@Elena PageFreundschaften waren für die junge Blondine unmöglich zu schließen. Der Weg dorthin, sympathisch auf jemand anderen zu wirken, zu schwer, um die Erfahrung einer aufrichtigen und wirklichen Freundschaft zu machen. Sam war ein Freund, wie auch immer er dazu geworden war. Vielleicht stimmte es wirklich und man fand zu jedem Topf den passenden Deckel, auch wenn der Topf, den Johan darstellte eine sehr seltsame und seltene Form hatte. Die Frauen, die sie bei sich aufnahmen, sie zu einem Teil ihrer Gruppe machten hatten alle eine unterschiedliche Meinung zu ihr und letztendlich war sie nur Teil dieser, weil die Anführerin etwas für sie Übrig hatte. Etwas, was Johan Unbehagen bereitete und versuchte ihnen aus dem Weg zu gehen. Bei einer dieser Aktionen hatte sie sich zu einer neuen Insassin dazugesellt, vorgelogen, sie würde sie kennen, um ihre Ruhe zu haben. Die Neue, lernte in den ersten paar Sekunden eine gespielt freundliche Seite an Johan können, die im nächsten Moment haltlos einstürzte und präsentierte, was sich dahinter vergarb. Hohn, Verachtung und Arroganz prasselten auf die Insassin Elena, wie sie sich später vorstellte, ein und so konnte sie sich unverzüglich ein Bild von der Blondine machen. Diese hatte nicht vor, sie sich zur Freundin zu machen, dementsprechend behandelte sie die Brünette auch an den folgenden Tagen, bestand aber darauf ihr 'Schutz' zu bieten, sollte sie ihrer Gruppe aus dem Weg gehen wollen. Kein Wunder, dass es zwischen den beiden immer wieder zu Unstimmigkeiten kam, allerdings fand Johan etwas an der Dunkelhaarigen, was ihr dennoch irgendwie gefiel. Sie würde es nicht zugeben, aber sie bevorzugte Gesellschaft, die kontern konnte und sich von ihr nicht unterbuttern ließ oder gleich eingeschnappt war.
Es war wieder einer dieser Tage. Ein Tag an dem die Decke direkt über dem oberen Doppelstockbett einzustürzen drohte und die Blondine lebendig begraben würde. Ein Tag, an dem sie die Finger der Ganganführerin um ihr Handgelenk spürte und wie sie versuchte Johan für sich zu gewinnen oder wohl eher sie zu ihrem Spielzeug zu machen, ob sie wollte oder nicht. Tage, die sie auf ewig hassen würde, weil sie an ihre Mutter, Francis und Sam dachte und zu jedem dieser unterschiedliche Gefühle hatte, die sie nicht einordnen konnte. Etwas, was sie noch nie konnte und können wird. Gefühle waren schon jeher zu stark, zu unkontrolliert und überwältigend, dass sie ein Sklave ihrer eigenen Emotionen war und sich von jenen leiten ließ. Die Ausmaße davon stets unvorhersehbar.
Sich vom Bett geschwungen, drückte sie sich die Hände auf die Schläfen und versuchte die Worte der polnischen Anführerin zu ignorieren. Der Druck um ihr Handgelenk verstärkte sich und die kurzen Fingernägel borten sich dennoch bereits in ihr Fleisch.
"Lass mich los.", fauchte die Blondhaarige und verschwand aus ihrer Zelle in den 'Gemeinschaftsraum', der die Zellen miteinander verband. Es war ihr Glück, dass sie die Zelle mit zwei ruhigeren und emotional stabilen Insassinen teilte und auch diese nicht zu einem Problem wurden. Die Polin hatte bereits Überlegungen angestellt, wie sie sich in die Zelle befördern könnte oder die Wärter dazu bekommt Johan in ihre Zelle zu verlegen. Zum Glück, kam es bisher nicht dazu.
Bei den Toiletten angekommen, stützte sie ihre Arme auf dem Waschbecken rand ab und drehte den Wasserhahn auf. Immer wieder füllte sie ihre Hände mit Wasser und schlug sich jenes ins Gesicht, in der Hoffnung, es würde ihr helfen. Den Blick wieder gehoben, traf ihr Augenpaar auf eine bekannte Gestalt.
"Ist was?!", keifte sie die Brünette an, die eben in den abgeteilten Raum gekommen war.
"Spar dir einen dummen Kommentar, Page." Mit dem Unterarm wischte sie sich über das mit wütenden Zügen verzogene Gesicht und trat einen Schritt auf die Frau zu. Es war ihre Art auf alles und jeden loszugehen, wenn sie schlechter Laune war, egal ob diese Person eigentlich nichts dazu beigetragen hatte.