntnisse noch nicht mit meinem Herzen teilen.
Ende
Nachdem ich für kurze Zeit in meinem Zimmer war und Hersh versorgt hatte, war ich ins Nebenzimmer zu Noellina gegangen. Die Hälfte des Eintopfs war noch in der Schüssel und sollte für sie sein. Ich hatte die Zeit schon gar nicht mehr im Auge, generell an diesem Tag, aber auch, weil ich so sehr mit meinen rasenden Gedanken zu tun hatte, die seit dem Treffen mit June meinen Kopf bevölkerten. Ein kurzer Anfall, oder wie man es denn nennen mochte, war nicht zu vermeiden gewesen. Selbst Schuld, denn ich hatte förmlich darauf gewartet, dass mein Kopf mir wieder Streiche spielte. Noellina hatte davon aber zum Glück nichts mitbekommen. Später musste ich eingeschlafen sein. Ich hatte noch gemerkt, dass auch mein treuer Hund sich aus meinem Zimmer gestohlen hatte, um nicht allein zu sein. Aber auch mich hatte die Müdigkeit früher oder später im Griff und wenigstens für ein paar Stunden dahin gerafft. Es war dunkel, als ich meine Augen wieder öffnete und mir sofort bewusst wurde, dass ich noch immer in Noe´s Zimmer war. Langsam und vorsichtig richtete ich mich auf, ehe ich die schlafende Blondine neben mir ansah. Sie würde sicher wieder tief schlafen und ich hatte auch nicht vor, sie zu wecken. Wieso war ich aufgewacht? Hersh lauschte anscheinend auf etwas, also gab es vielleicht einen Grund, der zwar meine Ohren, aber nicht mein Bewusstsein erreicht hatte und mich somit weckte?
Es war so dunkel, dass ich nur Hershells Silhouette erkennen konnte, aber ich wusste, dass er mich abwartend ansah. Eine Sekunde später stand er auf und lief tapsend zur Tür. Ich richtete mich ebenfalls in den Stand und folgte ihm... Noch war ich ein wenig schlaftrunken, aber ich fühlte mich dennoch schon gestärkter, als am Morgen dieses letzten Tages. Ich öffnete die Tür leise. Da sie nur angelehnt war, klappte das recht gut. Ich lugte nicht erst, sondern trat sofort auf den Flur. Hersh verriet uns recht schnell, da seine Krallen auf dem Holzboden leise klackende Geräusche von sich gaben.
Ich entdeckte June fast sofort und schloss daraufhin die Tür, aus der ich gerade gekommen war, schnell und so leise wie möglich. Dieses Mal mit Türklinke.
Nun befand ich mich schon fast in Erklärungsnot... aber eigentlich auch nicht. Das kam ganz darauf an, wie ich die Sache händelte. Mein müdes aber dennoch frischeres Gesicht verriet, dass ich gerade erst wach geworden war.
"Hey...". Ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab und ich machte schon meine zwei Schritte bis zu ihr, ehe ich weiter redete.
"Ich bin noch nicht mal einen Tag hier und schon im falschen Zimmer eingeschlafen...verrückt." brachte ich, zwar leise, aber definitiv scherzhaft und locker hervor. Dabei zuckte ich mit den Schultern, wirkte aber gleich danach wieder etwas ernster.
"Ich habe ihr etwas zu Essen gebracht. Es geht ihr nicht sehr gut..." fügte ich dann hinzu, damit sie wenigstens das Wichtigste wusste, auch wenn ich nicht davon ausgehen durfte, dass es sie interessierte. Eine seltsam prekäre Situation, die ich vielleicht auch völlig falsch einschätzte. Ich wusste, dass es mir wichtig war, wie sie darüber dachte. Ihre Meinung war mir schon immer wichtig gewesen. Und ich wollte wissen, inwiefern...es sie tangierte. Bisher hatten wir nicht darüber geredet. Nicht so, dass man eine wirkliche und vielsagende Reaktion bekommen hätte. Ich hatte mir vorgenommen mich von allem fern zu halten, was meine Psyche weiterhin bröckeln lies. Aber die Flasche in ihrer Hand sprach etwas anderes...
"Und du...konntest nicht schlafen?". Ich öffnete meine Zimmertür und bedeutete ihr, dass sie eintreten konnte, wenn sie denn wollte, während Hershell sie schon beschnüffelte, ehe er sich an uns vorbei hinein schob. Aber auch ohne den vielversprechenden dunklen Alkohol in ihrer Hand, hätte ich sie hier jederzeit willkommen geheißen. Auch wenn ich mich noch deutlich an die Vergangenheit erinnerte, konnte ich ihr nichts nachtragen. Und ja...vielleicht hatte ich mit dem Nennen meiner Zimmernummer ja genau darauf gehofft, von ihr besucht zu werden.
@June Bowen
