Storytime
Wir befinden uns im Herbst des Jahres 2017. Seit zwei Jahren wandeln sogenannte Zombies auf unserer Erde und machen den letzten Überlebenden das Leben schwer. Das Chaos verbreitete sich schleichend und so nahm der Tod immer mehr von den Lebenden mit sich. Die mit Kampfgeist, Stärke und vor allem Köpfchen, schafften es irgendwie all den Verlust und Schmerz zu verkraften und sich mit der neuen Welt "anzufreunden". Die einen sahen den Ausbruch der Seuche als Strafe, andere wiederum als Neuanfang. Jene, denen in ihrem früheren Leben nie etwas Gutes widerfahren war, ob sie nun selbst daran schuld waren oder der Einfluss anderer Menschen. Mittlerweile ist die Vergangenheit jedoch irrelevant geworden, im Anbetracht dessen, was einem jeden Tag aufs Neue bevorstand. Einige der letzten Überlebenden schlossen sich in Gruppen und Kolonien zusammen, um die Chancen aufs Überleben zu erhöhen und das Lebewesen Mensch zu bewahren. Doch nicht jede dieser Gruppen hat gute Absichten. Den mit dem Tod tat sich ein weiteres Hindernis auf. Misstrauen, Kampf und Krieg. Niemand vertraut dem anderen, selbst wenn er es unter Beweis stellt. Kämpfe wegen Konserven werden ausgetragen und Kriege geführt, weil man am Leben bleiben will. Ein Messer in der Brust eines Feindes als Zeichen des Überlebens...
Team
Date
WeatherDer Herbst ist in Washington eingezogen und macht den Überlebenden zuschaffen. Regenschauer, Stürme und kalte Winde ziehen durch die Straßen und Wälder, während der wandelnde Tod ungehindert weiter mordet. Wer überleben will, sollte sich warme Sachen anziehen und sich einen Unterschlupf suchen, sowie ein paar Konserven bunkern. Vielleicht wäre es sogar sicherer sich einer Kolonie anzuschließen? Doch bedenke, nach dem Herbst kommt der Winter.
NewsflashNeues Jahr neues Glück, neue Beißer. Wir kämpfen weiter gegen die Untoten doch nicht nur diese sind zur Quelle des Bösen geworden. Auch die Menschen sind zu einer großen Gefahr geworden. Die Mitglieder des Hotel Herrenhaus werden dies nun am eigenen Leib erfahren müssen, da das Hotel angegegriffen wird. Werden sie ihr zu Hause verteidigen können und wieso eilt der Güterhof ihnen nun zur Hilfe? - your Last Survivors Team, since March 2018 ♥
#1

𝔽𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤𝕙𝕚𝕡 - this is one soul in two bodies | Noa x Chris

in Verschobene Plays 16.06.2019 19:15
von Christian Black (gelöscht)
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"True friends are never apart
mabye in distance, but never in heart."


@Noa Harel


Irgendwann im Winter, nahe einer großen Mall in DC.
Später & verschneiter Nachmittag..


Würde ich behaupten, das Weiße, vom Himmel fliegende Zeug würde mir Freude bereiten, würde es sich dabei um eine ziemlich große Lüge handeln. Auch wenn mir die Kälte gefiel, so war Schnee für mich vor - wie auch nach dem Ausbruch ein absolut ätzendes, unnötiges Zeug. Schon während ich in meiner Kindheit - wenn man diese als solche bezeichnen konnte - mitbekommen hatte, wie die Nachbarskinder sich an Schneeballschlachten und das suhlen in dieser Matschigen Grütze erfreuten, hätte ich mit einem Bunsenbrenner durch die Straßen laufen können, um all diese Ohrenbetäubenden Freudenschreie mit dem schmelzen des Schnees zum verstummen zu bringen. Ich erinnere mich an die vierte Klasse, als Vater nicht zum ersten mal zu einem Gespräch gebeten wurde, weil ich einem Mitschüler die Nase gebrochen hatte. Es mag nicht nötig oder gar Ehrenhaft klingen, doch er hatte sich tatsächlich getraut einen Schneeball in meinem Nacken zu platzieren, der mir Sekunden später den Rücken runter rann. Im Nachhinein denke ich viel eher daran, wieviel Mumm dieser dämliche Depp besessen hatte, diesen Streich an mir zu vollziehen. Schon damals war ich niemand, der eine große Anzahl von Freunden aufzählen konnte. Im Gegenteil. Ich sorgte eher dafür, dass es sich niemand auch nur wagte, zu versuchen mein Freund zu sein. Nachdem sich meine Mutter mit meiner Schwester aus dem Staub gemacht hatte, gab ich absolut nichts mehr auf Emotionale Bindungen. Insgeheim wird es wohl an einer sich entwickelten Verlustsangst gelegen haben, doch sowas würde ich mir wahrscheinlich bis heute nicht mal selbst eingestehen können. Ich brauchte einfach niemanden, und so sollte es auch bleiben. Der einzige der Platz in dem symbolischen Teil meines Herzens fand, war wohl mein Bruder. Die Bindung zu unserem Vater, verlor sich von Tag zu Tag mehr. Auch wenn man hätte glauben können, dass diese ohnehin nie existiert hatte. Während Raphael danach strebte, alles zu tun um Vaters Stolz zu erlangen, zog ich dessen Zorn quasi Magisch an. Ob gewollt oder nicht, sei dahin gestellt. Man könnte mich als unberechenbar bezeichnen, und vielleicht ist das gar nicht mal so falsch. Ich habe einige Persönlichkeiten. Welche sich gerade zeigt, kommt ganz auf den Menschen und die Situation an. Ich kann mich in einem Moment mit Büchern und das spielen der Gitarre beschäftigen und im nächsten Moment eine Nase zum Knacken und Bluten bringen. Ich kann verdammt charmant sein, es mir aber auch mit jeder weiblichen Person auf dieser Erde innerhalb einer Sekunde versauen. Während ich meist zu Ehrlich bin, mangelt es mir oft an Feingefühl. Immer, eigentlich.

Schon komisch, welch verzweigte Gedankenstränge sich bilden können, wenn man so allein durch eine verlassene Stadt schlendert. Ich entschied mich heute für meine Shadow und einen guten, alten Baseballschläger aus Holz, mit dem ich nun durch den Schnee wartete, als würde ich einen gemütlichen Spaziergang absolvieren. Das Geräusch unter meinen Sneakers machte mich wahnsinnig. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass diese bereits vollständig durchnässt waren und ich meine Zehen nicht mehr spüren konnte. Es müsste circa zwei Stunden her sein, seit ich den Güterhof verlassen hatte. Kam öfter mal vor, könnte ich nun behaupten. Ist allerdings zu einer Routine geworden. Ich brauche diese Freiheit, außerhalb des Lebens innerhalb des Gruppenkomplexes. Mir fehlt die Zeit vor dem Ausbruch mehr, wie ich es jemals zugeben könnte. Ich vermisse meine Bar. Ich vermisse meine Freiheit, ich vermisse meine Stammkunden und die Abende in denen sich meine Bar selbständig machte und irgendwann - irgendwie jeder arbeitete, ohne es als solches zu empfinden. Ich erlebte die besten Gespräche, lernte viel interessantes, ohne etwas dafür tun zu müssen als zu zuhören - Ja, dazu bin ich tatsächlich in der Lage - und konnte tun und lassen was ich wollte, weil ich mein eigener Chef war. In meiner eigenen, großartigen Bar. Ich möchte gar behaupten, sie war die beste in meinem Bezirk. Und die beste Mitarbeiterin, hatte ich obendrein. Ich schnaubte Lächelnd, um den stechenden Schmerz zu überspielen, der mich überkam, wenn ich an sie dachte. Noch nie in meinem Leben hatte es jemals eine Person gegeben, der ich so blind vertraute, die wirklich alle meiner Seiten kannte, ob gut oder schlecht, und mich trotzdem liebte. Wie so oft schüttelte ich meine Gedanken ab, um nicht Nachlässig zu werden. Auch wenn man meinen könnte, ich befände mich gerade in einem Winter Wonderland, konnten jederzeit stinkende Schneetote um die Ecke preschen - ok, ich lache. Preschen ist sowas von das falsche Wort -. Bei denen bleibt es meistens nicht mal. Gibt ja immer noch diese ganzen anderen Clowns, die meinen es wäre super cool eine Show auf zu ziehen, wild um sich zu schießen und seinem nächsten ne Packung Luftballons zu klauen, weil sie denken, sie brauchen nichts dringender. Ich war in gewisser weise auch ein Plünderer. Und manchmal vielleicht sogar ziemlich Gewissenlos und Brutal. Aber niemals ohne gute Gründe. Es ging einfach darum, da- "Was zum.." stieß ich hervor und drehte mich ruckartig um, als unverkennbare Geräusche im Nacken vernahm, und ein duzend Walker aus dem Fenster eines höheren Gebäudes flogen. Ich blieb stehen, als säße ich gerade vor einer Leinwand und sähe mir einen schlechten Film an. Eine Hand in die Hüfte gestemmt und drein blickend wie ein völliger Trottel. Einer von den fliegenden Alkoholikern - so nannte ich die Viecher manchmal, da ihre Gangart mich häufig an betrunkene erinnerten, die durch die Gegend schwankten. - kam so ungünstig auf, dass dessen Kopf sogar bis kurz vor meine Füße rollte. Ich lachte amüsiert auf, bis sich der Haufen zu regen begann, und dreiviertel der Meute sich wieder erhob, als wären sie gerade lediglich von einem Bürgersteig gesprungen. Ich setzte mich in Bewegung und ließ schnellen Schrittes in Richtung des nächsten Gebäudes, da es hier keine großartig besseren Fluchtmöglichkeiten gab."War ja ein ganz Interessantes Schauspiel, aber jetzt muss ich wirklich los." Sprach ich zu den Untoten, als würden sie mir antworten und trat die nächste Tür ohne Probleme ein, um ein zu treten. Es handelte sich scheinbar um eine ehemalige Firma, die mich etwas an die meines Vaters erinnerte. Es gab einen übergroßen Empfang und etliche Aushänge, wie auch Wegweiser. Ich stieg Zwei Stockwerke in die Höhe des Gebäudes, ehe ich wieder zum stehen kam und einen Ort suchte um etwas rast machen zu können. Letztendlich fand ich eine Beschilderung, die zu einer Cafeteria führen sollte, der ich gleich folgte. Vielleicht gab es ja noch was nützliches, was man mal eben Essen konnte. Ich betrat den etwas zu dunklen Raum, konnte aber nichts auffälliges fest machen, weswegen ich weiter hinein trat. Vor mir tat sich eine Silberne Tür auf, die wahrscheinlich zu einer Küche führte und die man scheinbar schwenken musste, um sie öffnen zu können. Ich machte es auf die Altmodische Art und stieß diese mit einem ordentlichen Ruck auf, als ich mich durch ein Geräusch erschreckte und ruckartig umdrehte, um dieses ausmachen zu können. Doch bevor ich noch weiter hätte identifizieren können, woher es kam und was es gewesen sein könnte, knallte mir die Stahltür mit einer solchen Wucht gegen den Hinterkopf, dass ich ohne weiteres zusammen sackte und mit einer kleinen Platzwunde am Schädel das Bewusstsein verlor. Mein Blutverschmierter Schläger flog dabei einige Meter durch den Raum, und ich dazu noch unsanft auf den verdammten Fliesen, was mir weitere, unschöne Schrammen einbrachte. Auf eine dümmere Art und Weise, hätte mir sowas in der Art wirklich nicht passieren können.


zuletzt bearbeitet 16.06.2019 22:25 | nach oben springen

#2

RE: 𝔽𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤𝕙𝕚𝕡 - this is one soul in two bodies | Noa x Chris

in Verschobene Plays 22.06.2019 18:33
von Noa Harel (gelöscht)
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My best Friend, i would lie for, cry for, take a bullet and straight up die for.





Ich mag den Winter nicht. Mochte ihn nie. Und gemessen daran, dass ich meine Heimat schon vor vielen Jahren verlassen habe, ist ein 'kenne ich von Zuhause nicht' wohl eine schlechte Ausrede. Hier in Washington habe ich die ersten Schneeflocken seit meiner Geburt erlebt, war vielleicht am Anfang sogar noch fasziniert davon, habe dann jedoch schnell gemerkt, dass diese Jahreszeit nicht mit allzu vielen guten Eigenschaften gesegnet ist. Die Kälte brennt auf der Haut, macht die Füße in den Schuhen taub und manchmal, wenn man mit dem Kopf in den Wolken steckt, bringt der Winter einen schneller zu Fall, als man fluchen kann. Vielleicht sollte ich mich nicht über diese harmlosen Schneeflocken beschweren, die still und leise vom Himmel fallen und meine Schultern langsam unter sich bedecken, denn es gibt weitaus größere Probleme, mit denen ich mich befassen könnte. Dass ich wohl nicht bis zum Frühjahr überlebe, zum Beispiel. Weil ich einfach verhungern werde oder als Futter für andere Lebensformen ende. Doch wer die Hoffnung verliert, für den ist alles verloren. Das Virus hat mein Dasein zu einer völlig Überflüssigen Tatsache gemacht, niemanden interessiert das Recht mehr und jeder nimmt sich das, was er will, wenn er es braucht. So läuft das jetzt. Jene Jahre, die ich in der Universität verbracht habe, sind letztendlich reine Zeitverschwendung gewesen und von meiner Zeit als Rechtsreferendarin in der Kanzlei will ich gar nicht erst anfangen. Die Menschen sind wieder zu dem geworden, was sie im Grunde schon immer waren: Tiere. Es gilt das Recht des Stärkeren und sonst kein anderes. Darüber muss ich niemanden belehren, jeder weiß bescheid. Früher habe ich es geliebt, zu gewinnen, die beste zu sein, die schnellste zu sein. Der Erfolg hat mich immer angespornt. Und nun verliere ich einen Kampf nach dem anderen.
Die Natur war schon immer ein Wunder und ich glaube, auch wenn ich nicht oft einen Gedanken daran verschwendet habe, war mir klar, dass sie irgendwann mit dem Schläger ausholen würde. Vielleicht war es uns möglich die natürliche Selektion unserer Rasse durch moderne Medizin und Technik für eine Weile zu unterdrücken, doch jetzt, wo wir alle vor den Überresten unserer Existenz stehen, weiß ich, dass sie wieder hier ist. Der Schläger hat mit voller Wucht getroffen. Doch trotz all der negativen Gedanken, die leise durch meinen Kopf schwirren, gibt es etwas, über das ich mich gerade nicht beschweren kann. Das Geräusch des knirschenden Schnees unter meinen Schuhen. Ich habe tatsächlich eine gute Eigenschaft am Winter gefunden, auch wenn sie leider überhaupt keinen Nutzen hat. Fast den ganzen Herbst über habe ich mich außerhalb der Stadt aufgehalten, doch die Kälte hat mich langsam aber sicher wieder hierher zurück getrieben. Ich brauche ein Dach über dem Kopf, haltbare Konserven lassen sich im Nirvana leider nicht finden und auch die Tiere haben sich inzwischen so sehr zurückgezogen, dass man sich durchs Jagen kaum über Wasser halten kann. So laufe ich also wieder durch die leer gefegten Straßen Washingtons, während meine feuchten Haare sich über meinen Schultern zu zarten Locken wellen. Immer wieder zieht es mich in die mehrstöckigen Bürogebäude rund um mich herum und es wäre gelogen, zu behaupten, ich würde nichts brauchbares finden, doch es reicht bei weitem nicht, um über diesen Winter zu kommen. Ich habe weiter abgenommen, mein Gesicht ist blass und von Schrammen übersät - man könnte mich glatt mit einer wandelnden Toten verwechseln. Und doch gebe ich nicht auf. Tali würde wohl behaupten, ich wäre zu stur, um zu sterben – und vielleicht stimmt das auch. Doch der Gedanke an das Gesicht meiner Schwester macht mich traurig und glücklich zugleich. Ein lautes Ächzen reißt mich plötzlich aus den Gedanken und ein Blick über die Schulter genügt, um mir sicher zu sein, dass ich nicht mehr allein bin. Suprise! Ein Beißer, wer hätte es gedacht. Leise seufze ich und wende mich ab, während sich meine Schritte verschnellen und ich versuche, mich außer Reichweite zu bringen. Zu Beginn der Epidemie noch, habe ich wie wild um mich gefeuert und versucht, sie alle dem Erdboden gleich zu machen - inzwischen spare ich mir die Kraft jedoch. Lächle Noa, du kannst sie nicht alle töten.
Schon nach einer kurzen Weile wird aus dem Krächzen beinahe ein ganzes Konzert und langsam aber sicher scheint sich in meinem Rücken eine kleine Horde zu bilden, die in mir das Gefühl eines Déjà-vus hinterlässt. Welchen Fehler habe ich doch gleich gemacht, dass mir diese Strafe wieder einmal verhängt werden muss? Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich in eines der Gebäude zurück zu ziehen und dort auf die Gnade Adonais zu warten, bis mir klar wird, dass es genau diese Gnade nicht gibt. Obwohl ich im jüdischen Glauben erzogen wurde, so weigere ich mich stets, an unseren Gott zu glauben. Wie sollte ich auch, wo bloß noch Elend um mich herum ist?
Obwohl ich eigentlich in Richtung der Mall unterwegs war, so verschwinde ich nun durch den Spalt einer offen stehenden Seitentür in ein Bürogebäude. Durch einen langen Korridor gelange ich in den großzügigen Empfangsbereich, um mich dort einmal genauer umzusehen. Bis auf eine Restrolle von Tape, die unverzüglich in meinen Besitz wechselt, lässt sich hier unten jedoch nicht viel finden, sodass ich nur noch einen flüchtigen Blick durch die große Glasfront des Haupteingangs werfe, ehe ich weiter gehe. Draußen zieht meine kleine Horde derweil voran. Gut so, weg mich euch. Systematisch beginne ich durch die verschiedenen Abteilungen zu laufen und die Büros zu durchsuchen, ehe mich mein Weg über die Treppe weiter nach oben führt. Die Aufzüge stehen natürlich schon lange still. Im zweiten Stock folge ich der Beschilderung in Richtung der Cafeteria und spüre in mir die Hoffnung auf etwas Essbares auflodern, doch ich zügle mein Empfinden. In der Regel wird man nur enttäuscht. Und als ich plötzlich nasse Schuhabdrücke auf dem Boden ausmachen kann, weiß ich, dass mein Tag auf jeden Fall gelaufen ist. Obwohl mir diese Einsamkeit inzwischen stark an die Substanz geht, möchte ich heute keinem Fremden begegnen, mit dem ich mich womöglich noch auseinandersetzen muss. Doch mir bleibt nicht viel übrig, ich brauche dringend etwas zu Essen und wenn ich diese Chance einfach vorbeiziehen lasse, kann ich theoretisch gleich wieder nach draußen laufen und dem Tod in die Arme rennen. Einige male laufe ich den Flur auf und ab, ehe ich mich selbst dazu überreden kann, all meinen Mut zu packen und endlich weiter zu gehen. Natürlich nicht, ohne mir unterwegs ein herumliegendes Brecheisen vom Boden aufzuheben, dessen Ende ich zaghaft über den Boden schleife, um auf mich aufmerksam zu machen. Überraschungsmomente sind nicht gerade meine Stärke und wer auch immer sich dort am anderen Ende der Tür befindet, wird mir sicherlich bald deutlich machen, ob ich hier erwünscht bin oder nicht.
Plötzlich höre ich einen dumpfen Knall und danach herrscht wieder Totenstille. Ich bin unsicher, ob das nun meine Antwort ist, denn unsere Geräusche-Kommunikation erweist sich als nicht gerade deutlich. Darf ich kommen, soll ich gehen? Die Neugier ist es, die mich schließlich durch eine große Tür in die Cafeteria treibt, in der auf den ersten Blick niemanden zu sehen ist. Dann jedoch entdecke ich eine Gestalt am Boden liegen, nahe der Theke, direkt vor der Tür, die offensichtlich zur Küche führen muss. Einen Augenblick lang bleibe ich stehen und beobachte die Person aus der Entfernung, doch sie bewegt sich nicht und liegt stattdessen einfach reglos da, sodass ich irgendwann langsam näher komme. Demonstrativ lasse ich das Brecheisen dabei weiter über den Boden schleifen, als ich plötzlich den dunklen Haarschopf erkenne und das Eisen mit einem lauten Scheppern zu Boden fallen lasse. Ich fühle mich wie gelähmt, meine Knie werden weich und ich weiß mit einem mal nicht mehr, wie ich reagieren soll. Während ich zu atmen vergesse, stelle ich langsam ein Bein vor das andere und bringe auch die letzten Meter zwischen mir und ihm hinter mich, lasse mich unmittelbar vor ihm auf die Knie sinken. Chris. Mein bester Freund, mein Bruder, meine Familie. Meine bessere Hälfte. Der Mensch, von dem ich mir immer sicher war, dass ich ihn nie mehr wiedersehen würde und gleichzeitig wusste, dass er in meinem Herzen trotzdem bei mir war. Verzweifelt beginne ich an seiner Schulter zu rütteln, will ihn zum Aufstehen oder irgendeiner Reaktion animieren und als er sich tatsächlich regt, ist meine Faust auf einmal schneller als mein Kopf. Reflexartig schnellt sie in sein Gesicht und genauso schnell, wie ich ihm eine verpasst habe, ziehe ich meine Hände auch wieder zurück. Mein Herz rast und ich meine den Schmerz, den ich ihm gerade zugefügt habe, selbst zu spüren. Ich bin heillos überfordert. „Oh mein Gott.“, stammle ich vor mich hin. Mein Kopf erleidet einen totalen Aussetzer, ich kann es förmlich aus meinen eigenen Ohren rauchen sehen und nachdem ich so lange stark gewesen bin, erlaube ich es meinem Körper nun, Schwäche zu zeigen. Meine Augen füllen sich mit Tränen.
Du kämpfst, ich kämpfe. Du schreist, ich schreie. Du leidest, ich leide. Du bist mein bester Freund bis ans Ende der Zeit und noch weit darüber hinaus.


@Christian Black


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#3

RE: 𝔽𝕣𝕚𝕖𝕟𝕕𝕤𝕙𝕚𝕡 - this is one soul in two bodies | Noa x Chris

in Verschobene Plays 03.07.2019 23:59
von Christian Black (gelöscht)
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@Noa Harel <3


Hätte ich mich bei diesem absolut makellosen Unfall selbst beobachten können, läge ich jetzt nun mit hoher Wahrscheinlichkeit vor Lachen weinend in der nächst besten Ecke. Nicht ganz so amüsant war allerdings die Tatsache, dass ich nun ein gefundenes Fressen für jeden Beißer und auch für jeden Mordlustigen Menschen bot. Ich lebte die letzten Monate zwar mit einer Einstellung, die dem Tot Gleichgültigkeit entgegen brachte, doch wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wollte ich gar nicht in die ewige Dunkelheit gleiten. Vielleicht war die Welt nicht mehr das was sie einmal war, doch insgeheim hege ich die Hoffnung, eines Tages wieder in meiner Bar stehen zu können. Mich mit meinen Gästen über die jetzige Zeit zu unterhalten, während ich meine Spirituosen verteile. Meine Familie ist am Leben. Bestehend aus meinen beiden, bekannten Geschwistern. Und es gibt noch so vieles, was wir nach holen müssen. Ich kenne meine Schwester kaum und könnte es mir nicht verzeihen ab zu treten, bevor ich ihr bewusst gemacht haben könnte, dass nicht ich derjenige war, der sich dazu entschieden hat uns zu trennen. Nicht ohne Grund hege ich bis heute eine Große Verachtung gegenüber unseren Eltern. Offen darüber sprechen, würde ich allerdings nie. Es gab nur eine Person, die die Tiefsten Ecken meiner Psyche in und auswendig kannte und diese werde ich nie wieder sehen. Ob ich mich jemals wieder jemandem so weit öffnen konnte? Unwahrscheinlich. Auch wenn ich in den wenigen, vergangenen Wochen, ein gesundes Vertrauen zu Isabella aufgebaut habe, kann ich es nicht wagen, diese verborgene Verletzlichkeit auf dem Silbertablett zu präsentieren. Für alle aus dem Güterhof bin ich der kleine Bruder des Anführers, der die Drecksarbeit erledigt, macht was er will und sich für nichts interessiert außer für sich selbst. Und das ist gut so. Manchmal ist es besser, den Schein zu wahren. Ansonsten bist du nur noch gefundenes Fressen für diejenigen, die denken über dir zu stehen.

Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen ist, seit meine Stirn die Tür geküsst hat. Zumindest erlange ich langsam aber sicher mein Bewusstsein wieder, was mir verrät, dass ich noch nicht Tot bin. Aber wer weiß, in welcher Lage ich mich gerade befinde. Das einzige was ich gerade von meinem Körper spüren kann, sind die endlosen Schmerzen in meinem Dickschädel und meinem Knie. Ich kann dumpfe Geräusche ausmachen, habe jedoch keinen blassen Schimmer, worum es sich dabei handeln könnte. Meine Muskeln wollen nicht arbeiten, meine Gelenke sich nicht in Bewegung setzen. Ich versuche etwas Konzentration auf zu bauen, doch das einzige was passiert, ist das es sich anfühlt, als würde ich mich gleich das zweite mal mit der Tür erschlagen. Und dennoch, nehme ich plötzlich ein dumpfes Geräusch war. Es hört sich an wie ein Scharben, oder Kratzen. Als würde jemand.. etwas über den Boden ziehen. Ich kann nicht mal sagen, ob ich es mir vielleicht einbilde, doch mein Unterbewusstsein setzt sich bereits mit dem Gedanken auseinander, bald in das nicht vorhandene Jenseits zu gleiten. Es ärgert mich, mich nicht bewegen zu können. Ich spüre Wut in mir aufsteigen, mit einem zunehmendem Schmerz in den Schläfen und doch, passiert absolut nichts. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Sollte es wirklich so zu Ende gehen? Selbst ausgeknockt mit einer Tür und alleine sterbend, vor einer verlassenen Cafeteria. Ich muss zu unvorsichtig gewesen sein. Mir musste jemand gefolgt sein. Die Geräusche kamen immer näher, und mittlerweile bin ich mir sogar ziemlich sicher, meinem Ende entgegen zu treten, ohne in der Lage zu sein mich ein letztes mal wehren zu können. Ich seufzte in Gedanken und meine den Atem an zu halten, als das Geräusch abrupt endet und darauf ein lautes Scheppern folg. Und danach, für einen kurzen Moment, absolute Stille, ehe ich plötzlich durchgeschüttelt wurde, als befände ich mich auf einem Fahrgeschäft eines Jahrmarktes. Meine Schläfen drohen zu explodieren, und meine Reflexe setzen endlich wieder ein, um meine Hand langsam in die Richtung meines Kopfes zu lenken, während ich ein lautstarkes Stöhnen aufbringe. Ich will die Augen öffnen, doch das Licht welches bereits durch meine geschlossenen Augenlider dringt, ist unerträglich. Und dann trifft mich auch schon ein Schlag, der mich beinahe zurück in die Ohnmacht geworfen hätte. Ich stöhne erneut auf und erreiche mit der Hand meine Nase, die unaufhörlich zu bluten begonnen hat. Ich kann das Blut schmecken, und lache dreckig durch den doppelten Schmerz hindurch. Ich huste etwas und lasse mir meinen Sarkasmus auch bis zum vermeintlichen, bitteren Ende nicht nehmen. "Du schlägst wie ein Mädchen." Kommentiere ich noch immer lachend und war bereit für den letzten Schlag, oder Schuss, oder was auch immer, als ich ein 'Oh Gott' vernehme, welches meine Adern gefrieren lässt. Ich reiße die Augen auf und schnappe nach Luft, doch ich kann sie nicht lange genug offen halten um sie an die Lichtverhältnisse gewöhnen zu können. Dennoch schnelle in die Höhe und kämpfe gegen den Schwindel und den Schmerz an, während ich meine Hände ausstrecke und mir mein Herz aus der Brust zu springen droht. "Das kann nicht.." Stammle ich vor mich hin. "Ich muss in der Hölle gelandet sein." Höre ich mich sagen und ignoriere das leichte Dröhnen in meinen Ohren. Meine wahrscheinliche Gehirnerschütterung musste mir Wahnvorstellungen eingebracht haben, oder ich habe mich schlicht und ergreifen vertan. Doch diese Stimme, und die Art und Weise, auf welche diese einfachen Worte ausgesprochen wurden, gab es nur einmal auf der Erde. Hat es nur einmal gegeben. Ich kann mich nicht länger zurück halten und reiße erneut die Augen auf, halte mir zum Schutz die Hände vors Gesicht. Mein Herz hämmert noch immer wie wild gegen meine Brust und ich kann sie weinen hören. "Wer zur Hölle bist du?" Frage ich mit einem verzweifelten Unterton, nicht wahr haben wollend, dass es sich tatsächlich um meine bessere Hälfte halten konnte. Ich nehme meine Hände weg und blinzle etliche male, die Schmerzen bereits vollständig ausgeblendet, während sich das Bild vor mir langsam aber sicher verdeutlicht. Mein Mund steht offen und ich rege mich nicht, atme nicht, Lebe vielleicht auch nicht. Vor mir sitzt eine Frau, in der Gestalt meiner Besten Freundin und starrt mich durch glasige Augen an. Meine eigenen füllen sich ebenfalls mit Tränen und beginnen unkontrolliert über mein Blutverschmiertes Gesicht zu laufen. "Noa!" Schreie ich, als würde sich dieses Bild jeden Moment in Luft auf lösen, ehe ich nach vorne Presche, um meine Arme um sie zu schließen. Ich schluchze, und es ist mir völlig gleichgültig. Ich bin nie jemand gewesen, der diese Verletzlichkeit mit anderen teilte, doch jetzt, in diesem Moment, war mir alles egal. Ich stemme mich zurück, sehe ihr ins Gesicht und wische mit ihren Tränen auch etwas von dem Dreck aus ihrem Gesicht. Dann packe ich ihr Gesicht und küsse sie etliche male auf die Stirn, halte ihr Gesicht in meinen Händen und starre sie an. "Ich sage ja, ich muss in der Hölle gelandet sein." Grinse ich, völlig überfordert, glücklich, benebelt. "Entweder das, oder ich halluziniere. Du kannst nicht echt sein." Schüttle ich ungläubig den Kopf und umarme sie erneut, ihren ausgehungerten Körper an mich drückend. "Herrgott, Noa. Ich dachte ich sehe dich nie wieder." Schluchze ich ein letztes mal, ehe ich mich bemühe, meine gewophnte Fassung zurück zu erlangen und die Realität vollends wahr zu nehmen. Denn von irgendwo aus diesem Gebäude fangen Geräusche an zu hallen, die kein Happy End versprachen und ein längeres Verharren am selben Fleck zunichte machten. Warum sollte es auch so einfach sein?


zuletzt bearbeitet 04.07.2019 00:00 | nach oben springen


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