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Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 17.11.2018 18:28von Jersey (gelöscht)
{Prolog}
oder
Wie die Scheiße ins Rollen kam
Dem Gefühl von tiefer Ernüchterung folgte bald der Hunger.
Ernüchterung weil - weil es hier in Washington genauso war wie andernorts. Tot. Der Tot war einfach überall und es war wohl nur noch eine Frage der Zeit bis er auch mich erwischte. Hier gab es keine Regierung mehr, dass wurde mir immer mehr und mehr bewusst. Und je weiter ich den Straßen ins innere folgte, desto mehr glaubte ich auch nicht mehr an einen Bunker. Wenn es noch so was wie eine Führung gab, dann war sie nicht hier. Sie haben sich abgesetzt. Uns im Stich gelassen.
Hunger - ein erbarmungsloses Gefühl in der Magengegend. Ich wüsste nicht was schlimmer wäre, hier zu verhungern oder sich einem Beißer auszuliefern. Ich hatte schon mal mit dem Gedanken gespielt mir den Lauf an den Kopf zu setzen und… Nein! Nicht weil ich keine Munition mehr hatte, sondern weil ich nicht aufgeben würde. Nein ich würde nicht aufgeben, niemals. Ich konnte es einfach nicht.
Die Straßen waren wie leer gefegt. Lediglich einzelne wirre Gestalten streunten ziellos umher. In einigen Gassen standen andere in Gruppen dicht beisammen und gaben diese seltsamen Laute von sich. Ob sie sich unterhalten? Ob bei denen im Oberstübchen überhaupt was vor sich ging, außer Töten und Fressen? Ich glaubte es nicht. Geschickt schlich ich mich von Haus zu Haus und von Ecke zu Ecke. Überquerte die Straßen mit schnellen, leisen Schritten und in geduckter Haltung. Ich wusste wie man überlebt, was man machen musste um den Streunern aus dem Weg zu gehen. Man musste leise sein und schnell und vorsichtig und… Hunger. Ich sehnte mich nach der letzten Dose Hundefutter von vor zwei Tagen. Ich erinnere mich noch an meine erste Dose. Ich habe die Hälfte vor Ekel wieder ausgekotzt. Heute würde mir das nicht mehr passieren, jetzt gerade sehnte ich sie mir sogar herbei. Ich musste mir etwas essbares suchen, egal wie.
Es nieselte, was ich schlimmer fand als den Regen von vor zwei Tagen. Der Himmel war bewölkt und eine genaue Tageszeit war kaum auszumachen. Es musste Nachmittag sein, auf den Abend zu gehen, jedenfalls sagte mir das mein Gefühl. Ich hatte keine Ahnung wo ich genau war, hatte noch keine Zeit mich wirklich zu orientieren. Mein Ziel für heute war demnach einfach, etwas zu essen finden und einen sicheren Platz für die Nacht. In Geschäften würde ich hier wohl wenig Glück haben, die waren garantiert schon geplündert, mal abgesehen davon das ich mich in einer beschissenen Wohngegend befand. Ein Haus war wie das andere. Ich suchte mir also eines aus und horchte hinein. Es war nichts zu hören. Selbst auf mein Klopfen gab es keine Reaktion. Das hatte weniger mit Höflichkeit als mit Vorsicht zu tun. Sollten sich Beißer darin befinden, würden sie mit aller Wahrscheinlichkeit auf das Geräusch reagieren. Aber es blieb still.
Die Küche war schnell gefunden aber die Schränke sahen mehr als leer aus. Alles lag wild durcheinander. Dennoch begann ich damit die Schränke zu durchsuchen bis ein Geräusch mich inne halten ließ. Ich duckte mich und nahm mir die alte doppelläufige Schrotflinte, wo ich bereits vor Wochen meine letzten Patronen verschossen hatte, von der Schulter. Ich hockte hinter der Küchentheke und horchte angestrengt nach dem Geräusch. Es waren Schritte. Da war ich mir sicher. Vorsichtige Schritte wie sie nur von einem Menschen stammen konnten, einem lebenden Menschen. Vorsichtig spannte ich beide Hähne und lugte etwas aus meiner Deckung. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und auch mein Magen konnte nicht still sein. Nur so eben konnte ich eine Gestalt erkennen, wie sie an der Tür vorbei huschte. Die Waffe, mit der ich eh nicht hätte schießen können im Anschlag, folgte ich zur Tür. Ein vorsichtiger Blick in den Flur folgte, aber dort war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Vielleicht hätte ich einfach abhauen sollen aber davon würde mein Hunger auch nicht vergehen. Also weiter.
Es war das Wohnzimmer. Die Gestalt stand am Fenster zum Garten und schien etwas zu beobachten. Irgendwas stimmte nicht. Vielleicht war es die Haltung, vielleicht die Kleidung. Erneut nahm ich die Waffe in den Anschlag und trat ins Zimmer. “Schätze heute ist nicht dein Tag Fremder - schön langsam die Hände nach oben”, raunte ich gefährlich leise. Aber es kam keine Reaktion. “Hey ich rede mit dir”, zischte ich etwas lauter und kam einen Schritt näher, “tu was ich sage oder ich schwöre dir ich drücke ab”, drohte ich mit gefährlichem Nachdruck. Noch immer blieb die Reaktion aus. Was für ein Scheiß Spiel trieb der Kerl? Ich näherte mich langsam aber die Gestalt zeigte keine Regung. Mit dem Fuß trat ich gegen den kleinen Tisch neben der Gestalt um sie anzustoßen. Sie wackelte. Sie wackelte? Und erst als sie umkippte und mir einen Heiden Schreck eingejagt hatte, bemerkte ich das es sich um eine beschissene Schaufensterpuppe handelte. Wer zum Teufel stellt sich bitte eine beschissene Schaufensterpuppe ins Wohnzimmer? Schwer aber erleichtert atmete ich aus und ließ meine Flinte sinken. “Scheiße”, hörte ich mich murmeln und drehte mich langsam um.
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 17.11.2018 19:45von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Er hielt sich eher selten in den ehemals bewohnten Orten auf, bevorzugte den Wald, wo er sich sicherer fortbewegen konnte, aber selbst er musste hin und wieder seine Vorräte auffüllen und auf Plünderungstour gehen. Dabei vermied er es, so gut es ging, mit anderen, noch atmenden, Menschen in Kontakt zu kommen. Es war nicht so, dass er tendenziell eher den Charakterzug "Einsamer Wolf" in sich trug, eigentlich war er immer ein ziemlich geselliger Mensch gewesen, jedoch hatten ihn seine Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass es mehr Gestörte als wirklich noch Menschen gab, die sich ihre Humanität bis zu einem gewissen Grad erhalten hatten. Eigentlich hätte ihn das nicht überraschen sollen, schließlich war er bis zu seinem 12. Lebensjahr in der CCMV aufgewachsen, die nicht gerade für ihr Mitgefühl bekannt war, jedoch hatte das lediglich für die Organisation und seinen Vater als Individuum gegolten, jedoch nicht für die meisten einzelnen Mitglieder, wenn es nur darum ging, sie als Individuum zu beurteilen. Er hatte tatsächlich auch schöne Erinnerungen an seine Kindheit und vermißte hin und wieder ein paar dieser Menschen, von denen er zum Einen wußte, dass sie mit Sicherheit tot waren, gestorben schon Jahre vor dem Ausbruch, zum Anderen vermutlich längst unter den Beissern wandelten oder so zerfleischt worden waren, dass sie sich lediglich mit dem Oberkörper und dreifingrigen Händen über den Boden zogen. Er hatte zumindest noch Niemanden aus seiner Kindheit bei der CCMV wieder getroffen, weder vor der Seuche noch danach. Und er war sich auch nicht sicher, ob er das überhaupt wollte. Sie hatten schon vor der Seuche gegen die Regierung gearbeitet, jetzt wo es keine Regierung mehr gab, Niemanden, der sie zur Rechenschaft ziehen konnte, würden sie vermutlich zu den schlimmsten Gesellen gehören, die auf Erden wandelten. Sowohl untot als auch lebendig.
Sein primäres Plünderungsziel waren heute jedoch nicht Lebensmittel, natürlich würde er diese nicht verschmähen, wenn er welche fand, er wurde zwar nicht selten von anderen Menschen als etwas schräg oder konkreter dezent bekloppt betitelt, aber dumm war er bei Weitem nicht. Sollte man ihn ruhig unterschätzen, das konnte ihm nur zum Vorteil dienen, deshalb ließ er den Menschen ihre Meinung über ihn und gab sich selten Mühe, sie von etwas Anderem zu überzeugen. Nein, mittlerweile wurde es empfindlich kühl, man konnte den Winter schon riechen, vor Allem in den Wäldern, wo er sich heimischer fühlte als in den Städten und so war es an der Zeit, sich mit weiteren Kleidungsstücken, Decken oder Wollresten auszustatten, was er eben so in die Finger bekommen konnte. Wolle war ihm am Liebsten, wenn er ehrlich war, doch die meisten Kleidungsstücke, die noch übrig geblieben waren und Plünderungstouren überstanden hatten, waren aus irgendeinem beschissenen Synthetikstoff Made in China! In diesem Vorort jedoch erhoffte er sich bessere Beute, es war so eine typische Einfamilienhaussiedlung, in der die Häuser alle gleich aussahen, die Vorgärten vor Beginn der Seuche vermutlich synchron von den Männern jeden Samstag zur gleichen Zeit gemäht wurden und sie sich dabei freundlich zuwinkten, während die Frauen drinnen buken und die Kinder brav ihre Hausaufgaben machten. Ehrlich gesagt, hatte er null Ahnung davon, wie das richtige Leben vor der Seuche gewesen war. Nach der Stürmung des Hauptquartiers der CCMV war er durch verschiedene Heime und Pflegefamilien geschleust worden und dort war es sicherlich nie so gewesen, wie es in einer normalen Familie vermutlich ablaufen sollte.
Er durchsuchte gerade geübt das obere Stockwerk eines dieser Musterhäuser, als er das leise Klopfen vernommen hatte, er hielt inne und lauschte, während er langsam durch die Nase ein- und ausatmete, dann folgte ein zweites Klopfen, dieses Mal etwas lauter, er hatte sich also nicht getäuscht. Mit wenigen Schritten war er am Fenster des Zimmers, in welchem er gerade zu Gange war und warf einen vorsichtigen Blick hinaus, doch von hier aus hatte er keinen Blick auf die Eingangstür, jedoch konnte er zumindest erkennen, dass keine Horde Beisser sich auf den Weg hierher befand. Dann hörte er, wie die Tür geöffnet wurde und seine Hand ging automatisch zum Schulterhalfter zu seiner Glock, die er vorsichtig zog, während er sich schon aus dem Zimmer schlich und an der Treppe schließlich einen vorsichtigen Blick hinunter warf, doch er konnte nur noch einen Schatten sehen, der in Richtung Küche verschwand, in welcher er schon gewesen war, sich aber noch nicht gründlich umgesehen hatte. Es war definitiv ein Mensch, zumindest EINER, den er hatte zählen können, wie viele tatsächlich das Haus betreten hatten, konnte er noch nicht sagen. Vielleicht war es nur einer, vielleicht war es auch ein ganzer Trupp, bei Letzterem konnte er wirklich ziemlich in der Scheiße sitzen, je nachdem als was für Gestörte sie sich herausstellten. Dennoch blieb ihm keine Wahl, als es zu überprüfen, denn unvorbereitet wollte er am Ende nicht auf Irgendjemanden treffen.
Eigentlich hatte er nicht vor, die Glock zu benutzen, der Lärm würde die Beisser anlocken, aber um zu drohen, war diese wesentlich effektiver als zum Beispiel sein Butterfly, weswegen er sie in der Hand behielt und die Treppe hinunter schlich. Er konnte hören, wie Jemand Schranktüren öffnete und sich durch das Chaos wühlte, was in der Küche herrschte, so dass er angestrengt lauschend für einen Augenblick stehenblieb, als er fast am Ende der Treppe angekommen war. Für ihn klang es lediglich nach einer Person und meist lag er bei so Etwas richtig, so dass er hoffte, nicht gerade heute den Tag erwischt zu haben, wo ihn seine Instinkte verließen. Er nahm die letzten zwei Stufen der Treppe und verzog das Gesicht, als ausgerechnet die letzte knarrte, zwar nur leise, aber deutlich hörbar, so dass er sich beeilte, an dem offenen Durchgang zur Küche vorbei zu kommen und in Richtung Wohnzimmer verschwand. Er hatte einen Heidenschreck bekommen, als er vorhin auch dieses schon kurz in Augenschein genommen und dabei die Schaufensterpuppe am Fenster entdeckt hatte. Da hatte das Bild vom idyllischen Vorortleben, das in seinem Kopf herumspukte, einen dezenten Riss erhalten. Die Szenerie in diesem Haus sah eher nach psychopathischem Serienkiller aus, doch gerade jetzt war er für dieses Ding dankbar, bot es ihm doch die Gelegenheit einer Ablenkung, während er sich dicht an die Wand neben der halbgeöffneten Tür drückte, so dass sie ihn zwar verdeckte, jedoch nicht treffen würde, falls Jemand sie mit Schwung gegen die Wand schlagen würde.
Er konzentrierte sich wieder vollkommen auf die Geräusche in dem Haus und konnte so die leisen Schritte hören, die sich dem Wohnzimmer näherten, so dass er in Gedanken zu zählen begann, jedoch nur bis Zwei kam, als sich eine kleine Gestalt ins Wohnzimmer schob, eine abgesägte Schrottflinte im Anschlag und er eine noch jugendliche Stimme hörte. Bei den Worten des Lockenkopfes musste Zeke sich tatsächlich auf die Unterlippe beißen, um keinen Ton von sich zu geben. Spürte er Erleichterung? Fraglich! Freude? Tatsächlich ja, obwohl er nicht wußte, ob das auf Gegenseitigkeit beruhen würde. Es war einige Zeit vergangen und die Menschen änderten sich; gerade in der heutigen Zeit konnte man innerhalb weniger Monate, Wochen oder auch nur Tagen einen Großteil seiner Humanität verlieren und lediglich den Überlebenswillen bestimmen lassen, ohne Gewissensbisse, ohne Emotionen. Deshalb wartete er ab, beobachtete wie sie die Schaufensterpuppe weiter bedrohte und diese am Ende umkippte. Er konnte an ihrer Körperreaktion erkennen, wie erschrocken sie war, ohne dabei ihre Mimik sehen zu müssen, aber das Ganze verriet ihm auch noch Etwas: entweder hatte sie gelernt, sich hervorragend zu beherrschen, so dass sie bei der Aktion nicht aus Schreck auf die Puppe schoß oder sie hatte geblöfft. Zeke tippte ehrlich gesagt auf die zweite Variante. Er konnte sehen wie sie sich etwas entspannte und kurz grinste er, als er das leise Scheisse! hörte, dennoch hob er die Glock an und hielt sie in ihre Kopfhöhe, als sie sich langsam umdrehte, sicher war sicher, und sie somit direkt in die Mündung blickte. "Nein, ich glaube nicht, dass das Ding das produziert, Jersey! Und wenn doch, mhm, würde es mich interessieren, wie es riecht. Vermutlich nach angesengtem Plastik, ich mein, irgendwas durch dieses kompakte Material zu pressen, was nicht mal ein Arschloch hat, dürfte einige Energie freisetzen und damit auch Hitze. Also definitiv angesengt, wenn man sich erstmal seinen eigenes Arschloch herausbrennen muss. Oder was meinst Du? Auf jeden Fall immer noch angenehmer als der Mundgeruch der Beisser!"
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 19.11.2018 10:05von Jersey (gelöscht)
Früher wurden in der alten Fabrikhalle Möbel gefertigt. Einst war es ein gut gehender, mittelgroßer Betrieb, etwa 60 Meilen Nordwestlich von Philadelphia gelegen. Seid mehr als einem halben Jahr aber, standen die Maschinen still. Es war ruhig geworden. Hin und wieder konnte man den schleifenden, hinkenden Schritt von einzelnen Streunern vernehmen, oder ihre grunzende Atmung. Bis heute. Es war ein verregneter Tag im April und an diesem Tag konnte man schnelle Schritte hören. Hektische Schritte die Panisch die Tore passierten und durch die Halle rannten.
Versucht leise nach Luft zu schnappend, presste sich das junge Mädchen gegen einen breiten Pfeiler der alten Halle. Ihre Lungen brannten und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie lauschte und es dauerte nicht lange bis sie die schweren Schritte der Männer, die sie verfolgten, hören konnte. Sie wurden langsamer, teilten sich auf. Sie kämpfte gegen die aufkommende Panik an. Panik die sie kopflos hätte los rennen lassen. Aber sie musste ruhig bleiben. Die erste Regel war immer ruhig zu bleiben. Das hatte ihr der junge Corporal in den ersten Wochen eingebläut. Es war der selbe, der ihr auch den Namen Jersey gab. Sie fragte sich öfter ob er es geschafft hatte aus New York raus zu kommen. Es war die Hölle - und heute schien sich diese Hölle zu wiederholen.
Sie waren zu fünft unterwegs und versuchten sich auf Nebenstraßen zu halten, immer dort entlang wo wenig von den Untoten wandelten. Die kleine Gruppe bestand aus Mr. Evans, einen mittfünfziger aus Boston. Im alten Leben hatte er für die Post gearbeitet, heute führte er die kleine Gruppe an. Dann gab es da noch Mrs. Evans, die Ehefrau. Unterwegs hatten sie Jack Tall, Melissa Bernot und die junge Jersey aufgesammelt. Jack war früher Student für Rechtswissenschaft, ebenso wie Melissa. Jersey war die jüngste, ein Teenager. Gemeinsam waren sie auf dem Weg nach Westen. Es konnte nur besser werden, denn die Ostküste schien verloren. Selbst die Kriegsschiffe waren verschwunden, nachdem sie zunächst noch die Küste unter Beschuss genommen hatten. Die Welt hatte sie verändert.
Die kleine Gruppe war in einem Postwagen unterwegs. Einen umgebauten Postwagen. Hinten, wo sonst Pakete und Post Transportiert wurde, befanden sich heute Vorratskisten, Matratzen, Decken und alles andere was man für eine lange und beschwerliche Reise benötigte.
Dann waren da Schüsse. Der Wagen brach nach rechts aus und durchbrach einen Farm Zaun. Mr. Evans klammerte sich blutüberströmt ans Lenkrad. Er stöhnte. Mrs. Evans war auf dem Beifahrersitz in sich zusammen gesackt. Melissa schrie auf während Jack versuchte nach vorne zu kommen um das Steuer zu übernehmen. Jersey klammerte sich erschrocken an einem improvisierten Sitz fest. Der Wagen raste auf ein Waldstück zu, ehe er zum stehen kam. Jack hatte es geschafft den Wagen zum stehen zu bringen. Alles schien so schnell zu gehen. Im Außenspiegel konnte der junge Student die Ursache des Übels erkennen. Eine Gruppe Männer auf einem PickUp steuerte direkt auf sie zu. Mit harschem Ton befahl er Melissa und Jersey in den Wald zu laufen und nicht stehen zu bleiben.
Ein paar wenige Schüsse war alles was Jersey noch hörte. Sie war nicht stehen geblieben. Sie war immer weiter gerannt, bis sie eben jene alte Fabrikhalle erreichte. Und jetzt presste sie sich gegen den Pfeiler und hoffte das die Verfolger ihr pochendes Herz nicht hören konnten. Sie lauschte angestrengt und hörte die leisen, rauen Stimmen und schweren Schritte immer näher kommen. Panik schlich sich kalt ihre Beine empor und fast wäre sie los gestürmt doch…
Etwas kaltes drückte sich langsam gegen ihren Hinterkopf. Ihr Atem stoppte. Es war nur mehr ein Instinkt der sie inne halten ließ. Ein Kloß drückte sich durch den zierlichen Hals, als sie langsam ihren Kopf drehte und als erstes in den Lauf einer Waffe blickte. Und hinter der Waffe wurde sie von einem paar dunkel brauner Augen gemustert. Sie gehörten zu einem Jungen, er konnte nicht viel Älter sein als sie selbst. Vielleicht ein oder zwei Jahre. Schweigend musterte er sie bis ein: »Hier her Leute! Der kleine hat einen Fang gemacht!«, hinter Jersey ertönte. Nur einen Augenblick später wurde sie schon am Kragen gefasst und grob hinter dem Pfeiler nach vorne gezerrt.
Der schrecken saß mir deutlich in den Knochen. Zum Glück aber war es tatsächlich nur eine Puppe. Eine verdammte Puppe. Ich hätte nicht gewusst was gewesen wäre wenn es tatsächlich ein Mensch gewesen wäre. Ich atmete schwer aber erleichtert aus. Ich musste mich getäuscht haben. Meine Sinne mussten mir einen Streich gespielt haben. Die Bewegung, die Geräusche hatte ich mir wohl nur eingebildet. Vielleicht lag es an der Kälte, vielleicht am Hunger, vielleicht aber auch an allem zusammen in dieser beschissenen Welt. Erleichtert ließ ich meine Flinte sinken und betrachtete noch einen kurzen Moment die Schaufenster Puppe vor mir auf dem Boden. Ich drehte mich herum und… ich blickte in den Lauf einer Waffe. Es war nicht das erste mal und trotzdem erstarrte ich für einen Moment. Ich glaube, egal wie abgefuckt man auch wird, an so etwas kann man sich nicht gewöhnen. Mein Blick glitt langsam über die Waffe hinaus und als in ein paar dunkle Augen blickte, kamen alte Bilder wieder zurück. Ich kannte die Augen, ich kannte den Lauf und… und dann hörte ich seine Stimme. Wie er meinen Namen nannte. Mehr bekam ich nicht mehr mit. Wie perplex, so als würde ich einen Geist sehen, schaute ich in diese Augen. Langsam glitt mein Blick über sein Gesicht. Er war älter geworden, wirkte größer aber die dummen Sprüche waren noch immer die selben. So seltsam es klingen mochte, aber es war eine Erleichterung, ihn zu sehen. Lediglich die Waffe vor mir hinderte mich daran ihm direkt um den Hals zu fallen. Langsam machte ich einen Schritt auf ihn zu und blickte ihm in die Augen. Es waren die selben Augen wie damals.
»Was zur…«, stammelte ich und konnte es nicht glauben ihn vor mir zu sehen. »Zeke? Du lebst? Und…«, ich blickte erneut auf die Waffe und schob meinen Blick an ihm vorbei, ob dort noch jemand erscheinen würde. Aber da war niemand, nur er, ein Geist aus der Vergangenheit. Ein guter Geist…
@Ezekiel Archer
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 20.11.2018 19:45von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Es war lange her, dass er sie zuletzt gesehen hatte und er war sich nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt noch am Leben war. Natürlich hatte er es gehofft, aber in einer Welt wie dieser, war Überleben das, worauf man sich zu hundert Prozent nicht hundertprozentig verlassen konnte. Sein Blick glitt über ihr Gesicht, natürlich war auch sie älter geworden, aber es war nicht so gravierend wie vermutlich bei ihm selbst. Bei Jungs machten ein paar Monate manchmal schon den Unterschied zwischen Teenager und Mann aus, zumindest vom Aussehen, er selbst hatte markantere Gesichtszüge bekommen, das war ihm bewusst, der Babyspeck in den Wangen hatte sich verloren und das lag nicht nur an den unregelmäßigen, kargen Mahlzeiten, die er genoß, außerdem hatte er noch einen guten Schuß gemacht. Er war jetzt etwa 1.83m groß und überragte sie somit um zweieinhalb Köpfe. Sie hatte immer noch diese unwahrscheinlich großen Kulleraugen, die ihn vom ersten Moment an fasziniert hatten. Und natürlich ihre Locken, von denen Niemand so genau sagen konnte, wo eine Strähne anfing und wo sie aufhörte. Er hatte es damals einmal versucht, herauszufinden, in dem er sich eine ihrer Locken gegriffen und versucht hatte, sie glattzuziehen (natürlich ohne ihr den Skalp dabei vom Kopf zu reißen), nach etwa fünf Minuten hatte er aufgegeben. Gut, es lag auch zu einem gewissen Teil daran, dass sie sich im Schlaf gedreht hatte und wenn er die Strähne nicht losgelassen hätte, wäre sie definitiv aufgewacht und hätte ihm vermutlich mit ihrem Ellbogen die Nase gebrochen. Sie war dünner geworden, wie fast Jeder vermutlich, aber sie wirkte nicht schwach, was ihn ungemein erleichterte. Zäh, sie war zäh, das hatte er sehr schnell bemerkt, als sie sich kennengelernt hatten und sie hatte einen ungeheuren Überlebenswillen, ansonsten würden sie sich jetzt vermutlich nicht lebendig gegenüber stehen. Die Erleichterung in ihrem Gesicht war unübersehbar, als sie ihn erkannte und so legte sich ein warmes Lächeln auf seine Lippen (so ein richtig ehrliches, wie er es nur noch viel zu selten zeigte), es war nicht das erste Mal, dass sie in die Mündung seiner Waffe blickte ... nur Erleichterung war es damals definitiv nicht gewesen, die sie empfunden hatte, als sie sich das erste Mal zu ihm umgedreht hatte.
Pennsylvania. Für ihn ein Staat wie jeder andere, allerdings hatte er die letzten zweieinhalb Jahre in diesem verbracht, erst einmal wieder in einem Heim, dann in drei verschiedenen Pflegefamilien und die letzten neun Monate, bevor die Welt unterging in der Pflegefamilie, wo er auf Granny getroffen war. Es waren die glücklichsten neun Monate seines Lebens gewesen, wenn man von den wenigen Momenten absah, an die er sich noch erinnerte, die er mit seiner Mutter verbracht hatte. Aber selbst da war er nie wirklich glücklich gewesen, denn sein Vater hatte immer im Hintergrund gelauert. Er war nie genug gewesen, nie gut genug für Joshua Archer, dem Anführer der CCMV, der ihn stets als schwach und rückratslos angesehen hatte. Egal, wie gut Zeke sich im Umgang mit Waffen, dem Nahkampf oder dem Überlebenstraining angestellt hatte (und er war immer der Beste in seiner Altersklasse gewesen), es war Joshua nie genug gewesen, denn das Mitgefühl, dass dem Jungen innewohnte, war in seinen Augen ein grundsätzlicher Makel, den er nicht einmal aus ihm herausprügeln konnte.
Nachdem Granny ihr Leben selbst beendet hatte, um Zeke die Möglichkeit der Flucht zu bieten, hatte er sich zunächst allein auf den Weg gemacht; dass er es tatsächlich aus dem kleinen Städtchen herausgeschafft hatte, verdankte er nur den Fähigkeiten, die ihm seit frühester Kindheit antrainiert worden waren. Auch wenn bereits fast sechs Jahre vergangen waren, in welchen er quer durch die Weltgeschichte geschickt wurde, von einem Staat in den nächsten, von einem Heim ins nächste, von einer Pflegefamilie zur nächsten, war es die Routine des Trainings gewesen, die ihn davor bewahrt hatte, irgendwann komplett durchzudrehen. Außerdem war dieses Vagabundenleben auf Staatskosten kein Zuckerschlecken gewesen, natürlich nichts im Vergleich zu der momentanen Situation mit den Beissern, aber für einen heranwachsenden Jugendlichen, der ziemlich schlaksig wirkte, aber dazu viel zu oft eine freche Lippe riskierte, dennoch eine Herausforderung. In jedem Heim, in jeder Pflegefamilie gab es eine Hierarchie und als Neuer stand man immer erstmal ganz unten und musste sich durchkämpfen. Er hatte schnell gelernt, dass er mit seinem sonnigen Gemüt zwar Sympathien wecken konnte, die halbstarken Obermacker, die ganz oben in der Hierarchie standen, interessierten sich jedoch nicht dafür. Die ersten ein, zwei Male hatte er sich noch zurückgehalten, gedacht, Augen zu und durch, sie würden ihn schon in Ruhe lassen, doch als dies nicht geschah, hatte er seinen Instinken freien Lauf gelassen. Danach war er entweder sofort weitergereicht worden oder hatte wenigstens für ein paar Monate eine große Lippe riskieren können, ohne wirkliche Konsequenzen zu spüren, denn man ließ ihn lieber in Ruhe, da der Erfahrungswert, dass er gar nicht so harm- und wehrlos war, wie er aussah, schmerzhaft gemacht worden war.
Hin und wieder hatte er sich Jemanden angeschlossen, doch ihre Wege hatten sich aus verschiedenen Gründen wieder getrennt, vornehmlich aus dem, dass seine ehemaligen Begleiter irgendwann mächtigen Appetit auf ihn bekommen hatten. Mit dem Trüppchen jetzt, war er seit ca. zwei Monaten unterwegs. Er hatte nicht vorgehabt, sich ihnen anzuschließen, vor Allem nicht, als er bemerkt hatte, um was es sich für einen Menschenschlag dabei handelte, aber letztendlich hatte er nicht wirklich eine Wahl gehabt, wenn er überleben wollte. Und dieses Mal wären nicht die Beisser dafür verantwortlich gewesen, wenn er sein Leben verloren hätte. Innerlich verfluchte er immer noch den Tag, als er den Lärm gehört hatte. Weshalb war er nicht einfach in die andere Richtung davongelaufen? Vermutlich, weil er einfach noch viel zu viel Menschlichkeit in sich trug, denn anstatt seinen eigenen Hintern zu retten, konnte er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass dort vielleicht ein Wehrloser von einer Meute Beisser aufgefressen wurde. Also war er nachsehen gegangen und hatte sich kurz darauf in der Situation wiedergefunden, einem etwa 30-jährigen den Arsch zu retten. Das war Bruce gewesen, Brubaker, wie man ihn nannte, weshalb auch immer, Zeke hatte sich nie die Mühe gemacht, ihn deswegen zu fragen. Er persönlich hätte bei dem Namen natürlich an Batman als Spitznamen gedacht, aber er war ja auch noch ein Teenager. Brubaker entpuppte sich als Cousin des Anführers der Truppe, mit der er nun unterwegs war und dieser nahm ihn anschließend mit in das provisorische Lager. Klang nett, war aber so gesehen nicht Zekes' Wahl gewesen, denn die hatte Brubaker ihm nicht gelassen. Dort angekommen, wurde er Axe (Brubakers' besagter Cousin) vorgestellt und der hatte ihm dann, nachdem ihm berichtet wurde, wie Zeke sich im Kampf gegen die Beisser geschlagen hatte, eine Wahl gelassen. Sterben oder sich der Truppe anschließen! Zeke kannte Typen wie Axe, er erinnerte ihn an seinen eigenen Vater, insgeheim vermutete er sogar, dass dieser vor der Seuche vermutlich ein Mitglied irgendeiner Militia gewesen war, aber er hatte nie nachgefragt. Natürlich hatte der damals knapp Siebzehnjährige sich der Truppe angeschlossen, denn er hatte nicht bis jetzt überlebt, um dann von einem durchgeknallten Möchtegerndiktator am Ende erschossen zu werden.
Also ging er mit auf Plünderungstouren und kurz darauf folgten die Überfälle auf andere Überlebende. Er hasste es jedes Mal aufs Neue, wenn ein Mensch vor seinen Augen umgebracht wurde, weil der Trupp die Vorräte haben wollte. Er hätte Axe, Brubaker und den Anderen am Liebsten vor die Füße gekotzt, doch auch er hatte schon getötet. Nicht, weil er es wollte, sondern weil er es schnell, effizient und so schmerzlos wie möglich konnte. Diese Typen waren verroht, ihr dermaßen schneller Abfall der Menschlichkeit war selbst für ihn, der in eine Organisation wie die CCMV hineingeboren war, erschreckend gewesen. Sie zogen ihr Amüsement aus dem Leid, der Angst und dem Schmerz Anderer; Überlebender, die sie überfielen und, wenn sie nicht sofort tot waren, quälten. Zeke hatte diesem einen Riegel vorgeschoben, hatte "Gnadenschüsse" verteilt, wenn voraussehbar war, dass sie sonst noch stundenlang gelitten hätten oder wenn sie dem Beuteschema von Axe entsprachen und es keine Möglichkeit gab, ihnen die Flucht zu ermöglichen.
Heute waren sie wieder einmal unterwegs, als der Postwagen auftauchte und natürlich war es keine Frage gewesen, dass sie diesen überfallen würden. Zeke hatte nicht geschossen, er würde keine Munition für eine Sache verschwenden, die er eigentlich sowieso nicht wollte, aber es fiel den Anderen nicht einmal auf. Er kannte das schon, sie steigerten sich in einen regelrechten Blutrausch hinein, in das Jagdfieber, sie glaubten einfach, sie wären die Könige dieser Welt. Irgendwann würde er ihnen eine Kugel in den Kopf jagen, vielleicht nicht jedem Einzelnen davon, aber Axe auf jeden Fall. Als die Kugeln die Windschutzscheibe durchschlugen, schloß Zeke für einen Augenblick die Augen, manchmal wünschte er sich, er könnte sie einfach wieder aufmachen und dieser ganze Albtraum entpuppte sich als genau das, lediglich als Albtraum, aber egal wie oft er es versuchte, es klappte nie. Dieser Albtraum, von dem er nicht einmal im Ansatz geahnt hatte, war zur Realität geworden. Der Wagen brach aus, raste an ihrer Position vorbei und der Pickup nahm die Verfolgung auf. Kurz bevor er in ein kleines Waldstück gerast und mit ziemlicher Sicherheit mit einem Baum kollidiert wäre, stoppte der Postwagen, die Hintertür sprang auf und er konnte zwei Gestalten (eine größer, eine relativ klein, aber definitiv weiblich) herausspringen sehen, die auf das Waldstück zurannten, Kurz darauf kletterte eine weitere Gestalt, ein junger Mann, Zeke schätzte ihn auf vielleicht vier oder fünf Jahre älter als er selbst, aus der Beifahrertür und wandte sich dem Pickup zu, der den Postwagen fast erreicht hatte. Noch bevor er mit seiner Waffe zielen konnte, sank er schon von etwa drei Kugeln getroffen in sich zusammen. Ein weiteres, ausgelöschtes Leben in einer Welt, wo man sich doch eigentlich gemeinsam gegen die Beisser zur Wehr setzen und sich nicht gegenseitig abschlachten sollte. Während Brubaker beim Postwagen blieb, befahl Axe die Verfolgung der Flüchtigen, bevor er dem Fahrer, der stöhnend in sich zusammengesunken war, einen Kopfschuß verabreichte. Die Frau auf dem Beifahrersitz rührte sich bereits nicht mehr, wie Zeke mit einem flüchtigen Blick feststellen konnte, während er schon in den Wald rannte, um die Verfolgung aufzunehmen.
Er war schnell und somit vor den Anderen, wie meist, in der Hoffnung, die Flüchtenden als Erster zu entdecken und ihnen vielleicht helfen zu können, auf die eine oder andere Weise, aber er sah die größere, weibliche Gestalt nicht. Sie musste einen anderen Weg genommen haben als er, doch als er gerade die kleinere Gestalt zwischen den Bäumen erblickte, die auf eine alte Fabrikhalle zuhielt, hörte er die Schüsse und einen Schrei. Wenn sie Glück hatte, war sie tot, wenn sie Pech hatte, hatte man sie nur angeschossen. Frauen waren in dem Trupp Mangelware und die Männer waren auf mehr als eine Art und Weise ausgehungert. Also blieb Zeke nur die Hoffnung, dass er wenigstens die kleine Gestalt zuerst erwischte und verfolgte sie weiter. Zu seinem Ärgernis war Axe nicht so weit hinter ihm, wie er vermutet hatte und so schloß dieser fast zu ihm auf, als er an der Fabrikhalle ankam und bedeutete ihm und den Anderen per Gesten, dass sie sich aufteilen sollten. Zeke wählte nicht den Eingang, durch den die Gestalt hineingelaufen war, sondern umrundete das Gebäude, um durch eine offenstehende Seitentür hineinzugelangen.
Er brauchte nicht lange, um sie zu entdecken, er bewegte sich leise und schaffte es unbemerkt hinter sie. Sie war älter als er aufgrund ihrer Größe gedacht hätte, aber immer noch jünger als er selbst, zumindest schätzte er sie jünger. Leider war sie alt genug, um einem gewissen Zweck zu dienen und Zeke war klar, dass er sie vermutlich nicht unbemerkt hier rausschaffen konnte. Sie war so auf die Anderen fokussiert, die wesentlich mehr Lärm machten als in seinen Augen nötig war, dass sie ihn erst bemerkte, als er ihr den Lauf seiner Waffe langsam an den Hinterkopf drückte. Axe wäre fuchsteufelswild, wenn er sie einfach umbrachte, dessen war er sich bewußt, aber er wollte nicht dabei zusehen oder zuhören, wie sie mißbraucht und gequält wurde. Doch dann drehte sie sich langsam um und sah ihn mit diesen Augen an. Er hatte noch nie solche Kulleraugen gesehen, anders konnte er sie nicht beschreiben, fast wie bei einer Puppe, sie erschienen ihm irgendwie unwirklich und strahlten eine unfassbare Faszination auf ihn aus. Und in einem Sekundenbruchteil war ihm klar, dass er nicht abdrücken konnte. Doch bevor er ihr auch nur irgendein Zeichen geben konnte, still zu bleiben, hörte er Fords' dreckige Stimme und kurz darauf zog dieser die Kleine grob am Kragen hinter dem Pfeiler hervor. FUCK!
"Keine Sorge, Jersey!", er sicherte seine Glock und steckte sie ins Schulterhalfter zurück, natürlich hatte er den Blick bemerkt, als erwarte sie Axe, Brubaker, Ford oder irgendeinen anderen Irren dort, dann streckte er, ungeachtet dessen, dass sie immer noch ihre abgesägte Schrotflinte in den Händen hielt, einen Arm aus und zog sie an sich. Er stützte sein Kinn sanft auf ihrem Kopf ab, ließ sich von ihren Locken an der Nase kitzeln und murmelte: "Natürlich lebe ich noch! Schön, Dich ebenfalls lebend zu sehen!" Seit dieser Wahnsinn ausgebrochen war, gab es nicht viele Menschen, von denen er sich wünschte, sie lebend wieder zu sehen, doch Jersey stand dabei definitiv auf Platz Eins und das schon seit dem Augenblick, da er das erste Mal in diese Kulleraugen geblickt hatte.
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 21.11.2018 12:45von Jersey (gelöscht)
Mit einem Aufschrei wurde Jersey nach hinten gerissen. Ihr Blick lag immer noch auf den dunklen, braunen Augen des jungen und wurde nur von der Bewegung nach hinten unterbrochen. Das raue lachen des Mannes, der sich am Kragen gefasst hatte, hallte hämisch in ihren Ohren wieder. Sie versuchte sich zu wehren, um sich zu schlagen und stieß Flüche aus, welche sie sicher nicht in der Sonntagsschule gelernt hatte. Aber das schien den Kerl nur noch weiter anzustacheln. Erst in der Halle selber, dort wo genug Platz war, stieß er das Mädchen von sich weg. Jersey kam ins taumeln, strauchelte und landete schließlich auf dem Staub bedeckten Boden. Ein weiterer Mann kam dazu, dann ein dritter und auch der Junge mit den dunklen Augen war da. Die Männer lachten, nur Zeke stand ruhig da und wirkte wie deplatziert. »Na wen haben wir denn da?«, grinste der Mann, der Axe genannt wurde, mit kalter Stimme und beugte sich etwas hinunter. Jersey selbst schaute sich panisch um, versuchte in der Mitte zu bleiben, da wo der Abstand am größten schien. Eine trügerische Sicherheit. »Der kleine hat sie erwischt«, entgegnete Ford, der Kerl der sie am Kragen hergezogen hatte. »Männer, es scheint heute Nachtisch zu geben«, lachte Axe auf und gab das Zeichen zum Aufbruch. Und während Jersey erneut von Ford grob gepackt wurde, klopfte Axe dem Jungen gönnerhaft auf die Schulter: »Wirklich gute Arbeit mein Junge…«
Jersey saß hinten auf der Ladefläche des Pickups. Ihre Hände waren gefesselt und sie drückte sich an die kalte Rückwand des Fahrerhauses. Der Junge saß ihr gegenüber. Er blickte sie an, schien sie zu mustern und beteiligte sich nur kaum am Gespräch der beiden anderen Männer. Sie lachten und beglückwünschten sich. Erst jetzt bemerkte Jersey die beiden Kisten, die vorher im Postwagen standen. Sie enthielten Proviant. Auch die Decken, welche daneben lagen erkannte sie wieder. Und einer der beiden Männer hielt jetzt ein Gewehr, welches Jack gehörte. An der Bord wand lag Melissa. Viel konnte Jersey nicht erkennen, nur das sie sich nicht bewegte. Jersey`s Blick lag auf dem Jungen. Seine Augen waren anders. Und dennoch bedachte sie ihn mit einem abwertendem, wütenden und zeitgleich verängstigtem Blick. Für einen kurzen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken aufzuspringen und einfach von der Ladefläche zu flüchten. Auch wenn der Wagen nicht gerade langsam fuhr, war es eine Chance. Aber dann fiel ihr Blick auf Melissa und wieder auf den Jungen. Er blickte sie noch immer aus seinen dunklen Augen an.
Das Lager der kleinen Gruppe war ein ehemaliges Sheriff Büro. Heute war dort jedoch kein Gesetz mehr zu finden. Der Parkplatz war umzäunt und bot so zusätzlichen Schutz vor Streunern. Das Gebäude selber war zweistöckig. Unten gab es einen Aufenthaltsraum, ein Lager mit schwerer Tür für Beweismittel, einen Empfang mit dahinter liegendem Büroraum, vier Zellen und das Büro des Sheriffs. Oben gab es noch zwei Büros und vier kleine Ein-Zimmer Appartements. Von dem flachen Dach aus, hatte man einen guten Überblick, wo auch eine Wache zu stehen schien.
Es war mittlerweile Abend geworden. Jersey wurde in eine der Zellen verfrachtet. Sie konnte durch das kleine, vergitterte Fenster sehen wie die Sonne unterging. Die Stimmen der Männer nahm sie nur dumpf hinter der Tür wahr. Als sie ins Gebäude gebracht wurden, wurde Melissa ›nach oben‹ gebracht. Sie schien noch zu leben aber sie hatte eine Wunde am Kopf. Jersey`s Einwand, sie zu trennen, brachte ihr nur eine deftige Ohrfeige ein. Axe, der Anführer, schien keinen Widerspruch zu dulden. Stattdessen wurde sie in eben jene Zelle gebracht und alleine gelassen. Ein Metall Bett mit einer dünnen und ebenso dreckigen Matratze, stand an der Wand. Auf der anderen Seite eine Metall Schüssel für die Notdurft und ein Metall Waschbecken. Beides roch nach abgestandenem Wasser und wurde von einer dicken Staubschicht bedeckt. Jersey hatte sich mit dem Rücken an die Wand unter dem Fenster gelehnt und war langsam herunter gerutscht. Ein Gefühl von Hilflosigkeit breitete sich in ihr aus. Sie verspürte Angst und Trauer. Trauer für das Ehepaar Evans. Es waren gute Menschen. Hilfsbereit und freundlich. Ein solches Ende verdienten sie bestimmt nicht. Auch Jack nicht, selbst wenn er manchmal den Chef raus hängen ließ. Jersey`s Blick ging nach oben zur Decke. In dem Stockwerk über ihr musste sich Melissa aufhalten. Warum? Jersey atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. Die erste Regel war immer ruhig zu bleiben. Das hatte ihr nicht nur der junge Corporal eingebläut, auch ihr Vater sagte das immer. Sie vermisste ihre Familie. Bei der Flucht nach New York, als alle in die Boote am Strand stürmten, wurde sie von ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder getrennt. Ihren Vater hatte sie zu dem Zeitpunkt schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, ebenso wie ihre beiden älteren Brüder. Sie alle waren beim Militär.
Das klappern von Schlüsseln und das öffnen einer Metall Tür ließ Jersey aufblicken. Schritte kamen näher und blieben vor der Gitterwand zu ihrer Zelle stehen. Jersey stand auf und augenblicklich machte sich ein Gefühl von Unruhe, fast schon Panik in ihr breit. Es waren Axe, der eine Flasche in der Hand hielt und der Junge. Der Mann hatte seinen Arm um die Schultern des Jungen gelegt. Dieser wirkte zwar nicht so als würde es ihm gefallen, aber er wehrte sich auch nicht. Und während der Mann ein hämisches grinsen im Gesicht hatte, war die Mimik des Jungen eher neutral. »Mein Junge…«, fing Axe in Väterlichem Ton an, »da hast du einen guten Fang gemacht!«. Er lachte und Jersey`s Blick verfinsterte sich. »Sieh es als Belohnung. Die erste Nacht gehört dir, wir haben ja noch die andere…«, amüsierte sich der Kerl mit einem rauen lachen und schloss die Zelle auf. Grinsend drückte er dem Jungen die Flasche in die Hand, wünschte ihm noch mal viel Spaß und verließ den kleinen Zellen Trakt. Die schwere Metall Tür fiel ins Schloss und es wurde wieder still. Erneut glaubte Jersey man könnte ihr Herz schlagen hören. Sie drückte sich weiter an die Wand und ihre Fäuste ballten sich. Die Blicke der beiden lagen auf dem jeweils anderem. Er machte einen Schritt in die Zelle und das quietschen der Zellentür durchbrach für einen Moment die Stille. Noch immer lagen seine dunklen Augen auf ihr. Diesen Blick oder vielmehr diese Augen, würde Jersey wohl ihr Leben lang nicht vergessen. Der Blick des Jungen war anders. Er wirkte ruhiger als die Männer. Aufmerksamer und wacher. Nicht so abgestumpft und kühl. Und trotzdem war er hier. Die Augen fesselten sie. Schon als sie in den Lauf der Waffe blickte, war sie nicht fähig zu handeln. Und ob es nur an der Waffe lag, war durchaus fraglich. Erneut breitete sich ein Kloß in ihrem Hals aus. Sie fühlte eine schwere auf sich liegen, ein Felsblock auf ihrer Brust der das Atmen erschwerte. Und auf der anderen Seite waren die dunklen Augen, die sie ruhig betrachteten…
Im ersten Moment wirkte er wie eine Fantasie Vorstellung. Ein Trugbild. Eine Fata Morgana in der Wüste, aber hier war keine Wüste. Es war nicht mal heiß genug. Es dauerte einige Augenblicke bis mir klar wurde das er echt war. Das die dunklen Augen nicht zu einem Geist oder einer Einbildung gehörten. Unter hinter ihm tauchte auch niemand anderes auf.
Wie lange war es her seid ich ihn das letzte mal sah? Es musste mehr als ein Jahr her sein weil es einen Sommer und einen Winter gab. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Was ich nicht verloren hatte waren meine Erinnerungen. Wenn ich auch auf einige gut verzichten könnte. Seid die Seuche ausgebrochen war, gab es nicht viele Menschen die mir wirklich wohlgesinnt waren. Die meisten dachten entweder nur an sich, oder waren darauf bedacht andere umzubringen. Die meisten die ich mochte waren tot. Eigentlich alle, jedenfalls dachte ich das. Ich war mir nicht sicher. Genauso wenig wie ich mir bei Zeke sicher war, was mich jetzt auch stocken ließ. Als wir das erste mal aufeinander trafen blickte ich auch in den Lauf seiner Waffe. Und anschließend in seine Augen. Ich hatte ihm einiges zu verdanken, nicht nur mein Leben. Ein guter Geist der aus dem nichts auftauchte…
Er nahm die Waffe runter und schob sie in sein Halfter. Seine nächsten Worte vernahm ich wesentlich klarer und bewusster als die letzten. Ich starrte ihn an und ließ mich mehr als bereitwillig zu ihm ziehen. Und mit dem Punkt der Berührung wurde es klar. Er war echt! Kein Geist! Meine Arme schlangen sich wie automatisch um ihn. »Scheiße Zeke! Ich dachte sie hätten dich umgebracht…«, stammelte ich und drückte mich an ihn. Ein erleichtertes seufzen kam über meine Lippen. »Du bist gewachsen«, murmelte ich mit einem erleichterten, zaghaften lachen ohne ihn dabei wirklich los zu lassen.
@Ezekiel Archer
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 22.11.2018 21:17von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Wie lange war es her, dass er einen Anderen umarmt hatte? Er wußte es nicht einmal mehr wirklich, seinem Gefühl nach eine verdammte Ewigkeit. In einer Welt wie dieser, wurden Freundlichkeiten zur Mangelware, körperliche Zuwendung war zu 99% nicht von Zuneigung geprägt, sondern Gewalt gab den Ausschlag. Selbst wenn es eine Umarmung war, musste man damit rechnen, dass man im nächsten Moment ein Messer im Rücken stecken hatte. Aber das hier war anders und es tat so verdammt gut! Er nahm seinen zweiten Arm hinzu und schloß Jersey in eine behutsame Umarmung, die sie erwiderte, indem sie ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte. Das warme Lächeln war nicht von seinen Lippen gewichen, er hatte sich oft genug gefragt, wie es ihr ergangen war und sich dann gezwungen, aufzuhören, an sie zu denken, da sich die abscheulichsten Bilder, was ihr hätte passiert sein können, vor sein geistiges Auge schoben. Aber sie lebte und es wirkte so, als ginge es ihr halbwegs gut. Hätte Zeke zu diesem Zeitpunkt noch an einen Gott geglaubt, hätte er ihm dafür gedankt. "Sie haben es versucht.", murmelte er und genoß den Augenblick einfach, auch wenn sie ihn nicht zu lange ausdehnen sollten, schließlich liefen in der Gegend, wenn auch nur vereinzelt, immer noch Beisser rum und viel alarmierender ... es könnten auch noch andere Menschen unterwegs sein. "Aber Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht!", schmunzelte er kurz darauf, hob sein Kinn von ihrem Kopf und senkte seinen Blick zu ihr hinab. Unkraut vergeht nicht! Sie wußte nur zu gut, dass er sehr wohl in der Lage war, sich zu verteidigen. Und dass er tat, was nötig war, wenn es keinen anderen Ausweg gab.
Zeke biss die Zähne zusammen und unterdrückte den Fluch, der sich unweigerlich zwischen diesen hindurchschieben wollte. Verdammt, ausgerechnet jetzt hatte Ford sie entdeckt, wo er doch sonst oft blind wie ein Maulwurf wirkte. Er hätte besser aufpassen sollen, aber er war viel zu fasziniert von ihren Augen gewesen, was er sich nicht einmal wirklich selbst erklären konnte. Ja, natürlich hatte sie hübsche Augen, aber auch andere Menschen hatten das und Zeke hatte deswegen nicht vergessen, sich zu rühren. Keine Ahnung, was sie mit ihm angestellt hatte, aber irgendwas war hier eben geschehen. Er konnte nur noch nicht definieren, was es gewesen war und jetzt war es erstmal zu spät. Zu spät, sie zu töten, um ihr Leid zu ersparen (wozu er jedoch gar nicht in der Lage gewesen wäre, wie er festgestellt hatte), zu spät, ihr zur Flucht zu verhelfen. Im Moment konnte er nichts tun, als in ihrer Nähe zu bleiben und deswegen folgte er Ford auch auf dem Fuße, der die Kleine in die Halle schleifte, während diese versuchte, sich zu befreien. Zekes' Kiefermuskeln waren angespannt und er knirschte mit den Zähnen, kurz war er versucht, Ford nun einfach die Mündung seiner Glock an den Hinterkopf zu halten und abzudrücken, aber ihm war klar, dass er damit zwar EINEN ausgeschaltet hätte, jedoch warteten noch zwei weitere Gesellen auf sie Beide und Brubaker, sowie Grant (der sich vermutlich um die andere weibliche Gestalt gekümmert hatte) am Pickup. Axe würde nicht zögern, gegebenenfalls mitten durch die Kleine hindurchzuschießen, um ihn zu treffen und somit wäre Keinem von ihnen geholfen. Also atmete er tief durch, entspannte seine Kiefermuskulatur und setzte seinen neutralen Gesichtsausdruck auf, auch wenn hinter seiner Stirn ein wütender Sturm tobte. Er war tatsächlich milde überrascht, als Ford zugab, dass Zeke die Kleine gefunden hatte, schließlich waren die Männer des Trupps nicht dafür bekannt, einen 'Sieg' einem Anderen einfach so zuzuschreiben.
Auf dem Rückweg saß er wie immer hinten auf der Ladefläche des Pickups, Brubaker hatte die Beute aus dem Postwagen auf diesen geladen. Zwei Kisten, ein paar Decken und ein Gewehr. So viel waren also drei Menschenleben heutzutage wert. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, das ihm gegenüber saß, natürlich hatten sie ihr die Hände gefesselt. An der Bordwand lag die junge Frau, sie schien bewußtlos, tot war sie gewiß nicht, denn sonst hätten sich die Männer nicht die Mühe gemacht, sie mitzunehmen. Ihr würde er nicht wirklich helfen können, aber in seinem Hirn ratterte es bereits pausenlos, um eine Möglichkeit zu finden, wenigstens dem Mädchen die zu erwartenden Qualen zu ersparen. Sie schenkte ihm abwertende, wütende, aber zeitgleich auch verängstigte Blicke, die er ihr nicht verübeln konnte und alle diese Eigenschaften waren auch durchaus berechtigt. Er wußte, dass er seine Hände nicht in Unschuld waschen konnte, er hatte die Männer nicht aufgehalten, hatte nicht genügend Leben gerettet, hatte selbst Leben genommen. Er hatte es getan, um selbst zu überleben, auch wenn das keine hinreichende Entschuldigung war, war sein Überlebenswille stark genug ausgeprägt, um sich nicht einfach den Lauf der Waffe selber an den Kopf zu halten und abzudrücken. Für Manche war das vielleicht sogar Feigheit, es war ihm egal, er war dazu erzogen worden, im Notfall entsprechend zu handeln, selbst wenn er vor Ausbruch der Seuche nie daran geglaubt hatte, dass er es jemals könnte. Diese Scheiß-Apokalypse brachte wohl in jedem Menschen seine wahren Charakterzüge hervor, selbst die, die nur schwach angelegt waren. Jeder war sich am Ende selbst der Nächste, das hatte er schnell gelernt. Zumindest seit dem Zeitpunkt, da Granny sich selbst für ihn das Leben genommen hatte, sie war die große Ausnahme gewesen und er hatte sie dafür immer bewundert, aber nie geglaubt, dass er selbst zu so einem Opfer in der Lage wäre. Jetzt, in diesem Moment, zweifelte er daran. Er sah in diese Augen, die Augen einer Unbekannten und dennoch spürte er, dass sie vielleicht dieser Mensch war, für den er im Notfall sein Leben opfern würde. Er hatte keine Ahnung, was verdammt nochmal mit ihm los war.
Als sie im Lager ankamen, wurde die junge Frau direkt nach oben gebracht, Zeke konnte nicht sagen, ob sie immer noch bewußtlos war oder einfach nur lethargisch. Wenn sie bei Bewußtsein war, war ihr vermutlich klar, was geschehen würde, so wie es bestimmt jeder Frau bewußt gewesen wäre. Dem Mädchen ganz offensichtlich nicht! Sie erhob Einwände, als man sie von der Frau trennte, was ihr jedoch nur eine deftige Ohrfeige von Axe einbrachte. Kurz ballten sich Zekes' Fäuste, aber er schritt wiederum nicht ein. Hier waren noch mehr von ihnen, insgesamt waren sie acht Männer, das Mädchen mitgezählt, drei Frauen und er selbst. Zu viele Menschen für so wenig Vorräte in dieser Gegend! Das Mädchen sperrten sie in eine der Zellen, weshalb war ihm zunächst nicht bewußt, aber er tat so, als würde es ihn nicht interessieren und kam seinen Aufgaben nach. Er räumte die erbeuteten Vorräte weg, sortierte sie ein, überprüfte, was hinzugekommen und wie viel Munition nach dem Blutrausch der Männer noch übrig war. Es war die Routine, die er sich angewöhnt hatte, die ihn davor bewahrte, eine Dummheit anzustellen, die Klappe zu weit aufzureissen und es gab ihm immer einen Überblick, wann er vielleicht wirklich einmal eine Chance bekam, sie alle aus dem Weg zu räumen. Axe schätzte dieses Verhalten von Zeke, er war nicht so undiszipliniert wie die Männer, trank nicht und erwies sich in vielerlei Hinsicht als nützlich. Er war militärische Abläufe gewohnt und es hatte nicht lange gedauert, bis er in diese Routine zurückgefunden hatte. Im Grunde führte er zu diesem Zeitpunkt das Leben, auf das sein Vater ihn vorbereitet hatte und von dem er sich nie gewünscht hatte, dass es einmal Realität wurde. Ob sein Vater jetzt stolz auf ihn wäre? Unwahrscheinlich, Zeke hatte es Joshua Archer nie Recht machen können.
Cynthia, die einzige Frau des Trupps, war Ende Fünfzig und galt für die Männer als unantastbar, Zeke hatte keine Ahnung, ob sie mit Axe und Brubaker verwandt war, aber seit er hier festhing, war es nur einmal vorgekommen, dass sich einer der Männer an ihr vergriffen hatte. Dessen Schreie klangen Zeke immer noch in den Ohren, als Axe sich um ihn gekümmert hatte, bevor er ihn einem Beisser vor die Füße geworfen hatte. Das war anderthalb Monate her und hatte ihm gezeigt, wie gefährlich Axe wirklich war, zuvor hatte er ihn lediglich für einen Möchtegern-Diktator gehalten, der den Ausbruch der Seuche geschickt für sich genutzt hatte. Nach diesem Vorfall wußte er, um was für einen Psychopathen es sich bei ihm wirklich handelte und Zeke war sich sicher, dass nicht einmal Brubaker wirklich vor Axe sicher war, wenn es hart auf hart kam. Er mochte Cynthia nicht, aber sie konnte aus dem Wenigen, was sie besaßen wirklich gute Mahlzeiten zubereiten und es schmeckte nicht Alles einfach nur nach einer undefinierbaren Pampe, selbst wenn es so aussah. Die Männer waren in Feierlaune, wie jedes Mal, wenn sie von einem Überfall zurückkamen, ganz unabhängig davon, ob sie reiche Beute gemacht oder vielleicht ein Mitglied des Trupps verloren hatten. Die Raubzüge selbst waren das, woran sie sich aufgeilten, ihre Befriedigung zogen, sich mächtig und wertvoll vorkamen und Axe bestätigte sie darin. Er war ein guter Manipulator, der ihnen immer genau so viel 'Futter' gab, dass sie sich nicht gegen ihn wandten, sondern gierig auf die nächste Ration warteten. Wie Süchtige; er hatte sie abhängig von seinem 'Lob' gemacht; jeder von Ihnen wollte an erster Stelle in seinem Ansehen stehen.
Während Brubaker und Grant schon nach oben gingen, die anderen Männer, die nicht Wachdienst hatten, noch feierten, legte Axe schließlich Zeke den Arm um die Schultern, der sich mit aller Macht darauf konzentrieren musste, sich deshalb nicht zu versteifen. Axe war ein Psychopath, ein Manipulator, er hatte dieses gewisse Gespür dafür, was im Innern eines Anderen vor sich ging, selbst wenn er es nach Außen hin nicht zeigte. Mimik, Muskelanspannung, Gestik ... Zeke hatte schnell zu spüren bekommen, wie er sich ihm gegenüber am Besten präsentierte. Und Axe schätzte zwar seinen 'kleinen Soldaten', unterschätzte ihn jedoch zum Glück so wie die meisten Menschen auch. Auch, wenn es Zeke immer schwerer fiel, ihn nicht wissen zu lassen, wie er wirklich dachte und zu was er irgendwann vielleicht fähig war. Er unterdrückte sein instinktives Handeln, seinen wahren Charakter, weil sein Überlebenswille deutlich stärker war. Er wußte nicht genau, worauf Axe hinaus wollte, als er mit ihm in Richtung der Zellen ging, doch als sie den Vorraum betraten und schließlich vor den Gittern stehenblieben, war jede Ungewissheit verflogen. Der väterliche Ton, den Axe schließlich anschlug, ließ Zeke fast übel werden, aber er kotzte ihm nicht vor die Füße, sondern ließ es wortlos über sich ergehen, vermittelte ihm sogar den Eindruck, durch antrainierte Mimik, dass er sich von dem Lob geschmeichelt fühlte und war mehr als erleichtert, dass Axe nicht auf die Idee kam, ihm dabei zuzusehen, wie er seine Belohnung einheimste.
Als Axe ging und die Metalltür hinter ihm ins Schloß fiel, atmete er lautlos auf. Sein Blick ruhte auf dem Mädchen, dass sich an die Wand unter dem Fenster der Zelle drückte, als würde sich auf magische Weise dort eine Tür auftun und sie hindurchlassen oder als könnte sie durch diesen Druck, der Anspannung, die in ihrem Körper herrschte, diese einfach zum Einsturz bringen. Axe hatte ihm die Flasche mit dem Fusel in die Hand gedrückt, von der Zeke sowieso nichts trinken würde. Er trank nie, es vernebelte einem die Sinne und das war das Letzte, was er sich in dieser Welt leisten konnte. Und da waren sie wieder, diese Augen, er konnte seinen Blick nicht wirklich von ihnen lösen, als er die Tür quietschend aufschob und einen Schritt in die Zelle machte. Dann ließ er sich einfach in den Schneidersitz nieder, weiterhin ohne den Blick von ihr, von diesen Augen zu nehmen. "Willst Du was trinken?", er sprach weder zu laut, noch zu leise, so als würde er eine ganz normale Unterhaltung beginnen, vielleicht wie man es auf einem Schulball anfangen würde, wenn man mit seinem Date dort ankam und noch zu nervös war, um sie um den ersten Tanz zu bitten, doch unsicher wirkte er auch dabei nicht.
"Wäre es Dir lieber, ich wäre noch kleiner?", grinste er schließlich zu ihr hinunter und lockerte seine Umarmung etwas. "Ehrlich, ich hab meinen Knochen gesagt: Lasst den Scheiß, sonst bekommt Jersey irgendwann noch eine Genickstarre, wenn sie mit mir reden will! Aber denkst Du, sie haben auf mich gehört? Pustekuchen! Niemand will auf mich hören, es ist wahrlich eine Crux!" Er löste einen Arm von ihr, jedoch nur, um ihr eine Locke aus dem Gesicht zu streichen und sein Blick wurde wieder ernster, was jedoch nicht die Wärme daraus vertrieb. "Hast Du Deine Familie gefunden?"
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 25.11.2018 11:41von Jersey (gelöscht)
Es war Ford, der Jersey grob am Kragen gepackt hatte und sie in die Zelle brachte. Er nahm ihr die Fesseln ab und beförderte sie mit einem kräftigen Stoß in den kleinen Raum. Mit einem hämischen grinsen schloss er die Tür und drehte langsam den Schlüssel. Mit einem lauten lachen deutete er einen Luftkuss an und ging. Die schwere Metall Tür fiel ins Schloss und damit wurde es still um die junge Jersey.
Augenblicklich stürmte sie vor und rüttelte an der verschlossenen Tür. Es war nur ein kleiner Funke Hoffnung, auch wenn ihr Verstand sagte das die Tür verriegelt war. Ihr Kopf lehnte sich gegen das kalte Metall. Ein, zwei tiefe Atemzüge um sich zu beruhigen. Ihre Augen wanderten unruhig durch die Zelle. Es gab keinen Ausweg. Sie war umgeben von Beton und Stahl. Und vor der Tür eine Horde schießwütiger Mörder - und der Junge. Jersey konnte sich selbst keine Antwort geben warum, aber sie zählte ihn nicht dazu. Obwohl er ihr eine Waffe an den Kopf hielt. Aber er hatte nicht abgedrückt. Vielleicht wäre es besser gewesen. Jersey raufte sich durch die Haare und durchschritt die kleine Zelle. Sie fühlte sich wie ein Tier in einem Käfig. Ausgeliefert und alleine.
Wie schnell sich alles ändern konnte…
Noch vor wenigen Stunden wogen Jersey und Melissa scherzend das ‘Dating-potential’ von Jack ab. Auf der positiven Seite hatten sie, dass er, für einen der letzten, übrig gebliebenen Männer, gar nicht schlecht aussah. Lachend gab Jersey aber zu bedenken, dass seine ‘große’ Schuhgröße ein Manko beim Tanzen wäre. Selbst Jack, der sonst immer einen klugen Spruch auf Lager hatte, konnte nur schmunzelnd mit dem Kopf schütteln. Und auch wenn Mr. Evans zur Ruhe mahnte, hatte er doch keinen Sinn für solchen Unfug, wurde er von seiner Frau mit einem lächeln besänftigt.
Und jetzt waren sie Tot. Bestimmt waren sie das. Jene Bilder, kurze abgehackte Sequenzen, stahlen sich zurück vor Jersey’s inneres Auge. Sie sah wie Melissa sie anlachte und im nächsten Moment hatte sie das Blut von Mr. Evans im Gesicht. Sie hörte die Schüsse, leidiges schreien und dann das krachen als der Wagen den kleinen Zaun durchbrach. Es ging so schnell. Innerhalb weniger Minuten hatte sich alles verändert.
Jersey drückte sich an die Wand der Zelle, als Axe mit dem Jungen in ihrem Blickfeld erschien. Die Worte des raubeinigen Mannes klangen noch in ihren Ohren nach. Genauso wie das Geräusch der schweren Metall Tür, die ins Schloss fiel. In Wirklichkeit war es sicher nicht so laut, aber in ihrem Kopf dröhnte es wie ein Kanonenschuss. Wie abwesend blickte sie in die dunklen Augen des Jungen. Erste seine Bewegung in die Zelle und das quietschen der Tür, ließen ihren Blick wacher wirken. Vorsichtig, misstrauisch, erwiderte sie den Blick des Jungen, der sich eben in den Schneidersitz niederließ. Jersey drückte sich noch immer gegen die Wand, bedacht darauf genug Abstand zu halten. Eine im Prinzip, trügerische Sicherheit. Die Zelle war nicht groß und viele Fluchtmöglichkeiten gab es nicht. Eigentlich keine.
“Willst du was trinken?” - Es war das erste mal das sie seine Stimme hörte. Bewusst hörte und als solche wahr nahm. Jersey blickte ihn nur weiter an, so als würde sie versuchen seine Gedanken zu lesen. Er wirkte ruhig. Er saß einfach nur da und hielt die Flasche in seiner Hand. Es war so unwirklich. Heimlich, still und leise schoben sich Fragen in Jersey’s Kopf. Was hatte er mit den Männern da draußen zu tun? War er vielleicht der Sohn des Anführers? Was wollte er? - Nein, die Frage stellte Jersey wieder zurück. Sie war vielleicht noch jung aber nicht dumm und erst recht nicht taub. Sie hatte genug vom Leben mitbekommen um zu wissen was kommen würde. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, den Gedanken einfach nicht zuließ, war er unterbewusst da. Erneut spürte sie wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Ihr fast die Luft zum atmen nahm. “Willst du was trinken?” war seine erste Frage. Auch wenn Jersey mehr als Durst hatte, schüttelte sie nur sachte den Kopf, wobei ihre Augen immer noch auf seinen lagen.
“Wo ist Melissa?”, kam es krächzend und zitternd über ihre Lippen. Der Blick des Jungen lag dabei immer noch auf ihr und war alles andere als kalt oder berechnend. Und selbst wenn Jersey es wollte und es versuchte, länger als einige Augenblicke, in denen ihr Blick einen Ausweg suchte, konnte sie sich ihm nicht entziehen. Es war wie eine unsichtbare Fessel.
“Bitte…”, kam es leise, fast flehend über ihre Lippen als sie langsam aufgab und mit dem Rücken an der Wand zu Boden rutschte. Sie konnte nicht mal sagen um was genau sie bat. Sie schluckte schwer, als wollte sie den Kloß hinunter drücken.
Warum war dieser Junge anders? Ihr Blick in seine Augen wollte ihr keine Antwort geben. Vielmehr verwirrte es sie nur noch mehr. Warum…? Trotzige Wut oder Ärger würden wohl am besten beschreiben was gerade in ihr brodelte. Dazu dieses unterschwellige Gefühl von Panik das nur darauf zu warten schien, endlich ausbrechen zu können. Unsicherheit und Furcht über das ungewisse.
Mr. Evans hatte vor solchen Menschen gewarnt. Er war vorsichtig und mied andere Gruppen oder große Straßen. Aber was hatte es ihm gebracht? All seine Warnungen und Vorsicht haben am ende nichts genutzt. Was bedeutete heute ein Leben? Was war es Wert? Ein Gewehr oder doch nur eine Dose Bohnen? Und langsam wurde Jersey klar, dass es nur noch zwei Arten von Menschen gab - Gewinner und Verlierer. Und im Moment stand sie auf der Verlierer Seite. Dieses Bewusstsein erlangend, funkelten ihre Augen für einen kurzen Moment auf. Jersey würde sich nicht einfach ihrem Schicksal ergeben. Sie konnte es gar nicht…
Mit einem erleichterten schmunzeln, schüttelte ich den Kopf. “Nein wäre es nicht”, meinte ich als sich Zeke leicht von mir löste und ich trotz allem den Blick zu ihm heben musste. Er hatte noch immer nicht seine Art von Humor verloren. Seine Sprüche, so verrückt sie auch waren, ich hatte sie vermisst. Jetzt wieder seine Stimme zu hören, diesen dummen Spruch über Knochen und wachsen… ich drückte ihn nur leicht. Zeke löste leicht die Umarmung. Ich blickte ihn an, ließ mir die Haare aus dem Gesicht streichen und lächelte. Ich konnte nicht sagen wann ich das letzte mal Grund zum lächeln hatte, oder es wirklich von Herzen kam. Erst heute konnte ich es wieder.
“Nein”, entgegnete ich leise auf seine Frage und atmete tiefer ein. “Ich wollte nach Washington, vielleicht sind sie da. Ich hoffe das sie da sind”, erklärte ich weiter. Mein Vater war Offizier in der Navy und war Dienstlich öfter in Washington. (Das er im Grunde noch mehr war, ahnte selbst ich noch nicht.) Also lag es für mich auf der Hand, dass er dort hin kommen würde. Genauso wie meine Mum oder meine Geschwister.
“Was machst du hier? Willst du auch nach Washington?”, fragte ich und schaute dabei zu ihm auf. Noch einmal drückte ich ihn, so als wollte ich mich selber davon überzeugen, dass er wirklich da war und keine Einbildung oder gar ein Traum.
@Ezekiel Archer
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 27.11.2018 21:25von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Zeke lauschte ihren Worten, ohne sich wirklich aus der Umarmung zu lösen, auch wenn es mittlerweile wohl an der Zeit wäre, aber es fühlte sich einfach so gut an. Da er die Menschen ebenso wie die Beisser größtenteils mied, war es lange her, dass er die Gesellschaft eines Anderen genossen hatte und ihre Gesellschaft war ihm ohnehin die liebste. "Das tut mir leid!", murmelte er ehrlich, allerdings hatte er es schon vermutet, schließlich war sie hier alleine in das Haus eingestiegen. Andererseits konnte sie immer noch Hoffnung haben, denn wenn sie ihre Familie noch nicht gefunden hatte, konnte dies bedeuten, dass sie vielleicht noch am Leben waren; zumindest waren sie vielleicht keine Beisser.
Natürlich begab er sich in eine schwächere Position, indem er sich in den Schneidersitz gleiten ließ, selbst so eine kleine Person wie das Mädchen konnte ungeahnte Kräfte freisetzen oder irgendwelche Techniken parat haben, aber Zeke tat es bewußt. Das war der Unterschied zu den Männern, die es aus Überheblichkeit taten, weil sie nicht daran glaubten, dass so ein zartes Persönchen ihnen gefährlich werden könnte. Zeke unterschätzte sie nicht, vor Allem nicht jetzt, da die Erkenntnis, was geschehen würde oder besser gesagt, sollte, ihr ins Gesicht geschrieben stand. Er löste den Blick nicht von ihr, die Frage, ob sie Etwas trinken wollte, verneinte sie durch ein leichtes Kopfschütteln, bevor er ihre Stimme wieder hörte. Sie war nicht mehr so panisch, stattdessen krächzend, was ihm verriet, dass sie durchaus Durst hatte und die verzweifelte Wut, mit der sie in der Halle ihre Flüche ausgestoßen hatte, war einem Zittern gewichen. Der Name der Anderen war also Melissa. Zeke wußte nicht, ob es klug war, ihr die Wahrheit zu sagen, ob es sie nicht einfach noch mehr in Panik versetzen würde, trotzdem antwortete er ihr, denn sie hatte die Wahrheit verdient. "Sie ist oben, in einem der kleinen Appartements.", er machte nur eine kurze Pause und stellte die Flasche neben sich auf dem Boden ab. Und auch da war ihm bewußt, dass sie ihr als potentielle Waffe dienen konnte. "Sie hat eine Kopfverletzung, wie schlimm es ist, weiß ich nicht.", wenn sie Glück hatte, war sie vielleicht mittlerweile verstorben, während die Männer unten mit Alkohol gefeiert hatten. Doch diesen Gedanken sprach er nicht aus.
Was genau er letztendlich jetzt tun würde, wusste er noch nicht, auch wenn er sich die letzten Stunden den Kopf darüber zerbrochen hatte. Ihm war klar, dass er ihr nicht jede Qual ersparen konnte, denn er konnte sie kaum einfach aus der Zelle führen, acht Männer und Cynthia töten und dann mit ihr und der verletzten Melissa abhauen. Das war utopisch und für ihn nicht machbar. Klar war, dass er sie nicht vergewaltigen würde, so ein Mensch war er einfach nicht, egal wie sehr er sich auch nach menschlicher Nähe sehnte. Menschliche Nähe bedeutete für ihn nicht gleichzeitig Sex, vielleicht lag es an seinem jungen Alter, wobei es nicht so war, dass er noch nie Sex gehabt hatte. Aber im Gegensatz zu den Männern dort draußen, hatte er sich seine Menschlichkeit bewahrt. Wenn er ehrlich war, war ihm die Gesellschaft von ein paar Beissern lieber, als die von diesen Verrückten dort draußen vor der Metalltür.
Ihr klägliches 'Bitte ...', drehte ihm fast den Magen um und wanderte direkt in sein Herz, nur kurz atmete er wieder tief durch und sammelte sich. Es brachte nichts, wenn er zu emotional reagierte, denn dann würden sie beide kopflos durch die Gegend rennen, allerdings legte er nicht den Schalter um, um jegliche Gefühle zu unterdrücken, denn das würde sie ängstigen. Aber er konnte sie auch nicht direkt überfordern, indem er ihr sagte, dass er sie hier rausholen würde, denn so fasziniert er auch von ihr war, so irrational fasziniert, kannte er sie nicht. Er konnte sie vielleicht etwas einschätzen, er hatte eine gute Intuition, seine Instinkte ließen ihn selten im Stich, aber er wußte nicht, wie sie letztendlich reagieren würde. "Es tut mir leid wegen Deiner Freundin.", seine Stimme hatte seinen Klang nicht verloren, wenn auch kurz ein Schleier durch seine Augen zu ziehen schien. Die Getöteten erwähnte er in diesem Moment erstmal nicht, der Gedanke an diese Melissa war emotional genug und zu viel Emotionalität zog Irrationalität nach sich und wer sich irrational verhielt, der machte Fehler. Und Fehler bedeuteten in dieser Welt zu 99% den Tod.
"Ich kann Dir nicht viel versprechen, aber ich werde Dich nicht anrühren. Ich kann Dich jedoch auch nicht vor Allem bewahren, was geschehen könnte. Die Typen da draußen sind irre. Es bringt nichts, an ihre Menschlichkeit zu appellieren, Axe hat sie vollkommen unter Kontrolle!", erklärte er ihr schließlich so ruhig wie möglich. Er schätzte sie pfiffig genug ein, dass sie sich zusammenreimen konnte, wer von ihnen Axe war, denn selbst ihr musste in der kurzen Zeit offensichtlich geworden sein, wer die Befehlsgewalt hatte. "Ich weiß, es ist schwer, nicht dem Impuls nachzugeben, egal wen, sofort anzugreifen, der sich Dir nähert. Versuche, ihn zu unterdrücken. Genauso weiß ich, dass es schwer ist, einige Dinge vielleicht über Dich ergehen lassen zu müssen und vielleicht wünschst Du Dir auch sehr schnell, einfach lieber tot zu sein, aber überlass ihnen nicht diesen Sieg. Dein Leben ist hundert Mal mehr wert als jedes einzelne von denen zusammengerechnet und mit Hundert multipliziert." Er glaubte nicht wirklich daran, dass sie ihm auch nur richtig zuhörte, geschweige denn in Erwägung zog, ihm zu glauben oder auch nur im Ansatz Vertrauen zu schenken, schließlich war er nur ein Fremder. Ein Unbekannter, der ihr vor ein paar Stunden noch eine Waffe an den Kopf gehalten hatte, kurz nachdem ihre Freunde umgebracht worden waren. Trotzdem war da Etwas, Etwas zwischen ihnen, eine Art Verbindung, die er nicht erklären konnte und er konnte nur hoffen, dass er sich nicht komplett in ihr irrte.
"Ich versuch nur, mich nach Virginia durchzuschlagen.", fast hätte er gesagt, 'nach Hause'. Ein Zuhause was nie wirklich eines gewesen war, was schon seit acht Jahren nicht mehr existierte, aber das einzige, das er nun einmal wirklich kannte. Als sie ihn noch einmal drückte, erwiderte er es sanft, hauchte ihr einen Kuss in die Locken und löste letztendlich die Umarmung ziemlich widerwillig. "Dein Magen knurrt!", murmelte er und grinste dann kurz. "Und ich hab doch tatsächlich Dein 'Lieblingsessen' parat!", nur zu gut erinnerte er sich daran, mit was für einem angeekelten Gesichtsausdruck sie das erste Mal vom Dörrfisch gegessen hatte. "Ich hab meine Sachen oben!", und ohne auf ihre Zustimmung zu warten, griff er sanft nach ihrer Hand und zog sie zurück in den Flur, der Blick jetzt wieder wachsam, denn auch wenn er keine verräterischen Geräusche gehört hatte, war er nicht so dumm, alle Vorsicht fallen zu lassen.
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 28.11.2018 17:44von Jersey (gelöscht)
Die Worte des jungen Ezekiel jagten einen kalten Schauer über ihren Rücken. Sie kämpfte gegen das Zittern an, dass sich langsam ihre Beine hinauf schlich. Sie kämpfte gegen die Panik an einfach aufzuspringen. Wie automatisch ging ihr Blick dabei nochmals nach oben. Über dieser grauen Beton Decke musste sich Melissa befinden. Nur langsam und zögerlich senkte sich ihr Blick und traf erneut auf Ezekiel’s.
Jersey hatte Melissa auf der Ladefläche des Pick-Up liegen sehen. Auch die blutende Wunde am Kopf hatte sie bemerkt. Sie wollte ihr helfen aber ihre Fesseln hinderten sie. Und dann hatte man sie getrennt. Warum? Jersey schluckte schwer den Kloß im Hals hinunter.
Der Junge saß ihr Gegenüber, hatte die Flasche mit der undefinierbaren Flüssigkeit neben sich abgestellt und blickte sie an. Auch wenn sie seinen Blick erwiderte, wanderten ihre Gedanken und drehten sich um Melissa oder viel mehr um das, was vor einigen Stunden passiert war.
Disziplin - früher klang es so einfach. Sich beherrschen und sich kontrollieren. Bei ihren Brüdern sicher noch stärker verlangt als bei ihr. Und doch bekam sie alles mit. Aber jetzt gerade fiel es so unheimlich schwer Disziplin zu wahren oder gar ruhig zu bleiben. Jersey war die Tochter eines Marine Offiziers. Wie oft wurde ihr gesagt das sie sich dementsprechend zu verhalten hatte? Auch wenn sie eine recht behütete und sorglose Kindheit hatte, war es immer präsent. Und vielleicht war es genau das, was ihr half zu überleben. Was sie überhaupt dazu befähigte. Sie konnte gar nicht aufgeben. Es lag nicht in ihrer Natur.
Ezekiel’s Worte drangen wie durch einen dicken Vorhang zu ihr durch. Worte welche die harte Realität wiedergaben. Ungeschönt und ungefiltert. Es gab keine Menschlichkeit mehr. Vielleicht starb heute die letzte Menschlichkeit mit den Evans. Die Männer da draußen waren jedenfalls weit davon entfernt. Auf Jersey wirkten sie wie wilde Hunde. Blutrünstige Monster die nur auf ihr eigenes Wohl bedacht waren. Menschen, die Spaß daran hatten zu töten und anderen Leid zu zufügen.
Und langsam wurde sie sich ihrer Situation immer bewusster. Sie war diesen Menschen ausgeliefert. Und der Junge? Ihr Blick wurde klarer, schien aufzuwachen und musterte ihn. Was hatte er eben gesagt? Er konnte ihr nicht viel versprechen, nein.
Noch konnte Jersey nicht abschätzen was in den nächsten Tagen auf sie zu kommen würde. Welche Höllen sich ihr öffnen würden. Sie wollte es auch gar nicht. Jetzt gerade konzentrierte sie sich nur auf den Jungen und seine Absichten. Erneut schluckte sie schwer, versuchte ihren trockenen Hals anzufeuchten. Nein sie würde nicht aufgeben. Sie würde überleben, irgendwie. Und sie würde hier raus kommen, irgendwie.
Schweigend blickte sie ihn an und dann folgte sie einem Impuls. Einem undefinierbaren Impuls. Einer Stimme die ihr leise ein ‘jetzt’ zuflüsterte. Bilder von Melissa, Jake und den Evans schienen sie anzutreiben. Und dann hörte sie es wie ein Dröhnen in den Ohren… ‘JETZT!’
Jersey stürzte auf Ezekiel zu. Sie dachte nicht weiter nach. Der Impuls wuchs aus Panik heran. Ihre Augen funkelten auf und dann hatte sie ihn erreicht…
Cathy Shaw, wie Jersey eigentlich hieß, war ein normales Mädchen. Ihre Hobbys waren das Tanzen und Reiten. Sie liebte Sport und nutzte jede Gelegenheit sich zu Bewegen. Auf dem Stützpunkt nahm sie die verschiedensten Angebote für ‘Brats’, wie die Kinder von Militär Angehörigen genannt wurden, wahr. Geländelauf und Hindernislauf waren neben Klettern ihre Lieblingsaktivitäten. Vor dem Schießen drückte sie sich wann immer sie konnte. Es stank und war einfach nur laut. Dennoch wusste sie wie man eine Pistole oder ein Gewehr bediente. Und dann war da noch die Selbstverteidigung. Eine Pflicht Teilnahme für alle Shaw Kinder. Ein drängen ihres Vaters aus Sorge vor… vielleicht vor solchen Situationen wie die jetzige.
Es war ein Ehemaliger Navy Seal der den Kurs hielt und damit auch seine beiden eigenen Söhne trainierte. Vielleicht hätte Cathy mehr Ehrgeiz zeigen sollen. Und wäre ihr Gegenüber ein ‘normaler - überraschter’ Jugendlicher gewesen, hätte sie vielleicht etwas ausrichten können. Im Grunde waren es zu viele Faktoren die gegen ihre Aktion sprachen.
Ihr versuchter Angriff folgte einem klaren Prinzip des Militärischen Nahkampfes. Für jemanden wie Ezekiel zu vorhersehbar, was ihn wohl nicht einmal Anstrengungen kostete. Es dauerte nur wenige Sekunden und Jersey befand sich auf dem Rücken. Ihre Handgelenke waren im festen Griff seiner Hände wobei er auf ihren Beinen Kniete um sie am treten zu hindern. Jersey legte alle Kraft in ihre Arme, versuchte ihn hoch zu drücken aber dieser schmächtig wirkende Junge schien Tonnen zu wiegen. Der Angriff dauerte vielleicht nur einige Sekunden, ihr Kampf gegen das Gewicht um einiges länger. Die Kräfte des Mädchen schwanden und langsam wurde sie ruhiger. Und schließlich trafen sich die Blicke erneut. Sie schaute in diese dunklen Augen die sie mit einer unglaublichen Gelassenheit betrachteten. Und von einem Moment zu nächsten erschlafften Jersey’s Muskeln. Sie blickte ihn nur an und atmete schwer. “Okay”, schluckte sie schwer als sein Blick, seine Augen, einen Schalter bei ihr umzulegen schienen.
Es war sein Blick, seine Augen, welche sie inne halten ließen. “Warum?”, hörte sie sich leise und krächzend fragen. Jersey blickte ihn an, als wollte sie in seinen Augen lesen, als versuche sie in sein inneres Blicken. “Wenn du mir hilfst…”, begann sie und schluckte einmal schwer. “Du bist nicht wie die, oder? Du bist anders. Du…”, sie blickte ihn noch immer an und in ihrem Kopf begannen die Gedanken zu kreisen. Sie kannte ihn nicht. Vielleicht ließ sie sich hinreißen. Vielleicht war es nur ein Spiel das er trieb. Es wäre - es war ein leichtes für ihn gewesen, sie zu überwältigen. Genauso hätte er ihr eine Kugel in den Kopf jagen können. Aber er tat es nicht, nicht gänzlich. Vielleicht war es eine Chance. “Sag mir was du willst”, forderte sie ihn in leisem Ton auf. Jersey suchte in seinen dunklen Augen nach einer Antwort. “Bitte…”, wiederholte sich noch einmal etwas eindringlicher und voller Verzweiflung.
Unser erstes Zusammentreffen verlief alles andere als Harmonisch - ich hätte mir tatsächlich andere Umstände gewünscht - aber vielleicht sollte es genau so kommen. Wenn es jemanden gab, dem ich wirklich traute, dann ihm. Ich könnte es nicht einmal genau beschreiben. Aber wenn ich heute so darüber nachdenke, dann wusste ich es vom ersten Blick an. Ich habe es vielleicht nicht gleich kapiert, aber ich wusste es.
Ihn so nah zu spüren war ungewohnt aber es nahm dem Wohligen Gefühl nichts ab. Zeke war, seid Ausbruch der Seuche, der einzige den ich freiwillig so nah an mich heran ließ. Glücklich - das umschreibt wohl mein Gefühl in diesem Moment am ehesten. “Was gibt es in Virginia?”, fragte ich viel zu vorschnell. “In Washington gibt es bestimmt eine sicher Zone. Eine Regierung oder zumindest einen Bunker”, redete ich eben so schnell weiter und traute mir selber nicht. Ich wusste es nicht. Es war lediglich eine Hoffnung. Ein Stern der mich leitet.
Ich spürte seinen Kuss in meinen Haaren und lächelte. Für einige Momente leistete ich mir sogar den Luxus die Augen zu schließen, nur um nicht den kleinsten Moment zu verpassen. Erst als sich die Umarmung löste, öffnete ich sie wieder und blickte ihn an. Ja mein Magen knurrte tatsächlich. Laut und unüberhörbar. Früher war es einem vielleicht peinlich, aber heute kümmerte es keinen mehr.
“Mein lieblingsessen?”, fragte ich skeptisch. Ich kannte Zeke vielleicht, aber ich war mir nicht sicher wie er das gerade meinte. Mehr als bereitwillig ließ ich mich von ihm nach oben mitziehen, wenn auch mit einem Skeptischen Blick. Bei seiner Aussage, er hätte seine Sachen oben, blickte ich mich kurz um. “Ist es denn sicher hier?”. Ein sicherer Schlafplatz und etwas zu Essen, dass war in Zeiten wie diesen wie ein sechser im Lotto. Und dann noch jemanden wieder zutreffen den man für tot hielt - jemanden wie ihn - das war wie ein Sprengen der Bank in Las Vegas.
Es ging die Treppe nach oben und meine Hand schloss sich wie automatisch um seine. Von einer Gefahr wollte ich gerade nicht wirklich etwas wissen. Zumal die Etage hier oben garantiert sicher war. Die Beißer waren nicht unbedingt leise oder gewandt. Und es war unwahrscheinlich das sich hier oben noch ein Streuner aufhielt, wenn Zeke hier seine Sachen hatte. Das würde nicht zu ihm passen.
Erst im Zimmer ließ ich ihn los, schaute mich um und warf routiniert einen Blick aus dem Fenster, ehe ich mich auf dem Sofa an der Wand niederließ und meinen Rucksack ablegte. Es war ein erlösendes Gefühl die Last abzuwerfen. Und das ohne die Befürchtung zu haben, schon im nächsten Augenblick wieder los zu müssen. Ich betrachtete ihn wie er etwas in seinem Rucksack zu suchen schien. “Ich dachte wirklich du wärst tot”, meinte ich leise und irgendwie entschuldigend.
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 30.11.2018 19:53von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Zeke war sich nicht sicher, ob sich ein Mädchen wie Jersey überhaupt mit ihm abgegeben hätte, wenn die Seuche nicht ausgebrochen wäre und sie alle in die Apokalypse katapultiert hätte. Er wäre das gewesen, was man einen schlechten Umgang genannt hätte, ganz unabhängig von seinem Charakter. Er war ein Heimkind, sein Vater war der Anführer einer Miliz gewesen, die als terroristische Vereinigung eingestuft worden war und sie die Tochter eines hochdekorierten Marine-Offiziers, ein sogenanntes 'gutes, anständiges Mädchen'. Aber sie hatten einander unter anderen Umständen getroffen, auch nicht unbedingt die, die Zeke sich gewünscht hätte, aber es hatte eine Nähe zwischen ihnen geschaffen, die er vorher und auch nachher nie wieder gespürt hatte. Er kannte sie, selbst jetzt noch, obwohl bestimmt über ein Jahr vergangen war und sie, verglichen mit ihrem Lebensalter, kaum Zeit miteinander verbracht hatten. Er konnte es spüren, als würde er mitten in ihre Seele blicken, wenn er in diese vermaledeiten Kulleraugen sah. Natürlich hatte sie sich verändert, das blieb nicht aus, aber trotzdem war sie noch so viel sie selbst, was kaum einer in dieser Zeit schaffte. "Ich stamme aus Virginia!", erinnerte er sie, sie hatten viel geredet, als sie gemeinsam unterwegs waren, sie hatte ihm viel von sich und er ihr mehr von sich erzählt als jemals zuvor einem Anderen. Die Art und Weise, wie sie die Sätze nahezu ausspieh, verriet ihm, dass sie vermutlich mehr sich selbst vom Wahrheitsgehalt dieser überzeugen wollte als ihn. Zeke hatte so seine eigene Theorie, was man in Washington finden konnte ... Beisser, Beisser und nochmals Beisser. Er glaubte nicht daran, dass sich dort ein Stützpunkt der Regierung befand, er war sich sicher, dass die USA oder sogar ganz Amerika, Nord wie Süd, aufgegeben worden war. Fast wunderte er sich darüber, dass er noch nicht mitten in eine Bombardierung mit Atombomben geraten war oder irgendwas davon gehört hatte. Aber das sagte er ihr nicht, denn er verstand, dass sie sich an diese Hoffnung klammerte, vielleicht sogar klammern musste, denn sie hatte noch Familie ... vielleicht. Er hoffte es für sie. Er hatte schon Jahre vor dem Ausbruch der Seuche mit diesem Thema abschließen können und war sich zu hundert Prozent sicher, dass sie tot waren und nicht wieder auferstanden und Jagd auf Menschen machen würden. Sie waren mittlerweile verwest und ihre verrotteten Knochen befanden sich tief unter der Erde.
Er beobachtete sie genau, während er mit ihr sprach, hatte er doch sowieso das Gefühl, den Blick nicht von ihr abwenden zu können und so bemerkte er auch den inneren Kampf, der in ihr stattfand. Weshalb es ein Leichtes für ihn war, auch die winzigen Reflexe zu erkennen, die durch ihre Muskeln zuckten, bevor sie sich auf ihn stürzte. Der Mut der Verzweifelten, schoß ihm dabei durch den Kopf und wäre er nicht ER gewesen, hätte sie ihn vermutlich überrumpeln und vielleicht sogar erheblichen Schaden zufügen können. Aber er war ER und genau auf solche Situationen seit frühester Kindheit konditioniert worden; seine Instinkte setzten ein und ihr Angriff dauerte nur ein paar Sekunden an, bevor er sie regelrecht auf den Boden 'nagelte' und trotzdem versuchte, ihr dabei nicht allzu große Schmerzen oder Verletzungen zuzufügen. Es war offensichtlich, dass auch sie eine gewisse, rudimentäre Ausbildung genossen hatte, sie war mit militärischer Strategie vorgegangen, die er jedoch in Sekundenbruchteilen 'entlarven' konnte. Er drückte ihre Handgelenke über ihrem Kopf auf den Boden, kniete sich auf ihre Beine, um sie am Treten zu hindern und wartete einfach ab. Ihre verzweifelten Bemühungen, ihn von sich runterzudrücken, dauerten länger als der Angriff und er musste zugeben, dass sie für so ein kleines Persönchen verdammt viel Kraft hatte, doch er machte sich bestimmte Hebelwirkungen und Belastungspunkte zu Nutze, so dass er keine Probleme hatte, sie unten zu halten und schließlich erschlaffte ihr Widerstand, während ihr Blick wieder klarer wurde. Er hielt den Blickkontakt zu ihr, als ihr leises 'Okay!' kam und er in ihren Augen erkennen konnte, dass sie wieder vollkommen bei sich war und nicht mehr ihren Instinkten freien Lauf ließ.
Nur langsam lockerte er seinen Griff vorsichtig, jedoch jederzeit bereit, wieder so zuzupacken, dass sie sich abermals nicht rühren konnte, falls sie doch noch einmal aufmuckte. Dann kam das 'Warum?". Gute Frage, das musste er ihr lassen und wenn er zu sich selbst ehrlich war, gab es darauf keine rationale Antwort oder zumindest keine, die er vor ihrem Angriff hätte geben können. Dadurch, dass sie gezeigt hatte, dass sie nicht so harmlos war, wie sie wirkte, dass sie Grundkenntnisse zumindest im Bereich des militärischen Nahkampfes hatte, dass sie vermutlich zu einem gewissen Grad strategisch denken konnte, einen festen Überlebenswillen hatte, sah auch Zeke zum ersten Mal den Hauch einer Chance, diese Verrückten dort draußen vielleicht wirklich ausschalten oder ihnen mit ihr gemeinsam zumindest entkommen zu können. "Nein, ich bin nicht wie sie!", antwortete er ruhig und als sie die Frage stellte, was er dafür wollte, dass er ihr half, ließ er sie vorsichtig los und brachte etwas Abstand zwischen sie und sich, um sie zu Atem kommen zu lassen. Die Flasche, die er neben sich abgestellt hatte, war bei dem Angriff umgefallen und ihr Inhalt hatte sich über den grauen Betonboden ergossen, wo er nun Richtung Abfluß rann, doch sie selbst war ganz geblieben, so dass er nach dieser griff und sie einfach wieder aufstellte.
Abermals ließ er damit eine potentielle Waffe in ihrer Nähe und blickte sie an. Natürlich war es ein Risiko, aber er ging es wiederum bewußt ein. "Ich hätte mich ihnen nicht angeschlossen, wenn ich die Wahl gehabt hätte!", erklärte er ruhig. "Aber ich wollte leben und ich weiß, ich könnte Dir jetzt das Blaue vom Himmel lügen, Du hast keinen Grund, mir zu trauen. Genauso wenig wie ich einen hätte, Dir zu trauen. Wer weiß, vielleicht verrätst Du mich an Axe, weil Du glaubst, so Deine eigene Haut retten zu können." Er machte eine kurze Pause, um ihr Gelegenheit zu geben, seine Worte und deren Sinn wirklich zu erfassen, bevor er weitersprach: "Was ich will oder besser gesagt, was ich brauche, ist Deine Hilfe, Deinen Überlebenswillen, denn alleine kann ich hier auch nicht weg. Aber dafür muss ich wissen, wie weit Du bereit bist, zu gehen. Es ist nicht leicht, ein Leben zu nehmen, wenn es nötig ist und das sollte es auch niemals werden, denn dann würden wir uns von denen da draußen auch nicht mehr unterscheiden. Aber manchmal ist es notwendig, um Leid und Qualen zu beenden oder zu ersparen. Um selbst zu überleben." Wieder ließ er ihr die Zeit, über seine Worte nachzudenken, bevor er selbst eine Frage stellte. "Hast Du schon einmal getötet? Und damit meine ich keine Beisser, selbst bei diesen sollte es Einem nicht leicht fallen, denn sie waren einmal der Vater, der Sohn, die Mutter oder die Tochter von Jemanden, auch wenn es sehr viel Phantasie braucht, um sich daran zu erinnern."
Ihr skeptischer Blick entlockte ihm tatsächlich ein kurzes Lachen, was sich für ihn selbst fast komisch anhörte, denn er hatte sein eigenes Lachen schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr gehört. "Zumindest sicherer als derzeit da draußen!", schmunzelte er, während er sie anschließend mit nach oben nahm, wobei er jedoch wieder sehr aufmerksam wirkte. Er führte sie in das Zimmer, in welchem er seine Ausrüstung gelassen hatte, um sich ungestörter umzusehen und verriegelte geübt die Tür hinter ihnen, dazu benötigte er nicht einmal einen Schlüssel. "Das Zimmer hat einen Zugang zum Dach, die Dächer der Häuser stehen dicht genug beieinander, also ist der Fluchtweg gesichert. Du hast das Klettern doch bestimmt nicht verlernt.", zwinkerte er ihr zu, während er in seinem Rucksack kramte und schließlich die kleine Tupperdose mit dem Dörrfisch und Dauerbrot hervorholte. Unwillkürlich musste er lächeln, als er sah, wie sie sich schließlich auf das Sofa setzte und ihren Rucksack abnahm. Es war ein eigentlich so normaler Anblick, dass er fast wieder verstörend wirken könnte, denn Normalität hatten sie Beide gemeinsam eigentlich nie erlebt. Er griff seinen Rucksack mit der freien Hand und ging zu ihr rüber, wo er ihn zu seinen Füßen abstellte, bevor er sich neben sie aufs Sofa setzte. Es war noch länger her, dass er selbst auf so einem gesessen hatte, geschweige denn in einem Bett genächtigt hatte, so dass es ihm ungewohnt weich und fast trügerisch bequem vorkam. Er öffnete die Tupperdose und der typische Geruch des gesalzenen Fisches verbreitete sich, dann hielt er ihr diese hin. "Ich weiß, es ist nicht unbedingt das, was Du Dir wünschen würdest, aber es stillt den Hunger, an dem Brot könntest Du Dir jedoch vielleicht die Zähne ausbeißen!", entschuldigte er sich fast und lächelte wieder warm. Als sie sich entschuldigte, dass sie geglaubt hatte, er wäre tot, zumindest klang es so für ihn, wurde er mit einem Mal sehr ernst. "Ich habe Dir gesagt, lauf und blicke nicht zurück! Wenn Du das nicht gemacht hättest, wären wir jetzt vermutlich Beide tot!" Dann zwinkerte er ihr wieder zu und grinste kurz: "Vorher hätte ich Dir allerdings ganz gewiß noch den Hosenboden versohlt, wenn Du nicht auf mich gehört hättest!"
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 02.12.2018 15:01von Jersey (gelöscht)
Es war von Anfang an ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Ihr Angriff verpuffte fast unmerklich. Es schien als würde der Junge mit den dunklen Augen genau wissen was sie vor hatte. Er schien jede Bewegung vorhergesehen zu haben. Und schließlich lag Jersey auf dem Rücken und kämpfte gegen sein unsägliches Gewicht an. Er wusste genau was er zu tun hatte, wie er sie zu halten hatte um sich keiner Gefahr auszusetzen. Sie ahnte ja nicht welche Kenntnisse er besaß, wie er aufgewachsen war oder wer er überhaupt war. Oder sein Vater. Und irgendwann gab sie auf. Sie wurde sich der Hoffnungslosigkeit bewusst und ihre Blicke trafen sich ein weiteres mal. Es war keine Spur von Wut oder Verärgerung in seinen Augen zu erkennen. Es schien fast, als würde ihn gar nichts aus der Ruhe bringen können.
Jersey’s Muskeln erschlafften während sie tief und schwer einatmete. Vielleicht war es sein Blick der sie dazu bewog ihre Worte so zu wählen. In ihren Augen wollte er nicht in diese Gruppe von Männern passen. Er war ruhiger und überlegter. Sie spürte wie sich sein Griff um ihre Handgelenke lockerte, wenn er sie auch nicht gänzlich los ließ. Und dann bestätigte er ihre Vermutung. Nein - er war nicht wie sie. Das war deutlich zu erkennen. Er hätte durchaus auch schlimmer sein können und irgendein perfides Spiel spielen können.
Bei ihrer Frage aber, was er für seine Hilfe verlange, ließ er sie los. Er gab ihr ihren Bewegungsspielraum zurück. Er wich sogar etwas zurück, wobei die Flasche mit dem Fusel umkippte und sich ergoss. Jersey blickte zur Flasche, rührte sich sonst nicht weiter. In ihrem Blick lag Unsicherheit und Misstrauen. Ezekiel aber stellte die Flasche wieder auf, als gehörte es sich so. Und schließlich rutschte er etwas weiter zurück. Ihr Blick ging vorsichtig zurück zu ihm.
Jersey hätte zur Flasche greifen können und hätte damit eine kleine Waffe gehabt. Sie hätte sie nutzen können aber anstatt danach zu greifen rutschte auch sie rückwärts über den Boden. Erneut versuchte sie so eine Distanz zwischen sich und den Jungen zu bringen. Dabei wäre es ein leichtes für ihn sie erneut zu überwältigen. Und auch dies wurde Jersey langsam bewusst während sie ihm zuhörte.
Jersey war auf einem Militärstützpunkt aufgewachsen. Sie kannte die Aufgaben der Soldaten. Sie beobachtete sie beim Training oder hörte ihre Geschichten von Einsätzen im Krieg. Waffen waren ihr also alles andere als Fremd, auch wenn ihre Brüder ihr mehr als weit voraus waren, in diesen Dingen. Und doch war es ein Unterschied davon zu hören und plötzlich mitten drin zu sein.
Er brauchte ihre Hilfe? Ihren Überlebenswillen? Ihr… Seine Worte wiederholten sich in ihrem Kopf. Ihre Blicke lagen noch immer aufeinander aber hatten diesen lauernden Ausdruck verloren. Sie verstand was er sagte. Und es klang noch unwirklicher als seine Worte zuvor.
“Nein”, antwortete sie nach einem Moment in welchem Stille aufgekommen war. Sie wägte ihre Worte ab. Sie könnte ihn anlügen und behaupten schon ein paar mal getötet zu haben, nur um sich in seinen Augen wertvoller zu machen. Vielleicht würde es sie weiterbringen aber vielleicht auch nicht. Sie war ehrlich. Jersey hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Menschen getötet und selbst die Liste der Beißer hielt sich in mehr als bescheidenen Grenzen. Ein Umstand, welcher sich schon bald ändern würde. Das wusste Jersey. Es war unabwendbar, gerade jetzt, wo sie auf sich alleine gestellt war.
“Ich habe noch keinen Menschen getötet.” Ihre Stimme war leise. “Aber ich weiß wie man eine Waffe bedient”, sprach sie schnell weiter und rückte wieder etwas nach vorne. Es war ihr egal was passierte. Sie sah eine Chance hier raus zu kommen. Eine Chance die sie nur mit ihm hatte. “Du könntest mich genauso verraten oder?”, sie schaute ihn unsicher an. “Bitte… wenn du nicht wie die bist, dann kannst du mich nicht hier lassen. Oder?”, versuchte Jersey ihn an seine Menschlichkeit zu erinnern, die er ihr doch schon zeigte. Es war nur ein kleiner Strohhalm, aber er war da.
“Ich weiß woher du kommst nur…”, ich schaute ihn an, “ich hätte nicht gedacht das du damit noch etwas verbindest.” Ja wir kannten einander, mehr als vielleicht andere. Ich hatte ihm von mir erzählt, woher ich kam, wie ich aufgewachsen bin und wer ich im Grunde war. Auch er hatte von sich erzählt. Ob es alles war oder ob er etwas für sich behielt, dass war mir egal. Jeder hatte das Recht auf seine Geheimnisse. Und er hatte damals schon weitaus mehr erlebt und durchgemacht wie ich. Mein Misstrauen in die Menschheit wuchs erst in den letzten Jahre. Eigentlich seid dem zusammentreffen mit Axe. Davor war ich lediglich vorsichtig. Zeke aber vertraute ich. Ohne ihn, würde ich hier vielleicht nicht stehen. Ohne ihn wäre… keine Ahnung aber ich bin mir ziemlich sicher das alles ganz anders verlaufen wäre.
Es war nur eine Hoffnung, ein Glaube an einen Gott. Es hieß doch: ‘Die Hoffnung stirbt zuletzt’. Ich klammerte mich einfach daran. Das war es was mich Antrieb und nicht aufgeben ließ.
Ich folgte ihm nach oben und sein lachen ließ mich schmunzeln. Es war sicherer. Natürlich war es das. Ezekiel war erfahren genug. Er brauchte niemanden um zu überleben. Etwas das ich erst lernen musste. Schwer lernen musste. Das alleine sein, hat mich am Anfang fast zerfressen. Früher war ich ein geselliger Typ. Ich ging gerne auf Partys oder genoss die treffen mit meinen Freunden. Ich brauchte einfach Menschen um mich herum. Heute aber sah das alles anders aus. Diese verdammte Seuche hatte alles verändert. Vor allem aber mich.
Ich ließ mich auf dem Sofa nieder und stellte meinen Rucksack ab. Ich lehnte mich zurück und es war als würde eine gewisse Anspannung einfach abfallen. Zeke setzte sich neben mich. Ich beobachtete ihn in seinem Tun. Nicht um darauf zu achten was er tat, sondern einfach weil er da war. Und dann war da dieser Geruch! Ein Geruch bei dem sich mir förmlich der Magen umdrehte. Aber ich hatte Hunger. Heute ist man eben nicht mehr wählerisch wenn es ums Essen geht. Bei meiner ersten Dose Hundefutter habe ich mich auch übergeben. Im Grunde eine Verschwendung die mir nicht noch mal passieren sollte. Dennoch verzog sich mein Gesicht als ich ein Stück nahm. Ich hielt mir die Nase zu und schloss die Augen als ich es mir in den Mund schob und versuchte zu kauen. Ich kaute schnell und würgte es mehr herunter als das ich schluckte. Es sollte den Magen füllen und das tat es. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich seine warm lächelnden Augen. Ich kam mir etwas dumm vor. Gerade in seiner Gegenwart.
“Ja das hast du und dennoch…”, entgegnete ich. Ich hatte mich oft gefragt ob ich nicht hätte umkehren sollen. Und dann verteufelte ich mich dafür es nicht getan zu haben. Aber auf der anderen Seite war da dieses blinde Vertrauen gewesen. Er wusste was zu tun war und ich tat es.
Bei seinem weiteren Satz aber musste ich hell auflachen. “Ach hättest du ja?”, grinste ich und nahm mir etwas von dem Brot. Es war hart wie Stein aber auch das füllte den Magen.
Für einen Moment hätte ich das alles um mich herum vergessen können. Ich war froh ihn wieder zu sehen, ihn getroffen zu haben. “Würdest du mit mir nach Washington kommen?”, fragte ich ihn und schaute ihn dabei direkt an.
Ich weiß nicht was gewesen wäre, wenn wir uns im normalen Leben getroffen hätten. Hätte es mich gekümmert wer sein Vater war? Hätte es ihn gekümmert? Ich denke es wäre mir egal gewesen, auch wenn es zu Hause ärger bedeutet hätte. Vielleicht hätten meine Brüder versucht ihn einzuschüchtern, aber ich glaube ohne großen Erfolg. Bei der Vorstellung, dem Gedanken, diesem Bild vor Augen, musste ich schmunzeln.
@Ezekiel Archer
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 11.12.2018 20:15von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Er konnte verstehen, dass sie von seiner Aussage irritiert war, er war es ja selbst. Vor dieser Apokalypse hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, nach Hause zurück zu kehren, denn sein Zuhause hatte zu diesem Zeitpunkt ja schon sechs Jahre lang nicht mehr existiert. Aber auf dem Weg, weg von den Beissern, immer vorwärts auf der Suche nach Nahrungsmitteln, hatte er unwillkürlich und zunächst unbewußt den Weg nach Virginia eingeschlagen. Natürlich war die CCMV auch mit anderen Militia (auch in den angrenzenden Staaten) vernetzt gewesen und Joshua hatte ihn oft mitgenommen, um ihm das Weiche auszutreiben, so dass er viele Munitions- und Waffenverstecke kannte oder zumindest die Zeichen erkannte, die normalen Bürgern wohl nie auffallen würden, um jene zu entdecken. So hatte er in Pennsylvania auch seine Waffe, Munition und einige Ausrüstungsgegenstände aus einem dieser Verstecke bezogen. Und so war es die nicht unbegründete Annahme, dass auch noch Munitions- und Waffenverstecke der CCMV vielleicht noch unentdeckt geblieben waren und er wußte, wo sich diese befanden. Aber das war sein Geheimnis, seine letzte Option, die er nicht einmal Jersey mitteilte, zumindest nicht jetzt. Nicht, weil er ihr nicht traute, das tat er, sondern weil er sie nicht mit Wissen in Gefahr bringen wollte, das vielleicht nicht einmal den Gedanken wert war, den er daran verschwendete. Denn natürlich war er sich nicht sicher, es gab keine Garantie, dass die Verstecke nicht längst gefunden und geplündert worden waren. "Dachte ich eigentlich auch nicht, aber vermutlich zieht es Jeden zu Irgendetwas in dieser Zeit. Dich nach Washington, weil Du hoffst, dass Deine Familie dort ist. Mich nach Virginia, weil es das einzige Zuhause ist, dass ich kannte. Vielleicht auch die Hoffnung, ein paar der Menschen zu sehen, mit denen ich aufgewachsen bin.", er zuckte kurz mit den Schultern.
Zeke ließ ihr die Zeit, die sie benötigte, um über seine Worte nachzudenken, sie zu begreifen und eine Antwort darauf zu finden. Er hatte Zeit, eigentlich hatten sie die ganze Nacht Zeit, sofern nicht einer der betrunkenen Männer hier auftauchte, weil die junge Frau oben 'besetzt' oder mittlerweile verstorben war. Aber damit würde er zurecht kommen, er wußte wie viel diese Irren tranken und würde keine Probleme damit haben, sie 'vorzeitig schlafen' zu legen. So sehr, wie ihnen am nächsten Morgen die Schädel brummen würden, würden sie nicht einmal begreifen, was er notfalls getan hätte. Natürlich vorausgesetzt, es handelte sich nicht um Axe, dieser trank zwar auch, jedoch nie bis zu dem Punkt, wo er nicht mehr wußte, was er tat, sagte oder was die Anderen taten oder sagten. Das ließ seine psychopathische Ader nicht zu, sein Kontrollzwang, seine manipulative Art, sein narzisstisches Wesen. Als sie schließlich antwortete, war er sogar erleichtert, als sie es verneinte. Er hatte zwar nicht damit gerechnet, aber ihre Ehrlichkeit ließ ihn aufatmen: "Das ist gut und ich hoffe für Dich, dass Du es niemals musst, aber seien wir ehrlich, diese Hoffnung ist leider ziemlich utopisch.", antwortete er ihr ruhig und hörte ihr dann weiter zu. Als sie anmerkte, dass sie jedoch eine Waffe bedienen konnte, nickte er leicht. Damit hatte er, nach ihrem Angriff auch gerechnet. Er ging nicht davon aus, dass sie wie er selbst aufgewachsen war, aber er schätzte, dass sie aus einer Polizistenfamilie stammte oder vielleicht zumindest ein Elternteil Militärangehöriger war. Als sie näher rückte, spannte er sich nicht an, aber er wurde wieder aufmerksamer, was jedoch kaum etwas an seiner Körpersprache änderte. "Ich schenke Dir etwas Vorschußvertrauen, also lege ich mein Leben sozusagen in Deine Hände!", immer noch hielten sie einander mit ihren Blick gefangen, sie hatte die Irren erlebt, sie hatte Axe erlebt und er schätzte sie so ein, dass sie keine Probleme hatte, sich die Konsequenzen vorstellen zu können, die unweigerlich folgen würden, falls man ihn beim Verrat oder auch nur beim Versuch dessen, erwischte. "Ich lasse Dich nicht zurück!", es war der Ausspruch eines Fremden, eines Unbekannten, der sie vor wenigen Stunden noch mit Anderen zusammen übefallen und ihre Begleiter getötet hatte, auch wenn sie nicht wußte, ob er überhaupt auf sie geschossen hatte, musste sie ja schließlich davon ausgehen. Und auch, wenn er es einfach so schlicht sagte, war es vielleicht genau diese Schlichtheit, die von dem Wahrheitsgehalt zeugte, der darin steckte.
"Aber ich kann Dich heute Nacht nicht einfach hier herausspazieren lassen. Das würdest weder Du überleben, noch ich. Es sind acht Männer, darunter ein Psychopath, der sie ALLE unter Kontrolle hat. Und dann gibt es da noch Cynthia! Sie ist schätzungsweise fast 60, sieht aus wie eine gütige, ältere Tante, aber lass Dich nicht täuschen. Sie würde uns verraten, ohne mit der Wimper zu zucken!", er sagte das nicht, um sie zu erschrecken oder einzuschüchtern, auch wenn es das vielleicht tat, aber sie musste wissen, woran sie war und auf was sie sich einstellen musste. "Egal was passiert, widersprich Cynthia nicht, greife sie nicht an, ertrage es, so schwer es auch sein sollte. Wenn Du Dich gegen SIE wendest, hast Du definitiv Dein Todesurteil unterschrieben!" Zeke öffnete den Reißverschluß seiner Baumwolljacke, die er hier im Inneren trug und holte eine Flasche mit Wasser heraus, die er öffnete und vor ihren Augen daraus zwei Schlucke trank. Dann schob er sie, sich vorneigend, in ihre Richtung. "Das ist nur Wasser und Du bist durstig!", er hatte keine Becher, so dass sie wie damals die Leute im Mittelalter oder wann das gewesen war, miteinander hätten anstoßen und die Flüssigkeiten sich vermischen lassen können, so dass Beide von ihnen sicher sein konnten, dass keiner den Anderen vergiften wollte. Also trank er vor ihr, um ihr so zu zeigen, dass er das nicht vorhatte.
Zeke konnte nicht anders, als zu grinsen, als sie verstand, was er mit ihrem Lieblingsessen gemeint hatte. Sie konnte froh sein, dass er ihr keine gerösteten Maden oder sowas kredenzte, denn Zeke war nicht wählerisch, wenn es um etwas Essbares ging. Er hatte schon sehr früh gelernt, was essbar war und was nicht, darunter natürlich Pflanzen, aber auch Insekten, das hatte zum Überlebenstraining dazu gehört. Er aß diese notfalls sogar lebendig, denn man konnte es sich nicht immer leisten, ein Feuer zu machen. "Du wirst es überleben, greif zu, Du solltest Dich stärken. Und der Geruch hat einen positiven Nebeneffekt, er ist so penetrant, dass sich sogar die Beisser fernhalten!", er versuchte, wieder ernst zu bleiben, schaffte es aber nicht gänzlich, da seine zuckenden Mundwinkel ihn verrieten. Er stellte die kleine Tupperdose zwischen sie und sich aufs Sofa, griff erneut in seinen Rucksack und holte eine Wasserflasche hervor, die er ihr reichte, er wußte, dass sie es damit leichter runterspülen konnte, außerdem war es definitiv gesünder für die Zähne, wenn sie das Dauerbrot (und er ging davon aus, dass sie sich auch davon nehmen würde und das um ein Vieles lieber als vom Dörrfisch), das steinhart war, ein Bißchen im Mund aufweichen ließ.
Als sie ein 'dennoch' hören ließ, fiel es ihm wieder leichter, ernst zu werden, seine Augen verloren zwar immer noch nicht den warmen Ausdruck, aber er strich ihr kurz über den Arm und stoppte sie in ihrer weiteren Aussage. "Kein Dennoch, kein Wenn, kein Aber! Du hast genau richtig gehandelt, selbst wenn ich dabei draufgegangen wäre. Ich hatte Dir mein Wort gegeben und das halte ich unter allen Umständen, auch wenn es bedeuten sollte, dass ich vielleicht nicht überlebe. Ich habe niemand Anderen, für den es sich lohnen würde, notfalls zu sterben! Und auch niemand Anderen, für den es sich lohnt, überleben zu wollen!" Er genoß ihre Gegenwart, in den letzten Monaten hatte er vielleicht zwei oder drei Mal mit einem anderen Menschen geredet, wobei das keine netten Unterhaltungen gewesen waren, also nichts, was vergleichbar damit war, Jersey wieder zu sehen und mit ihr zu plaudern, zu scherzen oder auch ernst zu werden. Meist störte ihn das Alleinsein nicht, auch wenn er vor dem Ausbruch der Seuche eigentlich ein recht geselliger Mensch gewesen war, zumindest hatte er die Gegenwart anderer Menschen genossen, aber er konnte auch gut mit sich allein sein, ohne eine Psychose zu entwickeln. Na gut, Leute, die ihn nicht kannten und erstmalig trafen, gingen vermutlich davon aus, dass er längst unter mindestens einer ausgeprägten Psychose litt. Aber Jersey kannte ihn, sie wußte, was hinter seiner Fassade schlummerte. Ihr Auflachen, als er anmerkte, dass er ihr sonst sowieso den Hintern versohlt hätte, wenn sie nicht getan hätte, was er gesagt hatte, brachte ihn dazu, in ihr Lachen kurz miteinzustimmen und ließ seine Augen schelmisch aufblitzen. "Worauf Du Dich verlassen kannst!", erwiderte er anschließend ihr Grinsen.
Zeke hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich nach Washington D.C. zu wagen, da er dort nichts als weitere Beisser und vielleicht ein paar Irre vermutete, die sich gesammelt hatten, aber als sie ihn so direkt darauf ansprach und diesen Blick schenkte, aus diesen vermaledeiten Kulleraugen, konnte er nicht anders, als gespielt entnervt aufzuseufzen. "Das ist unfair, Du weißt genau, dass ich diesem Blick nicht widerstehen kann!", doch das warme, ehrliche Lächeln war auf seine Lippen zurückgekehrt. Natürlich würde er sie nicht alleine weiterziehen lassen, jetzt wo er sie wiedergefunden hatte, vor Allem nicht in diese unsichere Gegend, für die er Washington D.C. hielt. Schließlich nickte er schlicht: "Mein Wort gilt immer noch, Cathy!" Es kam nur sehr selten vor, dass er sie bei ihrem richtigen Namen nannte und es hatte ja auch eine Weile gedauert, bis sie ihm diesen damals anvertraut hatte.
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 17.12.2018 10:48von Jersey (gelöscht)
Die Worte des Jungen, mit den dunklen Augen waren aufbauend und niederschmetternd zugleich. Jersey war ganz und gar auf ihn fixiert und hörte dementsprechend mehr als aufmerksam zu. Denn, so komisch es auch klingen mochte, er schenkte ihr so etwas wie Hoffnung. Sie hätte nicht sagen können, woher sie es wusste, aber er war anders. Auch wenn er zu diesen Männern gehörte und sie erwischt hatte, so hatte er sie dennoch nicht umgebracht. Und auch jetzt wirkte er alles andere als Aggressiv. Er war ruhig, konzentriert und fokussiert. Ganz im Gegensatz zu Jersey, die ein innerliches auf und ab an Gefühlen erlebte. Und über all dem schwebte immer wieder die Frage: ›Warum?‹
Noch traute sich Jersey nicht diese Frage laut zu stellen. Noch war es ihr ziemlich egal, Hauptsache ihr würde nichts passieren und sie würde überleben. Überleben - Das war das Zauberwort. Auch der Junge hatte es schon mehr als angedeutet. Nur darauf kam es an - Überleben. Wie, das wäre egal. Es ging nur um dieses eine Wort und dessen Bedeutung, welches sich immer wieder über die Frage nach dem ›Warum?‹ stellte.
Jersey war ehrlich. Sie hatte noch keinen Menschen getötet. Und selbst die Beißer konnte man an einer Hand abzählen. Bisher hatte sie Glück. Den ersten Teil ihrer Reise, bis zur Halbinsel Sany Hook, oder genauer gesagt dem alten Fort Hancock, stand sie unter Militär Schutz. Und selbst anschließend, als das Chaos über sie einbrach, gab es immer jemanden der sie mit zog. Bis zum heutigen Tag. Und selbst wenn der Junge ihr helfen würde, so wusste sie, dass sie ab heute alleine klar kommen musste.
Der Umgang mit Waffen war Jersey keinesfalls fremd. Sie wuchs damit auf und war Zeitlebens von ihnen umgeben. Ein Umstand, den der Beruf ihre Vaters mit sich brachte. Ihre beiden älteren Brüder, ja sogar ihr jüngerer Bruder, waren ihr allerdings in diesen Dingen um einiges vor raus. Vor allem aber im Interesse sich damit zu beschäftigen. Nun schien es jedoch, dass sie keine andere Wahl mehr hätte.
Sie war näher an Ezekiel heran gerutscht ohne dabei bedrohlich zu wirken. Vielleicht konnte sie ihn verraten, aber würde man ihr auch glauben? Oder wäre es nicht nur ein Versuch die Bande gegeneinander aus zuspielen? Jersey würde es nicht darauf ankommen lassen. Vor allem aber würde sie nicht, ihre vielleicht einzige reelle Chance verspielen. Und als er ihr sein Vorschussvertrauen aussprach schüttelte sie hastig den Kopf, »ich verrate dich nicht. Wirklich nicht!«. Sie blickte ihn angespannt und vorsichtig an. Seine Worte waren klar gesagt. Er würde sie nicht zurücklassen. Eine Aussage die erneut die Frage nach dem ›Warum‹ auf warf und ebenso schnell von dem Drang zu überleben, abgelöst wurde. Sie kannte ihn nicht und vielleicht war er der Grund warum sie hier saß - und dennoch war da so etwas wie Vertrauen. Vielleicht lag es in seinen Augen oder auch in seiner Art und Weise Dinge auszusprechen.
Seine Worte waren aufbauend und machten Mut. Doch schon im nächsten Moment kehrte die Realität zurück. Eine niederschmetternde Realität. Es zeichnete sich in ihren Augen ab. Vor allem die Hilflosigkeit die gerade um sich griff. Sie hörte ihm aufmerksam zu und auch wenn es ihr schwer fiel die Umstände zu akzeptieren, so wusste sie das er Recht hatte. Einfach da raus zu marschieren käme einem Selbstmord gleich und würde ihr keinen Deut weiter helfen.
Jersey nickte verstehend und schluckte etwas, als Ezekiel von Cynthia erzählte.
Das lachen der Männer drang durch die schwere Tür dumpf zu ihnen durch. Sie waren laut. Zu laut, für ihren Geschmack und es machte ihr durchaus angst, auch wenn sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, war dieses Gefühl immer präsent. Als der Junge den Reißverschluss seiner Jacke öffnete, war es Jersey die leicht zusammen zuckte und fast unmerklich zurück wich. Doch es war nur eine Flasche, die er hervorholte und einen Schluck trank. Ihr Blick war noch immer misstrauisch als er ihr die Flasche zu schob und beteuerte, dass es nur Wasser wäre. Sie zögerte noch einen Moment, doch dann gewann der Durst. Sie griff nach der Flasche und nahm einige hastige Schlücke. Schwach hustend setzte sie die zur Hälfte geleerte Flasche wieder ab. Sie blickte ihn an und hielt die Flasche weiter im festen Griff umklammert. »Danke«, sagte sie leise und nahm noch einen weiteren, langsameren Schluck. »Ich heiße Jersey…«, sagte sie mit vorsichtigem Blick. »Und du? Wie heißt du?«, fragte sie nur einen Atemzug später.
Es gab ein poltern an der schweren Metalltür zum Nebenraum. Jemand machte sich daran zu schaffen und als sich die Tür einen Spalt öffnete, wurde das lachen der Männer deutlicher…
Ich konnte ihn durchaus verstehen. Selbst wenn man schlechte Erinnerungen hatte, so waren es doch Erinnerungen. Und selbst wenn man vieles als negativ bewertet, so war es bestimmt nicht alles. Es gab bestimmt auch gute Zeiten und damit gute Erinnerungen. Eben etwas, dass es Wert machte, zurück zu kehren. Ich verband nichts schlechtes mit meiner Kindheit oder dem Stützpunkt auf dem ich aufgewachsen war. Aber mich zog es nicht unbedingt dorthin zurück. Ich könnte nicht mal sagen warum es so war. In meinem Kopf hatte sich einfach der Gedanke eingenistet, dass die Zukunft in Washington lag. Und das meine Familie, wenn sie noch lebte (wovon ich fest ausging), genau dort hin käme. Ich kannte Washington. Ich war schon ein paar mal da gewesen. Einmal mit der Schule und ein paar mal sogar mit meinem Dad. Allerdings sind wir meist geflogen oder mit dem Zug gefahren. Und wir mussten auch nie Streunern ausweichen. Ich war nicht dumm. Ich wusste das es das Washington, so wie ich es kannte, nicht mehr gab. Aber ich glaubte auch, dass es dort etwas gab. Vielleicht sogar so etwas wie eine Zukunft.
Zeke setzte sich zu mir auf das Sofa und postierte die Tupperware Dose zwischen uns. Auch wenn er sich bemühte ernst zu bleiben, konnte ich sein grinsen deutlich erkennen. Es belustigte ihn. Und wenn ich ehrlich war würde ich genauso über mich lachen, wenn es gerade nicht so ekelig wäre. Ich glaube, es war nicht einmal der Geschmack des Fisches. Es war einfach die Konsistenz und der Geruch. Oh und natürlich das Wissen, dass es sich (nach meiner Ansicht) um verfaulten Fisch handelte. Es war fast wie mit dem Hunde- oder Katzenfutter aus der Dose. Aber hier konnte ich einfach das Etikett abmachen und irgendwann vergessen was es war… Vielleicht zu einfach. Das Dauerbrot, welches Zeke dabei hatte war mir um einiges lieber, auch wenn es hart wie Stein war. Speichel und Wasser weichten es nur langsam auf und langsames kauen machten es irgendwann essbar. »Ich würde gerade echt alles tun für ein Käse-Schinken-Sandwich«, seufzte ich schwer und blinzelte ihm entgegen. »Oder überhaupt für echtes Essen das nicht aus der Dose kommt«, schmunzelte ich weiter. Etwas gekochtes wäre ein Traum, selbst wenn es nur aus der Dose kam, war es schon ein kleines Festessen.
Seine Berührung ließ mich auf blicken und lenkte meine Aufmerksamkeit vom Essen auf ihn. Seine Worte ließen mich etwas stutzen. Ich bildete mir ein Ezekiel gut zu kennen. Jedenfalls so gut wie man einen Menschen in den heutigen Zeiten kennen konnte. Der Ausdruck in seinen Augen hatte nichts schemenhaftes. Nicht so wie sonst, wenn er einfach nur herum blödelte und irgendwelchen Unsinn von sich gab. Er hatte durchaus eine ernste Seite und diese hatte auch eben die Worte ausgesprochen. Dann war er niemand der unbedachte Worte aus plapperte. Ganz im Gegenteil. Ich hatte ihn so kennen gelernt. Überlegt und abschätzend. Ruhig und besonnen. Und genau das war es auch, was mich leicht stutzen ließ. Ich blickte ihn eine Weile nur an. »Vielleicht habe ich richtig gehandelt, weil es dein Plan so vorsah. Aber… ich weiß nicht ob es auch richtig war«, meinte ich ruhig aber mit überzeugter Stimme. Erneut kam eine kurze Pause auf in der ich meine Worte sortierte und seine noch einmal abwog. »Ich will sicher nicht das du für mich stirbst… das wäre doch dumm! Ernsthaft Zeke… ich meine… und überhaupt, woher willst du wissen das es niemanden mehr gibt«, erklärte ich deutlich verunsichert. »Und wenn... Und wenn dann bin ich diejenige die dir etwas schuldet«, schloss ich ab und tat so als wäre das Thema damit durch, indem ich mir etwas von dem Fisch in den Mund steckte. Es war widerlich aber brachte mich immerhin zum schweigen, während seine Worte noch immer in meinem Kopf rotierten. Zeke war jemand der… er war einfach etwas besonderes für mich. Ich meine mehr als ein Lebensretter oder einfacher Freund. Und damit war er jemand den ich lieber lebend als tot sah. Und eben auch jemand bei dem ich nicht schuld sein wollte, wenn er stirbt. Ich machte mir meine eigenen Gedanken dazu und hatte meine eigene Ansicht zum Leben. Oder zu Schuld und Sühne oder… oder eben einfach überhaupt!
Ich war froh ihn wiedergefunden zu haben. Oder eben er mich, wie man es auch sehen wollte. Und ich hatte nicht vor ihn so ohne weiteres wieder ziehen zu lassen. Natürlich sah mein Plan noch immer so aus mich nach Washington durch zu schlagen. Aber hätte er partout nicht gewollt, so wäre ich wohl auch ihm gefolgt. Ihn also zu fragen ob er mit mir käme, war daher absolut nahe liegend. Und auch wenn er genervt auf seufzte, so war da auch ein warmes lächeln auf seinen Lippen. Ich mochte sein lächeln. Es war ehrlich und nicht gekünstelt. Und so schmunzelte ich ihm, gespielt triumphierend, entgegen.
Es gab nicht viele Menschen die mich noch Cathy nannten oder nennen würden. Eigentlich gab es nur ihn, von dem ich wusste das er noch lebte. Diesen Namen zu hören war mittlerweile ein seltsames, fast befremdliches Gefühl. Es erinnerte mich an eine andere Person zu einer anderen Zeit. Ich schaute ihn an und griff nach seiner Hand, ich wollte seine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit. »Ich weiß das du zu deinem Wort stehst Zeke«, meinte ich in ernstem Ton. »Aber du bist mir wirklich nichts schuldig. Das warst du auch nie… okay?«, meine Stimme wurde weicher während ich seinen Blick suchte. »Ich habe dich gefragt weil ich dich mag und…«, ich zögerte einen Moment, haderte etwas mit mir, »… ich brauche niemanden mehr der auf mich aufpasst.« Ich blickte ihn noch einen Moment wortlos an, ehe ich meine Hand von seiner löste.
Ich wollte ihn damit nicht vor den Kopf stoßen. Aber ich wollte ihn auch nicht ausnutzen und erst recht wollte ich nicht das er wegen mir drauf geht. Ich verdankte ihm bereits mehr als einmal mein Leben. Ohne das ich ihm hätte etwas zurück geben können. Und gerade wurde mir mehr als bewusst, dass ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen könnte, dass ihm etwas passierte. Erst recht nicht wegen mir. Aber ich wusste auch das er seinen eigenen Kopf hatte und sowieso machte was er für richtig hielt. Das war es ja auch, was uns bisher überleben ließ. Ein warmes lächeln deutete sich auf meinen Lippen an.
»Hättest du nicht etwas gejagtes mitbringen können?«, scherzte ich schließlich, als eine schwere Stille aufzukommen drohte und hielt ihm demonstrativ die geöffnete Tupper Dose unter die Nase. Ich lachte leise auf als er instinktiv oder vielmehr im Reflex, seinen Kopf leicht drehte. Ich wette, er konnte den Geruch auch nicht leiden. Ich grinste ihn durchaus glücklich und amüsiert an. Vielleicht auch zu losgelöst und unvorsichtig aber… schließlich war er wieder bei mir...
@Ezekiel Archer
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 13.01.2019 20:20von Ezekiel Archer • | 1.302 Beiträge | 2760 Punkte
Vielleicht war es etwas gemein, sich über sie zu amüsieren, aber in diesen Zeiten war es fast ein befreiendes Gefühl, sich so Etwas einfach mal zu erlauben. Er hatte keine Probleme mit dem Dörrfisch, in gewissen Ländern galt er sogar als beliebter Snack für Zwischendurch und er wußte, wie man ihn zubereitete, so dass er sich sicher war, dass sie nicht an einer Lebensmittelvergiftung sterben würden. Was nicht bedeutete, dass es sein absolutes Lieblingsessen war und der Geruch war wirklich gewöhnungsbedürftig. Aber er war nicht wählerisch, noch nie wirklich gewesen, was es ihm wohl erleichterte. "Käse-Schinken-Sandwich klingt wirklich verlockend!", er zwinkerte ihr zu und nahm sich selber ein Stück vom Fisch, dass er sich in den Mund schob, um darauf herumzukauen. "Eine warme Mahlzeit, Du weißt, wie man das Herz eines Jungen gewinnt!", ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen und er lehnte sich etwas entspannter auf dem Sofa zurück.
Selbst wenn er es gewollt hätte, Zeke konnte den Blick einfach nicht von ihr lösen, wenngleich seine Aufmerksamkeit nie ungeteilt auf einer Person oder Sache lag. Die Abgeschiedenheit der Zelle täuschte eine trügerische Sicherheit vor, obwohl man die Stimmen und das Lachen der Männer gedämpft durch die schwere Metalltür hören konnte. Und er war sich im Klaren darüber, wie trügerisch diese Sicherheit war, es könnte jederzeit einer dieser Irren hier rein kommen und einfordern, was ihm seiner Meinung nach zustand. Als sie schnell beteuerte, dass sie ihn nicht verraten würde, wurde sein Blick in ihre Augen etwas forschender, dann nickte er leicht. "Schon gut, ich vertraue Dir!", ein riskanter Zug, vor Allem da er es ernst meinte. Vertrauen, eine schrille Stimme in seinem Kopf fragte ihn, wie er dazu kam, dieses Wort zu diesen Zeiten überhaupt in den Mund zu nehmen und dann noch in Bezug auf einen Menschen, den er eigentlich gar nicht kannte. Aber er meinte es so und so brachte er diese Stimme in seinem Kopf zum Schweigen, die Zweifel säen wollte. Er konnte nicht einmal sagen, weshalb er ihr glaubte, natürlich war er nicht so naiv, zu glauben, dass sie die Möglichkeit, ihn zu verraten nicht wenigstens kurz in ihren Gedanken abgewogen hatte. Aber es gab mehrere Stimmen in ihm und manchmal war die Stimme in seinem Herzen lauter als die in seinem Kopf, was immer eine größere Gefahr darstellte und so war es auch in ihrem Fall. Sein Herz sagte ihm, dass sie ihn nicht anlog, wohingegen die Stimme in seinem Kopf noch einmal aufmucken wollte, bevor sie begriff, dass sie dieses Mal verloren hatte und schwieg.
Ein kurzes, angedeutetes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als sie endlich das Wasser nahm und davon trank. Natürlich war sie mißtrauisch, etwas Anderes hatte er auch nicht erwartet. Etwas Anderes wäre auch schlicht naiv gewesen und er hielt sie zwar für etwas unbedarft, aber keineswegs naiv. Im Grunde genommen war sie einfach ein normales Mädchen, jedenfalls viel normaler, als er es in der Zeit seit dem Ausbruch erlebt hatte. Er konnte nur erahnen, was in ihren Gedanken vorging, sie war ganz offensichtlich verwirrt, aber ihm ging es eigentlich nicht anders, nur ließ er es sich nicht so offensichtlich anmerken. Die Frage nach dem Warum, spukte auch durch seine Gedanken. Warum wollte er sie so unbedingt retten? Wenn er ehrlich war, gab es zwei Gründe. Der erste war ziemlich egoistisch: Er wußte genau, dass er es nicht allein mit der ganzen Bande Irrer aufnehmen konnte, ohne zu sterben. Natürlich könnte er sie nach und nach ausschalten, vor Allem wenn sie betrunken waren, aber es gab zu viele Ungerade in dieser Gleichung, die ihm um die Ohren fliegen konnten. Zu Zweit war es definitiv leichter, wenn es Jemanden gab, auf den man sich verlassen konnte, der mit ein Auge aufhielt. Der zweite Grund war ihm selbst ein Rätsel. Er wußte es nicht genau. Vielleicht erinnerte sie ihn an seine eigene Menschlichkeit, die ihm immer mehr zu entgleiten drohte. Natürlich redete er sich ein, dass er es aus humanitären Gründen tat, wenn er Jemanden tötete, damit dieser nicht mißbraucht oder gequält werden konnte. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er sie tötete und irgendwann stumpft tief drin in einem Etwas ab und er hatte wahnsinnige Angst davor, dass es ihm irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, völlig egal werden würde, wen er wann, wie und unter welchen Umständen tötete. Vermutlich war der zweite Grund sogar noch egoistischer als der erste.
Als sie ihren Namen nannte, neigte er den Kopf leicht zur Seite und hob eine Augenbraue leicht an: "Entweder waren Deine Eltern sehr kreativ oder genau das Gegenteil. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, Du stammst aus Jersey! Vielleicht gar keine schlechte Idee ... wobei, nein, nicht wirklich. Dann müsste ich Virginia heißen, das ist irgendwie ...!" Zeke konnte nicht anders, als einfach leise aufzulachen. "Tut mir leid, manchmal rede ich einfach ....", er stockte und das Lachen erstarb augenblicklich, als er hörte, wie sich Jemand an der Tür zu schaffen machte. Seine Bewegungen zeugten von Kontrolle, so schnell erhob er sich und wandte sich fast im gleichen Augenblick der Tür zu, seine Mimik wurde wieder ausdruckslos und ebenso kontrolliert. "Rutsch unter das Bett, bis an die Wand und mach die Augen zu!" Zekes' gesamter Körper stand unter Spannung, seine Stimme klang immer noch nicht unfreundlich, als er diese Worte an sie richtete, jedoch war es klar, dass er keinen Widerspruch dulden würde. Als sich die Tür zunächst nur einen Spalt breit öffnete, war er längst aus der Zelle hinausgetreten und befand sich neben dieser, alkoholgeschwängerte Luft drang durch den Spalt und das Lachen der Männer wurde lauter. Er konnte Fords' stark angetrunkene Stimme hören, der den Anderen mitteilte, dass der Junge jetzt genügend Zeit mit dem Mädchen gehabt hätte und er sich holen würde, was ihm zustand. Das Gröhlen der anderen Männer war die Antwort und Zekes' Lippen pressten sich zu einem schmalen Schlitz zusammen.
Er wartete geduldig ab, bis Ford sich durch die Tür schob, er war ein grobschlächtiger Typ, mindestens einen Kopf größer als Zeke selbst und doppelt so breit. Er schloß die Tür hinter ihm und widerstand dem Drang, einfach das Skalpell zu benutzen, welches er versteckt am linken Handgelenk trug, und ihm die Kehle aufzuschlitzen. "Wo zum Teufel ....", weiter kam Ford nicht, der betrunken und desorientiert zu den Zellen sah, wo er Jersey und Zeke vermutet hatte. Zeke glitt hinter ihn, trat gezielt in seine Kniekehle, so dass der Mann einknickte, dann schlang er einen Oberarm um dessen Hals und drückte zu, er wußte, wo die Venen langführten und so dauerte es nur ein paar Sekunden, bis Ford bewußtlos wurde. Es war eines der Standardmanöver beim Nahkampftraining und natürlich wußte er auch, dass es nicht lange dauern würde, bis Ford sein Bewußtsein zurückgewinnen würde. Wenn er ihn ließ, hieß das, aber das hatte Zeke nicht vor. Er ließ Fords' Körper zu Boden gleiten und verpasste ihm dann einen Schlag, der ihn für länger ausknocken würde. Dann erst warf er einen Blick in Richtung Zelle, wo Jersey unter dem Metallbett lag. "Ezekiel, aber Du kannst mich Zeke nennen!"
Es war lange her, dass er eine richtige Unterhaltung geführt hatte und er liebte den Klang ihrer Stimme, doch die Worte, die sie da hervorbrachte, ließen ihn eine Augenbraue leicht anheben: "Du weißt schon, dass das irgendwie nicht ganz logisch ist, oder? Zumindest klingt es nicht logisch. Natürlich war es richtig, ich kann auf mich aufpassen, Jersey. Was wäre Dir lieber gewesen? Bei mir zu bleiben und zu sterben? Das ist keine Option!" Er stupste leicht mit seiner Schulter gegen die ihre und nahm sich noch ein Stück vom Dörrfisch aus der Dose. Vermutlich war ihr nicht einmal bewußt, dass sie ihn genauso gerettet hatte wie er sie, auf ihre Art und Weise. "Ich war elf, als sie mein Zuhause stürmten, dabei starben 16 Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin. Zwei davon waren kaum älter als ich. Matthew war vierzehn, in den Augen meines Vaters also alt genug, um mit einer Waffe auf FBI- und ATF-Agenten zu zielen. Die, die nicht starben, wurden inhaftiert und wir Kids in verschiedene Staaten verteilt. Ich hab seitdem Niemanden von ihnen mehr gesehen, ich bin ziemlich sicher, dass sie tot sind. Und vielleicht ist das auch ganz gut so, sonst hätten wir vermutlich noch ein paar mehr Psychopathen á la Axe hier rumlaufen." Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wann er das letzte Mal so viel geredet hatte wie in der kurzen Zeit, die er nun mit Jersey verbracht hatte. Früher, vor der Apokalypse, hatte er eigentlich kaum seinen Schnabel gehalten, er redete viel und gern und verdammt viel Blödsinn. Dann schob er sich das Stück Dörrfisch schließlich in den Mund und kaute darauf herum. Als sie seine Hand nahm, wandte er den Blick, der zuvor starr auf die Wand gegenüber gerichtet war, wieder zu ihr hinüber und das warme Lächeln war auf seine Lippen zurückgekehrt. Er verstand, was sie meinte und das sie das auch wirklich glaubte, also drückte er ihre Hand kurz, bevor sie diese auch wieder zurückzog. Die Äußerung, dass sie ihn mochte, ließ sein Lächeln für einen Augenblick intensiver werden. "Ich weiß, dass Du auf Dich aufpassen kannst.", das Aber, dass sie vermutlich erwartet hatte, blieb aus, nur in seinen Gedanken ließ er diesem freien Lauf. Sie kannte ihn und er kannte sie, sie konnten Beide verdammt stur sein und er würde seine Meinung nicht ändern, denn sie war es in seinen Augen wert, beschützt zu werden, zu überleben, mehr als Jeder, den er kannte. Er würde sich immer für sie entscheiden, wenn er eine Wahl treffen müsste.
Als sie ihm so plötzlich die Tupperdose unter die Nase hielt, drehte er den Kopf reflexmäßig etwas weg. "Beim Angeln hatte ich halt mehr Glück!", er schob ihre Hand mit der Dose etwas weg und betrachtete ihr amüsiertes Grinsen. "Biest!", doch er erwiderte ihr Grinsen, legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, die Nacht hier zu verbringen, doch es wäre eine willkommene Abwechslung, einmal im Trockenen zu nächtigen, vor Allem bei dem Mistwetter, das zur Zeit draußen herrschte. "Hast Du in der Nähe andere Überlebende gesehen oder gehört?"
@Jersey
"Naaa, Lust auf eine Runde Skifahren?"
RE: Somewhere behind the rainbow (Zeke & Jersey)
in Verschobene Plays 27.07.2020 11:23von Last Survivor • | 355 Beiträge | 429 Punkte
@Jersey @Ezekiel Archer
Hallo ihr Beiden
Wollt ihr hier noch weiter schreiben oder darf ich das Play archivieren?
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