Wir waren noch nicht lange in diesem alten Hotel, welches wir schon seit Wochen wieder auf Vordermann brachten. Und doch fühlte es sich tatsächlich schon wie eine neue Heimat an. Es war anstrengend, das Gebäude ohne einen Baumarkt um die Ecke, bewohnbar zu machen, aber bisher lief es dennoch ganz gut. das Wichtigste war aber, dass auch mein Bruder hier war und ich Aris, sowie Josie begegnen durfte, der mir gleich ein sicheres Gefühl gab. Da das Hotel recht abseits von Washington stand, hatten wir vorerst auch erstmal keine anderen Menschen erwartet oder gesehen.
Ich war heute ziemlich früh wach geworden und hatte mich daran gemacht, Holz zu hacken. Das war natürlich nicht gerade eine leise Arbeit, weswegen meine Waffe unweit von mir lag, falls sich doch ein paar Beißer hier her verirrten. Zuerst hatten wir die Mauer so gut es ging, repariert, das Tor geölt, damit wir es auch schnell rein und raus schafften. So waren wir wenigstens so vor den nach Fleisch verlangenden Biestern gschützt. Das hieß aber nicht, dass ich die Vorsicht ausser Acht ließ. Gerade hatte ich wieder einen Stapel fertig, als ich ihn auch schon in eine Schubkarre packte, um ihn an die Mauer nach vorn zu bringen. Der Winter würde schneller kommen, als wir alles soweit fertig hatten. Deshalb musste es einen Plan B geben. Feuer war sicher nicht die beste Idee, da es auch andere anlocken konnte, aber es war derzeit die einzige Option, uns im Winter warm zu halten. Es fühlte sich ironisch an, dass ich schon im August daran dachte, vor allem, weil die Sonne mir nun schon seit zwei Stunden auf den Kopf prasselte, aber ich hatte nicht vor, hier so schnell wieder zu verschwinden.
Gerade, als ich begann, die Holzstücke auf einen größeren Stapel zu befördern, hörte ich jemanden von der Mauer her rufen. Da wäre jemand, eine Frau...
Es war unschwer zu erkennen, dass sich schnell die Sorge in meine Züge stahl, als ich auch schon zum nahegelegenen Tor hechtete. Der Anblick, welcher sich mir dort bot, ließ mich kurz stocken. Ich kannte diese Frau...ziemlich gut sogar. Kurz dachte ich, ich hätte schon einen Sonnenstich, aber ich war ja nicht der Einzige, der sie sah.
"Meghan..." hauchte ich leise, ehe ich mich wieder sammelte und darum bat, das Tor zu öffnen. Gefühlte Minuten dauerte es, ehe ich schon durch die winzigen anfänglichen Spalt hindurch schlüpfte und sie sofort erreichte. Sie war am Tor erschöpft zusammen gebrochen. Ohne zu zögern hob ich sie auf meine Arme und brachte sie auf das Gelände, in den Schatten des Gebäudes. Auf der Treppe, die zum Eingang führte, legte ich sie so vorsichtig wie möglich ab und rannte zurück um meine Wasserflasche zu holen, die ich noch ein paar Meter weiter liegen hatte. Bei dieser Hitze musste man hydriert bleiben... Joe hatte mich schon des Öfteren verwarnt und gesagt, dass ich zu wenig darauf achte. Und ich hatte mir das zu Herzen genommen.
Mit schnellen Schritten kam ich wieder bei Meg an und schüttete ihr etwas davon ins Gesicht, hoffend, dass sie davon wieder wach werden würde. Bevor ich sie hinein brachte, wollte ich schon erste Maßnahmen ergreifen...
Das alles war so schnell gegangen, dass ich erst jetzt, als ich über ihr kniete, richtig realisierte, dass sie hier war. Was für Zufälle es doch gab... und ja, ich glaubte an so etwas, aber ich hatte niemals damit gerechnet, sie wieder zu sehen. Das letzte Mal, als wir uns sahen, hatte es mir förmlich das Herz gebrochen. Auch wenn unsere Entscheidung richtig gewesen war, hatte es nichts daran geändert, wie sehr ich sie damals liebte. Dass ich mich überhaupt auf solch eine Affäre eingelassen hatte, war untypisch für mich, aber diese Frau hatte mich einfach in ihren Bann gezogen. Meine Augen huschten nun besorgt und leicht verzweifelt über ihr Gesicht, welches aufzeigte, welche Strapazen sie durchgemacht haben musste und ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich ihren ohnmächtigen Körper in meine Arme. Die Freude war groß... aber die Sorge noch größer.
@Meghan Prior Wenn was nicht passt, sag Bescheid