Storytime
Wir befinden uns im Herbst des Jahres 2017. Seit zwei Jahren wandeln sogenannte Zombies auf unserer Erde und machen den letzten Überlebenden das Leben schwer. Das Chaos verbreitete sich schleichend und so nahm der Tod immer mehr von den Lebenden mit sich. Die mit Kampfgeist, Stärke und vor allem Köpfchen, schafften es irgendwie all den Verlust und Schmerz zu verkraften und sich mit der neuen Welt "anzufreunden". Die einen sahen den Ausbruch der Seuche als Strafe, andere wiederum als Neuanfang. Jene, denen in ihrem früheren Leben nie etwas Gutes widerfahren war, ob sie nun selbst daran schuld waren oder der Einfluss anderer Menschen. Mittlerweile ist die Vergangenheit jedoch irrelevant geworden, im Anbetracht dessen, was einem jeden Tag aufs Neue bevorstand. Einige der letzten Überlebenden schlossen sich in Gruppen und Kolonien zusammen, um die Chancen aufs Überleben zu erhöhen und das Lebewesen Mensch zu bewahren. Doch nicht jede dieser Gruppen hat gute Absichten. Den mit dem Tod tat sich ein weiteres Hindernis auf. Misstrauen, Kampf und Krieg. Niemand vertraut dem anderen, selbst wenn er es unter Beweis stellt. Kämpfe wegen Konserven werden ausgetragen und Kriege geführt, weil man am Leben bleiben will. Ein Messer in der Brust eines Feindes als Zeichen des Überlebens...
Team
Date
WeatherDer Herbst ist in Washington eingezogen und macht den Überlebenden zuschaffen. Regenschauer, Stürme und kalte Winde ziehen durch die Straßen und Wälder, während der wandelnde Tod ungehindert weiter mordet. Wer überleben will, sollte sich warme Sachen anziehen und sich einen Unterschlupf suchen, sowie ein paar Konserven bunkern. Vielleicht wäre es sogar sicherer sich einer Kolonie anzuschließen? Doch bedenke, nach dem Herbst kommt der Winter.
NewsflashNeues Jahr neues Glück, neue Beißer. Wir kämpfen weiter gegen die Untoten doch nicht nur diese sind zur Quelle des Bösen geworden. Auch die Menschen sind zu einer großen Gefahr geworden. Die Mitglieder des Hotel Herrenhaus werden dies nun am eigenen Leib erfahren müssen, da das Hotel angegegriffen wird. Werden sie ihr zu Hause verteidigen können und wieso eilt der Güterhof ihnen nun zur Hilfe? - your Last Survivors Team, since March 2018 ♥
#1

Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 16.03.2019 19:20
von Jackson Vane (gelöscht)
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Jackson war die letzten zwei Tage auf Versorgungs- und Plünderungstour in der Nähe der Marymount University und nun auf dem Rückweg zur Kolonie. Der ehemalige Marine war auf solchen Touren grundsätzlich alleine unterwegs. Nicht nur, dass er keinen sonderlich großen Wert auf Gesellschaft legte, die ihn nach kürzester Zeit nur nerven würde. Der noch viel gewichtigere Punkt war, dass er dem Großteil der Kolonie-Bewohner schlicht und einfach nicht traute. Wenn es hart auf hart kam konnte man nur auf sich selbst zählen. Wer anderen blind vertraute, war früher oder später zum Tode verurteilt. Eine Lektion, die Jackson vor einigen Jahren auf die harte Tour hatte lernen müssen. Als Jugendlicher und später als Marine hatte er sich durch seinen Mut, seine Hilfsbereitschaft und seine unerschöpfliche Loyalität der US Navy und den Vereinigten Staaten ausgezeichnet und war somit ein wahrer Vorzeige-Marine, auf den sein Land und sein Vater gleichermaßen stolz waren. Ein schöner Schein, der ihn bei einem Auslandseinsatz fast getötet hätte. Nur seiner Weitsicht und schnellem Handeln war es zu verdanken, dass zahlreiche Zivilisten und letztendlich auch er selbst überlebten. Die meisten seiner Einheit hatten nicht so viel Glück. In manchen Nächten wachte er schweißgebadet auf, weil ihn noch immer die Schreie und Hilferufe seiner Kameraden verfolgten, denen er damals nicht helfen konnte. Diese Alpträume ließen ihn selten mehr als 4 Stunden am Stück durchschlafen. Ein Punkt von vielen, warum er sein Bett mit keiner Frau über Nacht teilte. Zu den anderen Punkten an einer anderen Stelle. Diese Erfahrung hatte sein Wertesystem komplett umgekrempelt und von dem ehemaligen opferbereiten Marine war nicht mehr sonderlich viel übrig geblieben. In dieser neuen, unschönen Welt war Jacks ein egoistischer und skrupelloser Mistkerl, der sich ohne Rücksicht auf Verluste nahm, was er wollte. Und bis auf die beiden Black-Brüder war ihm kein Mensch wichtiger als er selbst und jeder in seiner Nähe tat gut daran, das eigene Leben nicht in seine Hände zu legen. Dieser Jemand würde leider eine böse Überraschung erleben.

Wie dem auch war. Die Plünderungstour war recht erfolgreich gewesen. Er hatte einige Konserven und sogar etwas frisches Gemüse erbeuten können, ebenso eine Handvoll Waffen. Die kleine Gruppe von ehemaligen Studenten, die sich im Gebäude der ehemaligen juristischen Fakultät der Universität zurückgezogen hatten, leisteten nur sehr geringen Widerstand. Akademiker halt, wie Jackson schnell festgestellt hatte. Schon fast schade. Eigentlich hatte er sich auf ein bisschen Aktion und eine ordentliche Schlägerei gefreut, wo er zumindest einen Teil der Aggressionen hätte abbauen können. Einem von den Jungs ein blaues Auge zu verpassen hatte nicht den gewünschten Effekt gehabt. Aber es musste fürs Erste reichen. Und vielleicht würde er ja auf dem Rückweg einer Horde Beißer begegnen. Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gedacht, machte der Motor seines Geländewagens plötzlich seltsame Geräusche und wenige Meter weiter kam er ruckelnd zum Stehen. „Verdammt!“, machte Jacks seiner Wut darüber lautstark Luft. Der Wagen hatte erst vor einer Woche Probleme gemacht und er hatte ihn von einem der Bewohner reparieren lassen, der eigenen Angaben zu Folge früher Kfz-Mechaniker gewesen war. Da sah man mal wieder, was es einen brachte, wenn man sich auf andere verließ. Weiterhin laut fluchend und um sich tretend stieg er aus dem Wagen aus und wollte sich den Seesack mit den geplünderten Sachen schnappten, als er in der Nähe ein für diese Welt typisches Ächzen und Schlurfen hörte. Der Ex-Marine hielt in der Bewegung inne, sah sich zu allen Seiten aufmerksam um und griff an die Pistole und das Messer an seinem Gürtel. Unweit des Westeingangs des Arlington Nationalfriedhofs raschelte es im Gebüsch und wenige Augenblicke später stampften auch schon ungefähr 10 Untote auf ihn zu. Andere Menschen hätten jetzt vielleicht die Füße in die Hand genommen und wären weggelaufen. Aber Jackson ging keinem Kampf aus dem Weg. Dabei war es ihm egal wie tot oder lebendig seine Gegner dabei waren. „Na los. Kommt schon näher, ihr verdammten Drecksviecher“, rief er ihnen mit einem freudlosen Lachen entgegen, bevor er loslief und den ersten in der Reihe mit einem gezielten Kopfschuss den Gar ausmachte. Da aber Abwechslung wichtig war, packte er für die nächsten Zombies die Pistole weg und benutzte sein Messer, womit er zum Nahkampf überging. Die ersten vier und oder fünf von ihnen erledigte der Ex-Marine nahezu spielend. Aber ganz offensichtlich war irgendwo in der Nähe ein Nest, es wurden auf jeden Fall immer mehr. Aber Jackson hatte weiterhin alles unter Kontrolle. Oder zumindest glaubte er das. In einem kurzen Moment hatte er keinen Blick dafür, was hinter seinem Rücken passierte. Diese verhängnisvollen Sekunden nutzte ein noch junger Beißer, dessen Gehirn offensichtlich noch zu einem geringen Teil funktionierte, diese Schwäche und griff mit den Händen nach seinem Hals. Er versuchte sich zu befreien, aber dies war nicht so einfach, weil er weiterhin mit dem Beißer vor sich zu kämpfen hatte, der einfach nicht abkratzen wollte. „Arghh“, kam es krächzend aus Jacks‘ Mund, als er versuchte, den hinteren Beißer über seine Schulter zu werfen. Langsam, aber sicher wurde die Situation brenzlig.

@Aurelia Vane


zuletzt bearbeitet 16.03.2019 20:08 | nach oben springen

#2

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 25.03.2019 23:45
von Aurelia Vane (gelöscht)
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Aurelia hält auf der Feuertreppe der Bowlingbahn inne und lauscht beinahe andächtig. Autos sind selten geworden, kaum vorstellbar, dass sie einmal natürlicher Bestandteil des Straßenbilds waren, es sogar bestimmten. Noch vor nicht allzu langer Zeit war die Stadt, sogar die ganze Welt voll von ihnen gewesen. Oder zumindest war es nicht allzu lange her, wenn man die Geschichte der Menschheit als zeitlichen Maßstab nahm. Aber die Zivilisation hat sich auf zahllosen Ebenen mit erschreckender Geschwindigkeit so schnell zurückentwickelt, dass fehlende Autos kaum mehr als ein verräterisches Zeichen dieser Veränderung sind. Aus soziologischer Sicht vielleicht lediglich interessant, aber menschlich oder gar persönlich gesehen in vielerlei Hinsicht ebenso beängstigend wie die Zombies, die sich an die Spitze der Nahrungskette geschoben haben. Jedenfalls für Aurelia, deren Überleben ihr selbst manchmal wie die bei anerkannten Wissenschaftlern umstrittene universelle Wahrscheinlichkeitsschranke erscheint. Im selben Moment, als sie wieder damit beginnt, die Leiter nach unten zu klettern, kann sie den Motor des Wagens stottern hören bis er ganz abstirbt. Sie blickt über ihre Schulter hinüber zur anderen Straßenseite, hinter der sich der Arlington Friedhof in seiner gleichzeitig erschreckend wie beruhigenden Größe ausbreitet wie ein Tableau. Davor steht jenes Überbleibsel einer allzu nahen Vergangenheit, an die sie sich nachts vor dem Einschlafen wie in Zeitlupe erinnert und dafür sorgt, dass sie ihren leichten Schlaf beibehält, hochschreckt bei jedem Geräusch - real oder im Traum. Es ist ein Geländewagen, aber nicht die Art, die wohlhabende Männer früher ihren gelangweilten Ehefrauen gekauft hatten, für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Damen beim hin und her kutschieren ihrer Kinder vom Sportplatz zum Kino womöglich mal einen Feldweg entlangfahren mussten. Es ist ein richtiger Militärgeländewagen, was auch erklärt, weshalb er noch Benzin zum Fahren hat. Jemand mit Zugang zu so einem Wagen verfügt auch die Mittel, dafür zu sorgen, dass er sich damit fortbewegen kann. Oder zumindest bis eben noch fortbewegen konnte. Schmunzelnd setzt Aurelia ihren Abstieg fort, während im Hintergrund erst eine Autotür zugeschlagen wird, dann ein lautstarkes Fluchen ertönt. Am Ende der Leiter angekommen hält sie kurz inne, zurrt den Rucksack zurecht und macht kopfschüttelnd Anstalten, sich in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg nach Hause zu begeben. Soweit man eine Villa vollgestopft mit mehr oder weniger durchgeknallten Wissenschaftlern und deren überbordendem Equipment wirklich Zuhause nennen mochte. Es ist ein Instinkt ohne Namen, der sie dazu bringt, sich umzudrehen. Im ersten Moment geht sie einfach nur, lediglich die Richtung hat sich geändert. Aber schon nach wenigen Schritten beginnt sie zu laufen. Weiter hinten neben dem Wagen kann sie nicht nur die Silhouette eines Mannes erkennen, sondern auch die noch immer erschreckend menschlichen Gestalten mehrerer Beißer. Das Fluchen des Mannes ist abgelöst worden durch die Geräusche des Kampfs, den er ohne zu zögern begonnen hat. Er bewegt sich mit der ungezügelten Kraft eines Raubtiers, da ist kein Zögern und keine zurückhaltende Vorsicht. Sie hat Männer gesehen, die kämpfen wie er, und nicht selten haben sie ihr Angst gemacht, ohne dass sie die Ursache jener unbestimmten Furcht näher hätte definieren können, und so war diese irrationale Empfindung stets ihr Geheimnis geblieben. Die Vorstellung, dieser Mann könnte ihre Hilfe benötigen, ist lächerlich, aber in diesem Moment denkt sie nicht darüber nach, handelt bloß und folgt einer Routine, die sie nie als ihre eigene betrachtet hat. Als sie ihre Waffe zieht, kann Aurelia noch immer Aris Worte hören. Nicht das Atmen vergessen. Es war ein offenes Geheimnis gewesen, dass Aurelia nach Möglichkeit immer einen Bogen um die Trainingsstunden auf dem Schießstand gemacht hat. Sie mochte das kalte Gewicht der Pistole in ihrer Hand nicht, mit der man eine Kugel durch eine Million Möglichkeiten und mehr als einen Traum jagen kann. Manchmal jedoch hatte sich der Colonel durchgesetzt, weder Entschuldigungen noch Ausreden gelten lassen und dafür gesorgt, dass auch sie sich hin und wieder dort blicken ließ. Dass ihr das ausgerechnet im Rahmen einer Apokalypse zugutekommen würde, hätte dabei wohl keiner ahnen können, egal welche gesponnenen Szenarien sich Aurelia zum Vergnügen hin und wieder ausgedacht hatte. Aber letzten Endes war nichts so verrückt wie die Realität, nur das Vergnügen ließ noch immer auf sich warten, obwohl sie sich Mühe gab, ihre positive Grundeinstellung und ihren sonnigen Blick auf die düsterer werdende Welt zu behalten. Einer der Beißer fällt von hinten über den Mann her, der zum ersten Mal kurz wirkt, als geriete er in Bedrängnis. Seine Bemühungen lassen jedoch nicht nach, von taktischen Rückzügen scheint er nicht sonderlich viel zu halten. Aurelia legt die Waffe an, nicht das atmen vergessen. Es ist ein guter Schuss, aber zugegebenermaßen ist sie trotzdem vor allem erleichtert, dass sie den Kopf des Zombies trifft, ohne dabei den Mann an- oder gar zu erschießen. Sie will ihm etwas zurufen, gerade als er eine ruckartige Bewegung macht und sie zum ersten Mal sein Profil sehen kann, ein Gesicht, dass ihr nur allzu vertraut, dank des Barts zugleich aber fremd ist. Die Worte bleiben ihr im Hals stecken. Von einer Sekunde auf die andere hat sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Sie ist zu überrumpelt, zu überrascht und schockiert um Angst zu haben, trotz der Zombies, von denen einige der noch Verbliebenen jetzt auch auf sie aufmerksam geworden sind. Sie wechselt die Pistole in die linke Hand, holt mit der Rechten das Messer hervor und lässt die Klinge herausspringen, obwohl es ihr bedeutend lieber wäre, weiterhin so viel Abstand wie möglich zu den Beißern zu halten. Aber Munition ist kostbar, ein Gedanke, der sie zögern lässt. Ihr Blick huscht zurück zu ihm, noch immer hat sie ihre Stimme nicht wiedergefunden, obwohl sie unbedingt den Namen des Mannes sagen will, in dem sie ihren Bruder wiedererkannt hat.

@Jackson Vane


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#3

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 30.03.2019 15:55
von Jackson Vane (gelöscht)
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Jackson war noch nie einer Konfrontation oder einem Kampf aus dem Weg gegangen. Auch nicht als Marine. Allerdings hatte es damals deutlich mehr gebraucht, um die Situation eskalieren zu lassen und ihn dazu zu bewegen, eben eine solche Konfrontation entstehen zu lassen. Nur wenn es die Situation wirklich erfordert hatte, war er handgreiflich geworden. Wenn Unschuldige in Gefahr waren oder jemand die Werte gefährdete, für die er kämpfte und sein Leben riskierte. Werte, die ihn beinahe getötet hätten und die sich als verdammte Farce herausgestellt hatten. Jackson war mehr als wortwörtlich für diese Werte durch die Hölle gegangen. Und das mehr als einmal. Nur, um irgendwann zu erfahren, dass ihn die Regierung, für die seine Kameraden ihr Leben gelassen hatten, sie alle nur benutzt und hintergangen hatte. Ihnen Lügen aufgetischt und bewusst im Glauben gelassen hatten, das Richtige zu tun und unschuldigen Menschen zu helfen, nur um an Öl und andere Ressourcen des Landes zu kommen, in dem sie gerade Krieg führten. Seitdem war der Geduldsfaden des Ex-Marines ziemlich kurz und er ging keinem Konflikt aus dem Weg. Jeder, der meinte, eine Diskussion mit ihm anfangen zu müssen oder ihm ungefragt seine Meinung zu sagen, bekam unverzüglich seinen kalten Spott, Sarkasmus, Wut und gerne auch offen zur Schau gestellten Hass zu spüren. Die Meinungen anderer interessierten ihn selten und er machte, was er wollte. Raphael und die Hierarchie der Kolonie stellte da mehr oder weniger erzwungen eine Ausnahme dar. Aber nicht umsonst stand er bei den Koloniemitgliedern in dem Ruf, erbarmungslos und unberechenbar zu sein. Bei Konfrontationen schlug er gerne zuerst zu, bevor er Fragen stellte. Fremden gegenüber hatte er noch weniger Skrupel und Hemmungen und war es jedem, der ihm auf seinem Weg begegnete, dringend geraten, ihn nicht unnötig wütend zu machen. Denn in dieser Welt schreckte Jackson nicht davor zurück, auch einen Schritt weiterzugehen und kurzen Prozess zu machen, wenn es um Vorräte oder andere Ressourcen ging. Jeder Tag war ein Tag ums Überleben und da war sich jeder selbst der Nächste.
Der Kampf mit den Beißern hatte dahingehend den großen Vorteil, dass er sich Raphael gegenüber nicht rechtfertigen musste, wenn er einem der Koloniemitglieder mal wieder etwas zu grob entgegen getreten war. Jackson legte all seinen Hass und seine Wut in seinen Kampf mit den Untoten und ging mit grober Aggressivität vor. Von Zurückhaltung oder Taktik keine Spur. Jacksons Kaltblütigkeit und Abgebrühtheit hatte allerdings auch einen ziemlichen Haken. Die damit verbundene Arroganz und Überheblichkeit verhinderten, dass der Ex-Marine die Situation und seine eigenen Chancen realistisch einschätzte, ganz so wie man es ihm in seiner Ausbildung beigebracht hatte. Dann hätte er sicherlich erkannt, dass die Horde von Zombies einfach zu groß war, um von einem Mann alleine erledigt werden zu können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Er war wie in einem Rausch, als er den ersten Beißer erledigt hatte. Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und verstärkte somit seinen Hang zu voreiligen Handlungen. Er hatte nur einen Blick für das, was vor ihm geschah. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis sich einer der Beißer von hinten an ihn heranschlich. Die Situation war nun um einiges schwieriger geworden, aber noch lange nicht aussichtslos – zumindest wenn man Jackson fragte. Diese plötzliche Wendung hatte seinen Überlebensinstinkt geweckt und seine Kräfte noch einmal mobilisiert. Es gelang ihm tatsächlich, den Zombies vor ihm mit einem gezielten Tritt von ihm wegzuschleudern, sodass er beide Hände für den an seinem Hals frei hatte. Aber bevor er diesen mit seiner gesamten Körperkraft über seine Schulter werfen konnte, hörte er plötzlich einen Knall in unmittelbarer Nähe und kurz darauf war der Kopf des Zombies explodiert und sein Gesicht mit Blut und Gehirnmasse übersät. Jackson achtete jedoch nicht wirklich darauf. Er spuckte kurz den Teil des Zombies aus, der in seinem Mund gelandet war, und blickte sich dann mit konzentrierten und wütenden Gesichtsausdruck um. Im Augenwinkel sah er eine brünette junge Frau ein paar Meter von ihm entfernt stehen, die noch immer eine Pistole in der Hand hielt und ihn entgeistert anstarrte. Auch wenn sich auch bei dem Ex-Marine eine gewisse Wiedererkennung im Blick widerspiegelte, konnte er diese im ersten Augenblick nicht einordnen. Oder vielmehr wollte er es nicht. Wiedererkennung bedeutete jemanden aus seiner Vergangenheit zu begegnen. Und das bedeutete eventuell, an seine Zeit als Marine erinnert zu werden. Eine Zeit, mit dem er abgeschlossen hatte und er hegte keinerlei Interesse daran, diese Zeit wieder aufleben zu lassen. Daher drehte er sich nun ganz um und ging mit schnellen und zielgerichteten Schritten auf die Brünette zu. Es war fast so, als hätte Jackson die Zeit als Marine völlig ausgeblendet und jede Person von damals aus seinem Gedächtnis gelöscht. „Für wen hältst du dich? Lara Croft oder was? Pack deine Pistole weg und sieh‘ zu, dass du Land gewinnst“, meinte er mit herablassender und arroganter Stimme, als die Zombies nun auch sie ins Visier nahmen. Er dachte nicht lange nach und schubste sie grob zur Seite, um den Zombie neben ihr auszuschalten. Erst als er sich dann wieder zu ihr umdrehte und ihr das erste Mal bewusst in die Augen sah, erkannte er sie. „Aurelia?“,entfuhr es ihm zu seinem eigenen Missfallen deutlich überraschter und verwirrter als ihm lieb war. Zu mehr kam er nicht, da sich bereits zwei weitere Biester auf ihn stürzten. Aber seine Konzentration ließ nun deutlich zu wünschen übrig. Immer wieder schweifte sein Blick rüber zu seiner Halbschwester. Aber irgendwann war auch der letzte Zombie erledigt und er konnte sich endlich auf die Brünette konzentrieren. Sein Blick war undurchsichtig, als er auf sie zutrat. „Was zur Hölle machst du hier?“, fragte er sie und verstaute sein Messer in seinem Gürtel. Es war keine sonderlich intelligente Frage. Aber mehr fiel ihm in diesem Moment nicht ein.

@Aurelia Vane


zuletzt bearbeitet 30.03.2019 15:59 | nach oben springen

#4

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 28.04.2019 17:32
von Aurelia Vane (gelöscht)
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Wie vom Donner gerührt verharrt Aurelia und starrt ihn an, die Waffe fast vergessen in ihrer Hand. Es ist lange her, dass sie sich gesehen haben, weit vor dem Ausbruch der Seuche. Und damals ist ihr Verhältnis zu ihrem Leidwesen nicht mehr das Beste gewesen, bis es am Ende immer schwerer geworden war, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Nur, was sind Meinungsverschiedenheiten angesichts der Apokalypse, angesichts der sehr realistischen Chance, die Menschen nicht mehr wiederzusehen, die einem wichtig sind? Es ist lange her, dass sie jemanden aus ihrem alten Leben getroffen, aus der Zeit vor der Apokalypse. Den Anschluss, den sie in der Villa von van Lier gefunden hat, beruhte vor allem auf einer Zweckgemeinschaft, Geben und Nehmen. Ihre eigene Motivation ließ sich dabei keineswegs als uneigennützig bezeichnen. Irgendwie hat sie es geschafft, sich ihr sonniges Gemüt und ihren uneingeschränkten Optimismus trotz aller Probleme und Verluste und angesichts der insgesamt eher aussichtslosen Lage zu bewahren. Deshalb gelingt es ihr zwar vor den Menschen, die sie nicht gut genug kennen um hinter ihre Maske zu blicken, die an ihr nagende Sehnsucht nach außen hin zu verbergen, aber es verging kein Tag, an dem sie ihre Freunde, ihren Bruder nicht vermisst. Erst seine grobe Reaktion erinnert sie daran, dass die Situation noch lange nicht unter Kontrolle ist, gleichzeitig versetzt es ihr einen kurzen, deshalb aber nicht weniger schmerzhaften Stich, fragt sie sich doch, ob er sie wirklich nicht wiedererkannt hat. Diese Befürchtung erweist sich jedoch als unbegründet, er hat sie wiedererkannt. Ihr Herz scheint einen Schlag aussetzen zu wollen und am liebsten würde sie tausend Fragen auf einmal stellen, aber ihnen bleibt keine Zeit, sich einander zu widmen, denn noch immer kommen vereinzelt Zombies näher. Der Mann, der ihr Bruder ist, zögert nicht. Den ersten Zombie tötet er, noch ehe dieser sie erreichen kann, dann stürzt er sich wieder ins Getümmel, und auch sie selbst setzt alles daran, sich mit dem Messer zu verteidigen, das sie bei sich trägt. Allein wäre sie in einer Situation wie dieser verloren, ihre Chancen stünden denkbar schlecht, was es nur umso törichter macht, dass sie sich überhaupt erst eingemischt hat. Aber was, denkt sie bei sich, was wenn sie es nicht getan hätte? Ob sie ihren Bruder jemals wiedergesehen hätte? Wie stünden die Chancen dafür? Schließlich ist es geschafft und es kehrt eine im Vergleich zum noch vor Sekunden herrschenden Durcheinander eher unnatürlich wirkende Stille ein. Aurelias Atem geht schnell und das Blut rauscht in ihren Ohren, als sie mit zitternden Fingern die Waffe wegsteckt. Jetzt erst merkt sie, dass ihr die Knie weich geworden sind, und sie ahnt, dass der Schrecken sie einholen wird, sobald das Adrenalin nachlässt. Am Arm kann sie den Bluterguss bereits fühlen, der sich dank des recht unsanften Schubsers von Jackson bis morgen gebildet haben wird. Als sie noch klein gewesen ist, hatte ihr Bruder sie damit geneckt, dass man sie nur schräg ansehen müsse und sie schon blaue Flecken bekomme, und bis heute hat sich nichts daran geändert. Aber das kümmert sie nicht im Geringsten, im Gegenteil: Ihre Augen beginnen zu leuchten, das ganze Gesicht wird erhellt von einem strahlenden Lächeln - ihre Wiedersehensfreude ist greifbar. Dass er seinerseits dagegen wenig erfreut klingt, sie wiederzusehen, und sogar noch weniger erfreut aussieht, sogar abweisend? Spielt keine Rolle für sie, sie ignoriert es gekonnt, ebenso die Frage, was sie hier eigentlich zu suchen hatte - ihre Nase in Dinge stecken, die sie nichts angingen.Er lebt, das ist alles, was für Aurelia zählt. Also eilt sie ohne zu zögern zu ihm, wirft sich ihm wie ein Gummiball mit aller Kraft entgegen und schlingt ihm die Arme um den Hals. „Jacks!“ Sein Name geht beinahe unter in einer undefinierbaren Mischung aus ersticktem Schluchzen und erleichtert-überraschtem Lachen. Auf den Gedanken, dass ihm ihre Begeisterung und ihre offene, unverstellte Freude womöglich unangenehm sein könnte, kommt sie gar nicht. „Jacks“, sagt sie noch einmal, dieses Mal etwas deutlicher, und dann will sie das Erste wissen, das ihr in den Sinn kommt, auch wenn sie nicht sicher ist, ob sie die Antwort darauf wirklich ertragen kann: „Weißt du etwas von Mom und Dad?“

@Jackson Vane - oje, entschuldige fürs lange Warten


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#5

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 11.05.2019 19:31
von Jackson Vane (gelöscht)
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Diese Begegnung mit der Vergangenheit hatte er wirklich nicht kommen sehen und dadurch traf ihn die Erkenntnis umso härter, dass ihm hier gerade seine Halbschwester gegenüberstand. Aurelia, die Tochter seines Vaters und seiner Stiefmutter. Einige Jahre zuvor hätte er sich unendlich gefreut, sie lebendig und offensichtlich unversehrt wiederzusehen. Und hätte diese Freude auch ganz offen gezeigt. Aber die Zeiten haben sich geändert. Und damit meinte er nicht die Apokalypse. Sondern vielmehr die Zeit, als er endlich die Scheuklappen abgenommen und erkannt hatte, das alles eine verdammte Lüge war, wofür er als Marine gekämpft hatte. Der mitfühlende, selbstlose und hilfsbereite Kämpfer für Gerechtigkeit war verschwunden. Übrig geblieben war ein zynisches und skrupelloses Arschloch, was nur an sich dachte und einen Scheiß auf die Gefühle anderer gab. Natürlich hatte auch Jackson seine dunklen Geheimnisse, die ihn quasi dazu zwangen, andere Menschen vor den Kopf zu stoßen und nicht an sich heranzulassen, um sein Image als Arschloch gerecht zu werden. Niemand sollte von den quälenden Alpträumen erfahren, die ihn jede Nacht heimsuchten und ihn immer und immer wieder in den Krieg zu schicken und miterleben zu müssen wie seine Kameraden getötet wurden. Niemand sollte wissen, dass er um sich schlug und schweißgebadet aufwachte, weil er die schrecklichen Erinnerungen nicht abschütteln konnte. Einer der vielen Gründe, warum er sein Bett seitdem nie mit einer Frau geteilt hatte. Er nahm sich, was er wollte. Schnellen Sex, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Er suchte weder menschliche Nähe noch nach emotionalen Bindungen, geschweige denn nach Liebe. Dass dies die Frauen meistens nicht ganz so gut aufnahmen, wenn der Ex-Marine ihnen dies offen ins Gesicht sagte – nach dem Sex wohl gemerkt – war nicht sonderlich verwunderlich. Er konnte die unzähligen Ohrfeigen und Beschimpfungen nicht mehr zählen, die er kassiert hatte. Aber wie alles andere war ihm auch das egal. Jackson hatte mit allem abgeschlossen, was ihn in irgendeiner Weise emotional angreifbar machen konnte. Und die plötzliche und völlig unvorhersehbare Begegnung mit seiner Halbschwester konnte all das mit einem Mal in Gefahr bringen und seine Fassade wie ein Kartenhaus zusammenbrechen lassen. Denn im Grunde war es nichts anderes. Auch wenn Jackson es sich selbst gegenüber nicht eingestehen wollte. Tief in seinem Inneren hatte er auch nach alle den Jahren noch immer stark mit dem Verrat zu kämpfen, den die Militärführung der US Navy an ihm und seinen Kameraden begangen hatte. Und Aurelia als Teil seiner Familie und seiner Vergangenheit hätte die Macht, all das an die Oberfläche zu bringen; ob nun gewollt oder unbeabsichtigt. In ihrem Fall wohl allerdings vermutlich gewollt. Die Brünette hatte sich zumindest früher nie von irgendwem oder irgendetwas davon abgehalten, ihren Willen durchzusetzen. Im Zweifel hatte sie die Menschen in ihrer Umgebung einfach so lange bequatscht bis diese entnervt aufgegeben und ihr das gegeben hatte, was sie wollte. Er hatte da keine Ausnahme dargestellt. Und wenn sie sich nur etwas von diesen Charaktereigenschaften bewahrt hatte, würde Jackson ein verdammtes Problem bekommen.
Und die Bestätigung seiner Vorahnung erfolgte nur wenige Augenblicke später, als ihre Augen zu leuchten begannen und sich ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht legte. Er hatte keine Chance sich in irgendeiner Weise in Sicherheit zu bringen oder sich abzuwenden, so schnell stand sie direkt vor ihm und schlang die Arme um seinen Hals. Jacks. Den Rufnamen aus ihrem Mund zu hören, versetzte ihn sofort wieder in eine Zeit zurück, in der die Welt noch in Ordnung war. Als sie Familie Vane eine stolze amerikanische Familie war. Als Jackson seinen Vater unendlich stolz gemacht hatte, als er ihm verkündete, in seine Fußstapfen treten zu wollen und sich den Marines anzuschließen und für die Werte der freien Welt zu kämpfen. In einer Zeit, als er Aurelia vor allem Bösen beschützen wollte, welches auf der Welt lauerte. Aber hier und jetzt war alles anders. Er hatte sich verändert und er konnte und wollte diese körperliche Nähe nicht länger ertragen. Mit einer schon fast schroffen Bewegung schob er sie von sich weg und trat gleichzeitig einen Schritt zurück. Sein undurchsichtiger Blick bohrte sich in ihren, obwohl er den starken Drang verspürte, den Blick abzuwenden. All die Emotionen, die sie verströmte und die ungehindert auf ihn einprasselten, überforderten ihn von Sekunde zu Sekunde mehr. Er musste das hier beenden. Und zwar schnell. „Wieso sollte ausgerechnet ich etwas über sie wissen?! Ich habe sie seit dem Augenblick nicht mehr gesehen, als Dad bewusst geworden war, dass ich seine Sicht der Dinge nicht mehr teile und ihn unendlich enttäuscht habe. Seine Worte, nicht meine“, erwiderte er mit tonloser Stimme, als sie sich nach ihren Eltern erkundigte. Ihm war bewusst, dass er sie mit diesen Worte vor den Kopf stoßen würde. Sie war immer schon ein Familienmensch gewesen. „Ich wiederhole mich ungern, Aurelia. Sag mir endlich, was du hier machst“, griff er seine Frage von vorhin wieder auf, wobei seine Stimme einen autoritären Ton angenommen hatte. Natürlich machte diese Frage auch beim zweiten Mal nicht wirklich mehr Sinn, aber er war es nicht gewohnt, dass er sich wiederholen musste. Die Leute in der Kolonie wussten wie er reagierte, wenn ein Gespräch länger als nötig dauerte.

@Aurelia Vane - sorry, nicht mein bester Post...


zuletzt bearbeitet 11.05.2019 20:59 | nach oben springen

#6

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 19.05.2019 20:09
von Aurelia Vane (gelöscht)
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Für die wenigen Sekunden, in denen Aurelia sich an Jackson drückt, ist Aurelia einfach nur glücklich. Sie schließt die Augen, er ist am Leben und sie hat ihn wiedergefunden, reiner Zufall. Sie hat sich nie ausgemalt, wie ein Wiedersehen mit ihm oder ihren Freunden aussehen könnte, stets nur eine diffuse Gewissheit empfunden, dass es irgendwann stattfinden würde. Wenn sie es getan hätte, wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass es ihr Gegenüber nicht dieselbe Freude empfinden würde wie sie selbst. Jetzt jedoch fühlt sie seine Hände auf ihren Schultern, und die Illusion zerbricht, als er sie unsanft von sich schiebt. Ein Sturm an Gefühlen rauscht über Aurelia hinweg, schnell und unerwartet, und auf ihrem Gesicht abzulesen wie auf einem Spiegel. Die Überraschung, die sie ob der ablehnenden Haltung ihres Bruders empfindet, wird zu Unverständnis, sie runzelt die Stirn und starrt ihn verwirrt an, während sie versucht, sich auf seine kühlen Worte einzustellen. Jedes einzelne von ihnen ist wie ein Stich, und der Schmerz, den seine Reaktion schließloch auslöst, ist roh und unverfälscht: Er flackert in Aurelias Augen auf und legt sich wie ein Schatten über ihr Gesicht. Sie versucht gar nicht erst, sich zu verstellen, so wie sie ihr Herz auf der Zunge trägt, liegen ihre Emotionen stets für alle offen sichtbar. Sie ist nie gut darin gewesen, irgendetwas zu verbergen, noch hat sie das jemals gewollt oder für nötig gehalten. Es liegt nicht allein daran, dass er sie grob von sich schiebt, sondern auch, dass er danach noch weiter demonstrativ Abstand zwischen sie beide bringt. Dass er redet, als lägen nicht Monate und Tod und Verderben zwischen ihrem letzten Wiedersehen und jetzt. Ist es ihm egal, dass sie noch am Leben ist? Es scheint ihm egal zu sein, und das Gefühl der Zurückweisung breitet sich in ihr aus wie ein Tropfen Tinte, der ins Wasser fällt. In seinen Worten liegt ein Vorwurf, den sie weder zuordnen, geschweige denn sich erklären kann. Anders als Aurelia ist Jackson sehr gut darin, eine Maske aufzusetzen, tatsächlich ist er darin noch besser geworden als er es früher schon war. Sein Gesicht gibt nichts preis, was alles nur noch schlimmer für sie zu machen scheint, ahnt sie doch nicht im Geringsten, welche Wirkung sie auf ihn hat. „Es…“, sie schluckt, dann reißt sie sich zusammen, „Es ist eine ziemlich logische Frage für ein Widersehen unter den gegebenen Umständen, Apokalypse und so weiter.“ Die Worte kommen ihr fast so unbeschwert über die Lippen wie sonst auch, aber ihre Miene verrät, dass sie nicht damit gerechnet hat, dass Jackson sie so unwirsch behandelt und keinerlei Regung angesichts des Wiedersehens zeigt. Sie erzählt ihm nicht, dass auch sie nichts mehr von ihren Eltern gehört hat – weniger, weil seine klare Ansage nur allzu deutlich gemacht hat, dass es ihn nicht interessiert, sondern weil ihre eigene Frage ihre Ahnungslosigkeit in dieser Hinsicht bereits offenbart hat. Hilflos sucht sie seinen Blick, hofft noch immer, dass er sie in den Arm nimmt oder zumindest auf irgendeine Weise zeigt, dass er froh ist, sie zu sehen, und erleichtert, dass sie noch lebt. Dass sie ihm nicht gleichgültig ist, eine Möglichkeit, die sie in diesem Moment keineswegs schon bewusst erfasst hat. Eigentlich ist Aurelia nicht auf den Mund gefallen, üblicherweise ist eher das Gegenteil das Problem, nämlich dass es ihr schwerfällt, den Mund zu halten. Jetzt aber weiß sie nicht, was sie ihm antworten soll, seine Frage ergibt keinen Sinn und sein Verhalten ist ihr so fremd, dass sie für einen bizarren Augenblick glaubt, der Mann vor ihr sei gar nicht ihr Bruder. Am Ende ist es der Klang seiner Stimme, der sie mit seiner endgültig aus ihrer Erstarrung reißt und das genaue Gegenteil von dem bewirkt, was mit dieser Art Bestimmtheit üblicherweise bezweckt werden soll. Würde sie darüber nachdenken, könnte sie sich sofort vorstellen, wie erfolgreich er damit ist, dass er damit Eindruck macht. Aber Autorität hat sie noch nie übermäßig beeindruckt, passt das Konzept doch einfach nicht zu der Art und Weise, wie ihr Verstand funktioniert, und egal was hier gerade passiert, er ist ihr Bruder. „Was ich hier mache? Tja. Immer noch atmen, offensichtlich“, gibt sie jetzt beinahe fröhlich zurück, und nur leichtes Zittern in ihren Worten ist Beweis dafür, dass sie gerade keineswegs vollkommen sie selbst ist. Wider besseren Wissens tritt sie erneut einen Schritt auf Jackson zu, um die Distanz wieder zu überbrücken, die er zuvor aufgebaut hat. Sie hat die Hand schon nach ihm ausgestreckt, nur um sie wieder sinken zu lassen, denn plötzlich traut sie sich nicht mehr, ihn zu berühren. „Wie geht es dir, Jacks?“, will sie wissen, ihr Blick wandert über ihn um zu sehen, ob er im Kampf verwundet wurde, ob er sich äußerlich verändert hat, als könnte man ihm ansehen, wie es ihm in den vergangenen zwei Jahren ergangen ist, und überhaupt hat sie so viele Fragen, die mit einem Mal alle auf einmal aus ihr hervorzusprudeln drohen. Auf seiner Wange klebt Blut, ist es sein eigenes oder das eines Zombies? „Bist du verletzt, wo bist du gewesen, wo bist untergekommen, was hast du gemacht, geht es dir gut, warum bist du so…?“ Sie wird immer leiser, und am Ende unterbricht sie sich selbst. Unwillkürlich legt sie ihre Hand auf ihren Arm, und der Blick, mit dem sie ihn ansieht, wirkt hoffnungsvoll und flehend zugleich, weil sie noch immer glauben will, dass sich diese Begegnung nicht so weiterentwickelt, wie sie begonnen hat.

@Jackson Vane


zuletzt bearbeitet 19.05.2019 20:12 | nach oben springen

#7

RE: Sometimes the past catches up with you. No matter how hard you've tried to leave it behind [Aurelia & Jackson]

in Verschobene Plays 04.06.2019 17:35
von Jackson Vane (gelöscht)
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Wenn er nur etwas in sich hineinhorchte, war er natürlich froh darüber, dass sie noch lebte. Denn auch wenn er keine Skrupel hatte oder zögerte, jemanden umzubringen, wenn es die Situation erforderte, war es ihm natürlich nicht egal, ob jemand aus seinem Vergangenheit noch lebte oder bereits tot war. Erst recht nicht bei Aurelia, der vermutlich einzige Mensch aus seiner Familie, der ihm noch irgendetwas bedeutete. Aber er verbot sich strikt, dieses Gefühl zuzulassen. Er ahnte, dass er damit etwas lostrat, was er nicht mehr aufhalten oder gar kontrollieren konnte. Da war es besser, sie vor den Kopf zu stoßen und sie so dazu zu bringen, weiter zu ziehen und ihr Leben ohne ihn weiterzuführen. So war es am besten. Für ihn und für sie. Darüber hinaus wollte er nicht, dass sie in die Nähe der Traitors kam. Die Menschen dort waren grundsätzlich ähnlich wie er, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen – skrupel- und gnadenlos sowie extrem gewaltbereit. Für sie konnte es dort gefährlich sein und das galt es unter allen Umständen zu verhindern. Natürlich redete sich Jackson ein, dass er sie nur deshalb von der Kolonie fernhalten wollte, damit er nicht rund um die Uhr ihren Babysitter spielen und dafür sorgen musste, dass sie keine Dummheiten anstellte. Da kam es ihm mehr als gelegen, dass er seine wahren Gefühle schon immer hervorragend hinter einer Maske verstecken konnte und seinen Mitmenschen glaubhaft machen konnte, was immer er wollte. Und hier und jetzt wollte Jackson, dass seine Halbschwester glaubte, dass ihn ihr Schicksal nicht sonderlich interessierte und er kein Interesse daran hatte, eine Willkommensparty für sie zu schmeißen und ihr Wiedersehen tränenreich zu feiern. Der Blick in ihre Augen war kalt und emotionslos, als sie versuchte, sich trotz allem ihre Unbeschwertheit und Fröhlichkeit zu bewahren, als sie ihm auf seine dämliche Frage antwortete, was sie hier machte. Gerade so, als wollte sie ihn damit provozieren und eine Reaktion herauskitzeln. Gleichzeitig blieb ihm jedoch auch nicht die Hilflosigkeit verborgen, die sich in ihren Augen widerspiegelte. Etwas, was etwas in ihm auslöste. Ein Gefühl, welches er schon so viele Jahre nicht mehr empfunden hatte und den Drang in ihm auslöste, seine Maske fallen zu lassen und sie einfach in die Arme zu schließen. Den Tod und die Qualen für einen kleinen Moment hinter sich zu lassen und diese emotionale Schwäche einfach zuzulassen. Aber das war unmöglich. Er musste Stärke und Härte beweisen, um ihrer beiden Leben nicht ungebremst ins Chaos zu stürzen. Aber wie zu erwarten war, hatte auch Aurelia nichts von ihrer Sturheit verloren und gab einfach nicht auf, den Jacks von damals in ihm zu sehen. Ein Mann, der tief unter einer Schicht von Arroganz, Wut und Kaltherzigkeit verborgen war. Der aber zu seinem Missfallen dennoch existierte, wie ihm in diesem Augenblick bewusst wurde. Nahezu fluchtartig trat er einen Schritt zurück, als sie die Distanz zu ihm verringerte. Sein Blick war starr auf ihre Hand gerichtet, die sie gehoben hatte und nach ihm ausstreckte, diese aber dann zurückzog. Gut. „Es geht mir gut. Das ganze Blut und die Gedärme stammen von dem Zombie, dem du vorhin den Kopf weggeschossen hast, wenn dir das schon wieder entfallen sein sollte“, erwiderte er immer noch unterkühlt, aber längst nicht mehr so aggressiv. Der Schuss war riskant gewesen und erst jetzt hatte er einen Moment, um ihre Aktion nachzudenken, die ziemlich waghalsig war. Dieser Gedanke ließ ihn argwöhnisch eine Augenbraue hochziehen. „Wolltest du mich eigentlich mit der Aktion umbringen? Ich kenne dein Talent im Umgang mit Schusswaffen. Aber einfach drauf halten ohne Rücksicht auf Verluste war ja schon immer deine Devise gewesen...“, warf er ihr entgegen und er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme dabei leicht spöttisch klang und es für einen Moment so war wie früher, als sie mal wieder viel zu impulsiv gehandelt hatte ohne nachzudenken. Verdammt. Er durfte das hier nicht in die Länge ziehen und den Geist der Vergangenheit in Gestalt seiner Schwester in sein Leben lassen. Aber er ahnte bereits, dass es dafür dank seiner unüberlegten Worte zu spät war.

@Aurelia Vane


zuletzt bearbeitet 04.06.2019 20:38 | nach oben springen


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